Seckenheim - Sprecher der Fraktionen im Bezirksbeirat formulieren ihre Ziele für 2021 / Zwiespältige Bilanz des vergangenen Jahres

Bezirksbeiräte: Kinderbetreuung und Verkehrssituation 2021 wichtig

Von 
Konstantin Groß
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„Das kommunalpolitische Jahr 2020 brachte kaum Lösungen und Antworten zu bestehenden Themen.“ Die Bilanz von Ralf Kittel von den Seckenheimer Grünen klingt ernüchternd. Auch wenn die Sprecher der anderen Fraktionen im Bezirksbeirat, die dem „MM“ auf seine Fragen nach einer Bilanz des zurückliegenden Jahres geantwortet haben, nicht ganz so drastisch formulieren, so fällt doch auf: In Mannheims südöstlichem Vorort sind die Kommunalpolitiker mit 2020 weniger zufrieden als ihre Kollegen in den umliegenden selbstständigen Kommunen.

Aber was waren das auch für Rahmenbedingungen! „Zwar wurden interne Sitzungen durch die Verwaltung schnell ins Virtuelle verlegt“, lobt Ralf Kittel: „Aber daran galt es sich bei immer wieder streikender Technik zu gewöhnen.“ Ralf Busch (FDP) erinnert sich an seine letzte Online-Sitzung, „die so problematisch war, dass letztlich auf Telefonkonferenz umgeschaltet wurde.“

Direkte Kontakte vermisst

„Der Austausch mit den Bürgern fiel fast komplett flach“, bedauert Evi Korta-Petry (SPD): „Gute Bezirksbeiratsarbeit steht und fällt aber mit dem Bürgeraustausch vor Ort.“ „Mir persönlich fehlte der direkte Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern“, bestätigt Sabine Brenner (CDU). Und das hat dann auch eine politische Folge: „Eine ausgefallene und eine stark eingeschränkte öffentliche Sitzung schränkten die Arbeit gerade im Sinne der Bürgerbeteiligung stark ein“, beklagt Ralf Kittel.

„Viele Kernthemen konnten nicht zufriedenstellend bearbeitet werden“, begründet Kittel sein eingangs erwähntes Urteil und nennt mehrere Beispiele: „Von fehlenden Kinderbetreuungsplätzen über die Gefährdungssituation auf der Hauptstraße bis zur Vorstellung eines neuen Nahverkehrskonzepts.“

Doch auch in Kittels Augen gibt es natürlich positive Entwicklungen, vor allem den Betriebsbeginn des Kindergarten-Containers im Ortsteil Hochstätt, der den dortigen Engpass bei den Betreuungsplätzen zumindest lindert. Auch dass der „lange schwelende Konflikt“ um den Zabbe-Brunnen gelöst werden konnte, verbucht Kittel als erfreulich.

„Vieles ist angepackt, aber nicht erledigt“, meint aber auch sein Kollege Ralf Busch von der FDP. Als Beispiele nennt er die Planungen für das Stem-Gelände und für die Otto-Bauder-Anlage. Und selbst der Zabbe-Brunen sei zwar „beschlossen, aber noch nicht errichtet.“

Etwas positiver fällt die Bilanz der SPD aus: „Laufende und bekannte kommunalpolitische Themen wie der Straßenverkehr, der ÖPNV, die Betreuungssituation, Stem, Hammonds oder die Bebauung auf der Otto-Bauder-Anlage haben wir weiterverfolgt“, betont Evi Korta-Petry.

Auch nach Ansicht von AfD-Bezirksbeirat Manfred Riemer „gab es keine Dinge, die coronabedingt aufgeschoben werden mussten.“ Wenn etwas liegengeblieben sei, dann habe dies andere Gründe, so die Aufstellung des Zabbe-Brunnens.

Kommunalpolitisch eher positiv sieht 2020 dagegen die CDU. „Soweit Corona es zugelassen hat, war es zwar ein etwas eingeschränktes, aber gutes Jahr“, meint Sabine Brenner. Und die Frage, ob etwas liegengeblieben sei, beantwortet die CDU-Politikerin eindeutig: „Meiner Meinung nach nein. Alle anstehenden Probleme wurden aufgegriffen.“

Dauerbrenner Nahverkehr

Für das kommende Jahr haben sich die politischen Gruppierungen dennoch einiges vorgenommen. „Die Schaffung ausreichender Krippen-, Kindergarten- und Hortplätze ist ein zentrales Thema“, betont Ralf Kittel unter Hinweis auf die anstehende Bebauung auf Hammonds und auf der Otto-Bauder-Anlage. Hinzu kommt „die an- und eingepasste Nutzung des Stem-Geländes“ mit „überwiegender Nutzung für Sport“.

Ein besonderes Anliegen für Kittel, der auch Sprecher der Bürgerinitiative ABÖ ist, bleibt der öffentliche Nahverkehr. Dabei gelte es, eine bessere Lösung zu finden, „ohne die engen Ortskernstraßen durch schwere Stadtbusse zu belasten.“ Der für Februar anstehenden Bezirksbeiratssitzung, auf der auch das Alternativkonzept der ABÖ diskutiert werden soll, sieht er daher mit „Spannung“ entgegen, wie Kittel bekennt. Genauso wichtig ist ihm allerdings der Radverkehr sowohl inner- als auch außerhalb des Ortes. Konkret plädiert Kittel für „eine durchgängige Verbindung von Edingen in die Innenstadt als zusätzliche Trasse zum geplanten Radschnellweg.“ Auch die Ausweisung von Fahrradstraßen und ganzen Fahrradquartieren kann Kittel sich vorstellen.

„Die Schwerpunkte unserer Fraktion“, so betont Evi Korta-Petry für die SPD, „werden sicherlich die Begleitung der Baumaßnahmen auf Stem und auf der Otto-Bauder-Anlage sowie die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Hauptstraße und sichere Fahrradwege im Ort sein.“

Bei Ralf Busch steht die Entwicklung der Sportanlagen ganz oben an: „Nicht nur Flickschusterei soll die Planung bestimmen“, fordert er, „sondern zukunftsträchtige Entscheidungen getroffen werden, damit endlich die Anliefertouren der Kinder, der Eltern für ihre Kinder und der Sportler zu Sportstätten in anderen Stadtteilen aufhört.“

Kinderbetreuung verbessern

Ebenso wichtig ist für Busch, den Bedarf bei der Kinderbetreuung zu decken und die Verkehrssituation im Stadtteil zu verbessern. Das betrifft sowohl Fahrradwege als auch Parken in der Hauptstraße, wofür er übrigens auch die Seitenbereiche nutzen will, sowie den Busverkehr – und dies „in Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative“, wie er betont.

„Es gibt so Einiges in Seckenheim“, antwortet Sabine Brenner auf die Frage nach Themen im neuen Jahr. „Die Kinderbetreuung muss dringend dem Bedarf angepasst werden“, fordert sie und nennt weitere Themen: „Hammonds, Stem, Otto Bauder, Radwege und nicht zu vergessen: der Zabbe-Brunnen!“

Apropos: „Mir ist der Zabbe--Brunnen ein besonderes Anliegen“, bekennt Manfred Riemer: „Die Seckenheimer möchten ihn endlich wiederhaben, und 2021 sollte das endlich geschehen.“

Doch Sabine Brenner spricht wohl all ihren Kollegen aus dem Herzen, wenn sie bekennt: „Mein größter Schwerpunkt wird sein, dass wir die Pandemie gut und gesund überstehen“, betont sie. „Dann können wir in gewohnter Weise wieder unsere Arbeit aufnehmen.“

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