Mannheim. Da muss man sich schon an den Kopf greifen: In Deutschland im Allgemeinen und in Mannheim im Speziellen fehlt Wohnraum. Und - selten genug - werden nun in Rheinau-Süd fast 60 neue Wohneinheiten errichtet. Doch wer denkt, diese positive Entwicklung auf dem bislang hässlichen Brachgelände würde bei Ortspolitikern und Bürgern auf Zustimmung stoßen, der sah sich kräftig getäuscht. Und das ist völlig unbegreiflich.
Sicher, nicht alles scheint bei diesem Projekt optimal zu laufen. Wenig sinnvoll ist es, dass der Bezirksbeirat darüber öffentlich berät und die Bürger informiert werden, nachdem bereits die erste Baugrube ausgehoben ist.
Auch die Vorgabe an den Bauherrn, nur einen Stellplatz pro Wohnung errichten zu müssen, ist schwer einsichtig. Entspricht jedoch geltendem Recht, und zwar der Landesbauordnung - und damit dem Willen der Landespolitik. Als dies beschlossen wurde, lautete die Begründung des einen politischen Lagers, man müsse den Wohnungsbau „entbürokratisieren“, ihn erleichtern, indem man auf kostenintensive Vorgaben wie das Bereitstellen vieler Stellplätze verzichtet. Das andere Spektrum argumentierte, ohnehin werde die Bevölkerung künftig mehr mit Fahrrad und ÖPNV unterwegs sein.
Ablehnung des Projektes ist aus einem anderen Grunde kurzsichtig. Der neue Wohnraum bringt um die 150 Neubürger nach Rheinau-Süd. Die können, wenn es gut läuft, mithelfen, die schwache Infrastruktur zu stabilisieren - die ohnehin nur noch wenigen Geschäfte, aber auch die Vereine. Man kann nicht - und das ja zu Recht - den Verlust der Infrastruktur bejammern, aber gleichzeitig Zuzug kritisieren.
Auch die anderen Einwände sind nicht stichhaltig, so etwa die angebliche Zunahme des Verkehrs. Ulrike Kahlert (SPD) hat völlig Recht: Hier bestand früher der große Parkplatz des Supermarktes. Und deshalb gab es den gesamten Tag über damals zigmal mehr Zu- und Abfahrten als sie es hier künftig je geben wird.
Und ökologisch? Hier handelt es sich um eine versiegelte Brachfläche (eben den früheren Parkplatz), deren Wahrzeichen in den Monaten zuvor auch noch ein ausgebrannter Sattelschlepper bildete. Wenn nicht auf einer solchen Fläche gebaut werden kann - wo dann überhaupt noch?
So gilt unter dem Strich: Alles, was hier derzeit entsteht, ist besser, als das, was bisher dort war.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/rheinau-hochstaett_artikel,-rheinau-hochstaett-schaffung-von-wohnraum-muss-hier-vorrang-haben-_arid,2261752.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Wohnungsbau Schaffung von Wohnraum muss hier Vorrang haben
Am Bau von 58 Wohneinheiten in Rheinau-Süd gibt es aus der Nachbarschaft Kritik. Diese ist nicht gerechtfertigt, findet Redakteur Konstantin Groß