Kunst

Mannheimer Beny Hill thematisiert Medikation bei ADHS in einer Ausstellung

Der Mannheimer Künstler Beny Hill stellt Werke aus, die provozieren. Seine Objekte werfen Fragen auf: Ist Ritalin die Lösung oder ein Problem für Kinder mit ADHS?

Von 
Katja Geiler
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Aus Medikamentenschachteln baute Beny Hill einen Roboter. © Katja Geiler

Mannheim. Bei der Ausstellung des Mannheimer Künstlers Beny Hill im Wahlkreisbüro von Susanne Aschhoff (Grüne) steht das Thema Medizin im Vordergrund. Die Objekte, wie zum Beispiel ein Roboter aus Arzneischachteln oder ein Flachbildschirm, auf dem eine Dauerwerbesendung für Ritalin-Apfelschorle läuft, werfen Fragen auf, doch Beny Hill, der eigentlich Benedikt Alexander Hilbel heißt, ist gerne bereit für Ausführungen.

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Der 30-Jährige ist selbst betroffen von ADHS, die Verpackungen der Medikamente waren eine Inspiration für ihn. „Ich habe mich gefragt, was ein Kind mit den Medikamentenschachteln machen würde, das Ergebnis ist der Ritalin-Roboter. Es geht mir um die Aufklärung über die ADHS-Medikamente. Warum müssen betroffene Kinder Ritalin nehmen, um mehr Leistung zu bringen? Ist Ritalin böse oder hilfreich?“

Eltern und Kinder sollen gemeinsam herausfinden, ob Ritalin den betroffenen Kindern guttut oder nicht

Das Besondere am Roboter ist das echte Entenherz, das mit Epoxidharz haltbar gemacht wurde und durch ein Loch in der Brust des Roboters sichtbar wird. Der Roboter funktioniert, aber in seiner Brust ist ein echtes Herz - soll dies bedeuten, dass Kinder, die Ritalin nehmen, zu Robotern werden? Geht es nur darum, dass man in der Gesellschaft funktioniert, und das auf Kosten der Individualität?

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So weit möchte es der Künstler nicht zuspitzen. Er möchte, dass die Betroffenen von ADHS und deren Eltern selbst herausfinden, ob die Medikamente ihnen guttun. Mit dem Werbefilm für Ritalin-Apfelschorle möchte Hilbel ausdrücken, dass Kinder das Medikament mit derselben Selbstverständlichkeit einnehmen, mit der sie eine Dose Apfelschorle in die Schule mitnehmen. Neben dem Bildschirm stehen tatsächlich die Dosen - nummeriert, als Kunst-Objekte. „Ich habe Ritalin mit sechs Jahren zum ersten Mal ausprobiert. Es war seltsam, als ob die Zeit stehenbleibt. Ich setzte es wieder ab“, erinnert sich Hilbel.

Er lebte weitere 16 Jahre lang mit der Aufmerksamkeitsstörung, machte eine Ausbildung im Einzelhandel und ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland. „Danach hatte ich keine Tagesstruktur mehr. Ich probierte mit 22 Jahren noch einmal Ritalin, und es ging besser. Ich machte eine zweite Ausbildung als Krankenpfleger und meinen Führerschein. Ich bin froh, dass es Tabletten gibt, die meine Lebensqualität verbessern.“

Beny Hill arbeitet am ZI mit älteren Menschen

Hilbert hat keinen leichten Job. Er arbeitet im ZI in der Abteilung geriatrische Gerontopsychiatrie. „Die älteren Leute haben Krankheiten wie Demenz, Depressionen oder Schizophrenie. Es sind Leute, die aufgegeben wurden. Sie sind desorientiert und wollen weglaufen. Ich versuche, ihnen zu helfen, eine Tagesstruktur zu bekommen. In der Pflege nimmt man immer etwas mit nach Hause.“

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Hilbert lebt im Stadtteil Franklin, ist Teil des Kunst- und Gesellschaftsprojekts „Barac“. Nicht nur Arzneiverpackungen, sondern auch ausrangierte Dinge wie ein altes EEG-Gerät inspirieren ihn. An die Schreiber des Geräts hatte er Farbstifte montiert, durch verschiedene Schwingungen im Raum wie Töne oder Bewegungen entstanden Bilder auf Endlospapier. Findet er ein interessantes Objekt im Sperrmüll, wird es schon mal umgestaltet und ins Portfolio mit aufgenommen.

Oft arbeitet er zusammen mit seinem Künstlerkollegen Samuel Biebel, der sich ebenfalls mit dem Thema Pharmazie beschäftigt und an diesem Tag ein Objekt aus Tabletten und Epoxidharz vorstellte, um bewusst zu machen, wie viele Medikamente man konsumiert. Die Ausstellung ist noch bis Ende April im Danziger Baumgang 90 zu sehen.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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