Mannheim. Die ehrenamtlichen Macher der Sandhofer Kerwe sind sich einig: „Wenn das Theater sich wie alle anderen Aussteller an die Regeln hält, die entsprechenden Gebühren bezahlt oder durch kurze Auftritte auf der Hauptbühne ’abarbeitet’, dann steht dem Mitmachen nichts im Wege“, teilen sie auf Nachfrage mit - und reagieren damit auf die Absage des Rhein-Neckar-Theaters (RNT) für die bevorstehenden tollen Tage, die traditionell im Mannheimer Norden Ende August viel Publikum in den Stadtteil locken.
Kerwe in Mannheim-Sandhofen: Rhein-Neckar Theater sagt ab
Vier Tage lang geht es dabei rund ums Kriegerdenkmal und am Stich sowie in der Schönauer Straße bis zur Bartholomäuskirche hoch her - mit über 50 Ständen am verkaufsoffenen Kerwesonntag. Mit dabei sind zahlreiche Vereine und Geschäfte im Stadtteil, nach dem großen Festwochenende wird am Kriegerdenkmal noch bis Dienstag mit Ständen und Fahrgeschäften weitergefeiert.

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Das freie Theater aus der Neckarauer Seilerei hatte vor ein paar Tagen auf seiner Facebook-Seite mitgeteilt, in diesem Jahr nicht bei der Sandhofer Kerwe dabei zu sein. „Wir sind raus“, schrieb Markus Beisel, Kopf des für seine Schlager- und Musical-Vorstellungen bekannten Ensembles. „Wir haben uns immer als Teil der Kerwe gesehen und in Eigenregie und Handarbeit ein zweitägiges Programm mit professionellen Künstlerinnen auf die Beine gestellt, die wir aus eigener Tasche bzw. aus den Einnahmen des Getränkeverkaufs finanziert haben.“ Nun solle man Standgebühr und Kaution zahlen, was das RNT letztes Jahr bereits abgelehnt habe, so Beisel weiter.
Streit um Auftritt bei Sandhofer Kerwe: Es geht nicht nur ums Geld
Doch um’s Geld allein scheint’s beim Streit um die Kerwe-Präsenz des Theaters nicht zu gehen: Laut Vorstand des gemeinnützigen Kerwe-Vereins habe sich das RNT im vergangenen Jahr „nicht an die Regeln gehalten“, so seien Rettungswege nicht frei gehalten und Lautstärke-Auflagen nicht eingehalten worden. Zudem habe das RNT seinen Standplatz ungereinigt zurückgelassen, wie Uwe Mauch, Vorsitzender des Kerwevereins, gegenüber dieser Redaktion erklärte.
Sandhofer Kerwe
- Die Sandhofer Kerwe findet in diesem Jahr von Samstag, 26., bis Dienstag, 29. August, statt.
- Samstag, 26. August: 14.30 Uhr Traktorenumzug zum Denkmal; 15 Uhr Eröffnung am Denkmal mit der Kerwebagage; 15.30 Uhr Livemusik am Stich (Father &Son); 19 Uhr Livemusik am Stich (James Torto & Band).
- Sonntag, 27. August: Verkaufsoffener Sonntag; Kerwemeile; 10.30 Uhr ökum. Gottesdienst am Stich; ab 12 Uhr Bühnenprogramm am Stich mit dem MGV Sandhofen und Blau Weiß Waldhof; 16 Uhr Swinging Pop am Stich; 18 Uhr Livemusik am Stich (Zeitlos);
- Montag, 28., und Dienstag, 29. August: Kerwe am Denkmal.
Alle Vorwürfe weist Markus Beisel vehement zurück - was wiederum Mauch nicht beeindruckt: „Natürlich können wir unsere Aussagen entsprechend belegen, wenn dies nötig sein sollte“, lässt er wissen. Grundsätzlich sei man aber bereit, „mit den Akteuren zu reden, die sich jetzt beschwert haben, aber nur auf einem Gespräch auf Augenhöhe und ohne Beschimpfungen, Beleidigungen und Erpressungsversuche“, so Uwe Mauch.
Kerwe in Sandhofen hat einen Etat von 30.000 Euro
Man müsse in diesem Jahr aber praktisch eine Verdopplung der Kosten stemmen, da insbesondere städtische Gebühren etwa für die Nutzung der öffentlichen Flächen und Absperrungen stark angestiegen seien. Für den vom Kerweverein verantworteten Teil der viertägigen Kirchweih haben Mauch und seine neun aktiven Mitstreiter einen Etat von knapp 30 000 Euro, der eben aus den Standgebühren und von Sponsoren bestritten werde. Von daher sei man für jede Unterstützung dankbar.
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Doch man wolle zugleich auch das zumeist ehrenamtliche Engagement viele Vereine unterstützen, die seit vielen Jahren treu ihre Kerwestände bestücken und die Gebühren bezahlen. Vor diesem Hintergrund ist wohl auch eine weitere Absage zu sehen: Der junge SV Sandhofen, der in diesem Jahr erstmals an der Kerwe mitmachen wollte, hatte bereits früh seine Standgebühren bezahlt, weil der Kerweverein in Aussicht gestellt habe, dass sie dann ihren Wunschstandort bekämen, wie SV-Präsident Marco Cardona auf Nachfrage erläuterte. Cardona: „wir wollten wegen der Sichtbarkeit auf den Stich.“
Dies sei dann trotz mehrfacher Nachfragen und Austauschs von Emails nicht möglich gewesen, so dass man sich entschlossen habe, doch nicht mitzumachen. Cardona: „Das ist sehr schade, wir wären gerne dabei gewesen.“ Einen Alternativstandort nur wenige Meter entfernt (Spinnerei-, Ecke Kalthorststraße) habe der SV laut Mauch nicht akzeptiert. Zugleich sei der Kerweverein „nicht bereit gewesen, einen anderen Verein vom Platz zu vertreiben, nur dass der SV Sandhofen da hin kann.“ Man habe dem SV daher die vorab bezahlte Gebühr zurück überwiesen.
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