Rheinau. Er ahnt es bereits im Vorfeld. „Ich bin Sternzeichen Jungfrau und daher ohnehin am Wasser gebaut“, schmunzelt Harald Knapp. Der scheidende Rektor der Pfingstbergschule sollte Recht behalten. Die Augen sind feucht, als er in einer emotionalen Feier von Kollegium und Schülern nach 25 Jahren in der Schulleitung verabschiedet wird.
Drei Stunden ist die Feier lang, doch dank viel Kreativität kurzweilig. Unmöglich, sämtliche Präsentationen zu erwähnen. Stellvertretend genannt seien die tollen Auftritte der Schüler sowie Videoclips, in denen ein Lehrer als „Horst Schlämmer“ Weggefährten interviewt. Und Pfarrer Hansjörg Jörger, der zur Gitarre greift und mit Schuldekan Andreas Weisbrod „Großer Gott, wir loben Dich“ mit neuem Text singt: „Wir sind hier/Um Dank zu sagen Dir.“
Für den 64-jährigen Knapp ist das jetzt natürlich ein tiefer Einschnitt. Aber auch für die Pfingstbergschule, in der der gebürtige Karlsruher nach Stellen in Stuttgart und in der Mannheimer Sickingerschule seit 1999 tätig ist. Damals wird er Konrektor und 2006 Rektor. 25 Jahre in der Leitung der 400 Schüler zählenden Einrichtung – damit habe er gut 10 000 Zeugnisse unterschrieben, wie beim Festakt vorgerechnet wird.
Es sind Jahre der Innovationen, die bis heute tragen, mit Entwicklung des Ganztagesbetriebs und der Werkrealschule; ohne Knapp würde es diese nicht mehr geben, erinnert Schulrat Jens Trescher. Inhaltlich prägend wird vor allem die Berufsorientierung in Form von Kooperationen mit Ausbildungsbetrieben.
Das alles spricht sich natürlich herum, wird prämiert, etwa mit dem zweiten Preis beim Bundeswettbewerb „Starke Schule“ – und Empfang beim Bundespräsidenten Gauck.
Und die Schule wirkt auch in den Stadtteil hinein. Etwa mit der Reihe „Pfingstbergblues“ – mittlerweile 50 Konzerte mit gutem Ruf weit über Mannheim hinaus. Einmal ist sogar der Bruder von Mick Jagger vor Ort. „Da war was los, mit Fernsehen und allem“, erinnert sich Knapp noch immer sichtlich begeistert.
Basis dafür ist das gute Miteinander im Kollegium. Die Rede der dabei sichtlich bewegten Konrektorin Katja Frohnwieser an den „weltbesten Teamleiter“ zeugt davon ebenso wie der Gesang des Kollegiums zur Melodie von „Tränen lügen nicht“.
Dafür scheut Knapp nie „ein ehrliches Wort gegenüber Vorgesetzten“, wie Amtskollege Lars Hoffmann (Konrad-Duden-Schule) formuliert. Einer, „der sich für die Schule engagiert einsetzt“, wie Schulrat Stephan Meinzer vieldeutig ergänzt.
Schließlich die Familie, neben der Schule sein zweites gelungenes „Lebenswerk“, wie Sohn Marvin und Tochter Lilly betonen. Aber auch an ihrem Beginn steht Schule: Seine Frau Annette lernt Knapp während seiner Ausbildung kennen.
Er sei gerne zum Dienst gegangen, bilanziert er in seiner Abschiedsrede. In eine Schule „mit mediterranem Flair“, damit „eine der schönsten Schulen Mannheims.“ Sein Beruf habe ihm „Freude und Abwechslung gebracht.“ Doch 25 Jahre seien nun aber auch genug.
Man spürt: Knapp freut sich auf „Freizeit forever“. Vor allem auf seinen MG, einen englischen Oldtimer, den er sich geleistet hat; um ihn zu pflegen, absolviert er sogar einen Schweißerkurs. Und auf das Reisen: Korsika, Vietnam/Kambodscha, die USA sind avisierte Ziele. So erhält er als Geschenk außer Reiseführern auch eine Christophorus-Figur.
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