KZ-Gedenkstätte

KZ-Gedenkstätte in Mannheim-Sandhofen: Modernisierung geplant

Die Gedenkstätte in der Außenstelle des Konzentrationslagers Natzweiler in Mannheim-Sandhofen besteht seit 34 Jahren. Jetzt soll sie modernisiert werden. Wie das geschehen soll, wurde im Bezirksbeirat vorgestellt

Von 
Bernhard Haas
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Die Gedenkstätte Sandhofenbenötigt eine grundlegende Neukonzeption. © Bernhard Haas

Mannheim. Die Gedenkstätte erinnert an das Außenlager des Konzentrationslagers (KZ) Natzwiller (deutsch: Natzweiler) im Elsass im französischen Departement Bas-Rhin, Region Grand Est, das von September 1944 bis März 1945 in der Gustav-Wiederkehr-Schule in Sandhofen eingerichtet war. Das Lager diente der Unterbringung von polnischen KZ-Häftlingen, die vor allem für Daimler-Benz in Mannheim Zwangsarbeit leisten mussten.

Eingerichtet wurde die Gedenkstätte nach langen Diskussionen und Auseinandersetzungen im Jahr 1990. „Das ganze Konzept entspricht nicht mehr einer modernen Geschichtsgestaltung“, berichtete Christine Psutka vom Verein KZ-Gedenkstätte dem Bezirksbeirat des Stadtteils. Marco Brenneisen vom Marchivum, Leiter der Gedenkstätte, ergänzte: „Nach 34 Jahren ist eine grundlegende Neukonzeption angedacht. So manches entspricht nicht mehr heutigen Vorstellungen an eine Gedenkstätte.“

KZ-Gedenkstätte Sandhofen: Klassische Ausstellung im Stil der 1980er Jahre

Psutka erläuterte die Ausgangslage. Die Gedenkstätte im Untergeschoss der Schule sei ein bedeutender außerschulischer Bildungsort der NS-Geschichte im Rhein-Neckar-Raum, der sich mit einem umfangreichen Bildungsangebot für Schulklassen und andere Institutionen etabliert habe. Zurzeit würden rund 2000 Besucher in der Gedenkstätte jährlich registriert. Besonders hervorzuheben sei die Zugsamenarbeit mit den Grundschulen, in der sich Viertklässler in einer Geschichts-AG mit dem Geschehen in der Nazizeit auseinandersetzen würden.

Die Ausstellungsräume in der Gedenkstätte Sandhofen wurden 1990 eröffnet und sollen nun modernisiert werden. © Katja Geiler

Die Häftlinge waren vor allem junge Menschen, die damals inmitten eines dörflichen Wohngebietes unter schlimmen Bedingungen inhaftiert waren. Es gebe bereits eine gute historische Aufarbeitung, auf deren Grundlage das bisherige Programm weiter entwickelt werden könne. Die Gedenkstätte selbst arbeite mit Grund- und Förderschulen zusammen und finde damit Anknüpfung an eher schwierig zugängliche Gruppen.

Bei der Einrichtung der Gedenkstätte handele es sich um eine klassische Ausstellung im Stil der 1980er Jahre mit Tafeln, ergänzte Brenneisen. „Das erklärt sich heute nicht mehr. Es ist einfach nicht mehr zeitgemäß“, so Brenneisen, der sich für mehr digitale Angebote und die Erweiterung der 240 Quadratmeter großen Ausstellung aussprach. Dabei müsse eine einvernehmliche Lösung mit dem „Golden Lions“ Drum and Bugle Corps gefunden werden, das nebenan probt. Für Gruppenarbeiten könne der Raum jedenfalls multifunktional auch für Veranstaltungen und Sonderausstellungen genutzt werden.

Im Mannheimer Daimler-Benz-Werk musste Zwangsarbeit geleistet werden

Auch das nähere Umfeld der Gustav-Wiederkehr-Schule solle einbezogen werden. So waren die Häftlinge einige Wochen in der ehemaligen Mädchenschule in der Kriegerstraße untergebracht. Im Daimler-Benz-Werk musste Zwangsarbeit geleistet werden und vom Bahnhof Sandhofen führte der Weg der Häftlinge durch den Ort in das Lager in der Schule. Digital könnten weiterführende Informationen zum Beispiel über QR-Codes vermittelt werden, so Brenneisen.

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Konzeption und Inhalte der Ausstellung würden durch den Trägerverein und das Marchivum erarbeitet. Wichtige Akteure würden in das Projekt eingebunden. Brenneisen erläuterte, dass jetzt eine Phase beginne, in der Geld eingeworben werde, um das gesamte Projekt zu finanzieren. Die Stadt habe bereits als Anschubfinanzierung 100 000 Euro bewilligt. Weitere 30 000 Euro würden von einer Stiftung bereitgestellt. Es müssten allerdings noch weitere Geldgeber gefunden werden. Eine erste Schätzung der Gesamtkosten liege bereits vor. Diese würden rund 750 000 Euro betragen. Nach der Werbung der Mittel würde ein Feinkonzept erarbeitet. Anschließend könnte die Gedenkstätte in eineinhalb bis zwei Jahren modernisiert werden.

Als sie die Höhe des Gesamtmittelbedarfs erfuhren, zeigten sich die beiden anwesenden Stadträte Wilken Mampel (CDU) und Jörg Finkler (AfD) überrascht. Mit solch hohen Kosten hätten sie nicht gerechnet. Stadtrat Claudius Kranz (CDU), der die Sitzung leitete, verwies darauf, dass die anstehenden Haushaltsdebatten sicher einen Hinweis geben würden, wie weit die Stadt helfen könne.

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