Die Bundeswehr wird ihre Dependance auf den früheren Hammonds-Barracks in Seckenheim „deutlich früher aufgeben als bislang geplant“ – und zwar schon Ende dieses, spätestens Anfang nächsten Jahres, also einige Monate eher als bisher gedacht. Diese überraschende Mitteilung macht Adrian Fohr vom Bereich Stadtplanung in der jüngsten Bezirksbeiratssitzung des Stadtteils.
Diese positive Nachricht steht so ganz im Gegensatz zu dem Eindruck, der aktuell vor Ort vorherrscht. Mehrmals erreichen den „MM“ Leserzuschriften, wonach sich auf dem Gelände „nichts tut“. „Ich finde die Entwicklung enttäuschend“, meint auch SPD-Bezirksbeirätin Evi Korta-Petry: „Der Fortgang auf dem Gelände ist sehr schleppend.“ Nach ihren Angaben sei bereits 2018 zugesagt worden, dass der Straßenbau schon 2019 hätte beginnen sollen.
Munitionsentsorgung dauert
„Ich verstehe die Sorge, dass da draußen nichts passiert“, meint Adrian Fohr: „Es geht alles sehr langsam und sehr behäbig“, räumt er ein: „Mit der jetzigen Entwicklung hat sich die Bundesanstalt als Behörde geoutet“, formuliert er und meint damit die hier federführende Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Anders als bei der Stadt werde nicht parallel gearbeitet, sondern Schritt für Schritt. Also etwa erst Herstellung der Grundstücke, dann Start für deren Vermarktung. Doch Fohr zeigt auch Verständnis für die BImA: „Dieser Teil Mannheims wurde stark bombardiert, deshalb gab es viele Munitionsreste. Deren Bereinigung hat eben sehr lange gedauert.“
Rückbau der Straße
Der vorzeitige Rückzug der Bundeswehr bietet jedoch die Chance, auch deren Gelände bald zu entwickeln. Gemäß Planung soll hier ein Supermarkt entstehen, der über ausreichend Parkplätze verfügt. Den angrenzenden Badener Platz gestaltet die Stadt. Da inzwischen jedoch beschlossen ist, dass der Zabbe-Brunnen nun doch nicht hierher kommt, muss über die Art der Gestaltung im Detail neu nachgedacht werden.
Vor allem liegt der Stadt der Rückbau der Seckenheimer Hauptstraße am Herzen. „Die hat ja hier einen autobahnähnlichen Zuschnitt“, formuliert Fohr. Allerdings sei dies nur im Rahmen eines Gesamtverkehrskonzeptes möglich, das „zahlreiche Beteiligte mit einbeziehen“ und daher in einem „sehr formalisierten Verfahren ablaufen“ müsse. Darüber hinaus macht Fohr auf den finanziellen Aspekt aufmerksam: „Den Umbau der Straße können wir nicht der BImA anlasten“, sagt er: „Denn der ist nicht durch den Umbau auf Hammonds begründet.“
Evi Korta-Petry schlägt vor, diese überbreite Straße zu verengen, um auf dem dadurch erhaltenen Raum Stellplätze einzurichten. Denn nach Übernahme der nahen Bezirkssportanlage durch den SV Seckenheim werde dort „mehr passieren“. Schon jetzt laufe der Verkehr durch das Quartier Hunsrück. „Was wird dann erst, wenn die stärkere Nutzung beginnt und etwa Wettkämpfe stattfinden?“, mahnt Korta-Petry: „Dann kollabiert uns der Hunsrück.“
CDU-Stadträtin Marianne Seitz plädiert daher dafür, den Badener Platz zum Park & Ride-Standort auszubauen. Die Nutzung durch den nahen Supermarkt widerspreche dem nicht: „Dessen Parkplätze werden ja sonntags nicht genutzt.“ Fohr verweist diesbezüglich auf die RNV.
Bahnübergang: Wenig Hoffnung
„Wir sollten noch einmal das Thema Bahnübergang angehen“, meint Grünen-Stadträtin Nina Wellenreuther. Doch da kann Fohr nur wenig Hoffnung machen: „Das ist rechtlich ein ganz großes Rad, an dem wir drehen müssten“, meint der Fachmann. Tangiert seien eine Straßenbahn, „die hier rechtlich eine Eisenbahn ist“, und ein Hochwasserdamm: „Wir haben eine Querung, die funktioniert. Eine andere zu finden, ist aussichtslos oder sehr schwierig.“
Und was sagt die BImA? Dort kann man die ganze Aufregung nicht verstehen. „Die Bauzeiten entsprechen dem, was wir in der Bezirksbeiratssitzung vom 30. September 2020 kommuniziert haben“, betont Projektmanagerin Martina Block. Und sie nennt die weiteren Schritte: Abschluss der Abbrucharbeiten im Sommer, danach, also Spätsommer, Verlegung der neuen Versorgungsleitungen, Bau der Straßen, Herstellung der Grünen Mitte und der Spielflächen. Block betont: „Die Baumaßnahmen stocken nicht.“
Hammonds-Barracks
Lage/Umfang: Im Norden von Seckenheim, 9,2 Hektar groß.
Geschichte: 1937 Bau des Komplexes als „Loretto-Kaserne“ durch die Wehrmacht, 1945 Übernahme durch die US-Army, benannt nach GI Robert M. Hammonds, 1985 Ansiedlung der Bundeswehr, 2011 Rückzug der Amerikaner, der Bundeswehr 2021/22.
Projekt: 400 Wohneinheiten, teils als Eigentum, teils zur Miete, etwa 1000 Bewohner. Zeitplan: Spätsommer 2021 Beginn der Erschließung, 2022 Vermarktung. -tin
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