Mannheim. Da staunt mancher Fahrgast nicht schlecht. Neben dem Unterstellhäuschen ist auf dem Bahnsteig ein Tischlein aufgebaut, darauf Kannen mit heißem Kaffee und Tee, belegte Brötchen und süße Teilchen. Ein dauerhafter neuer Service der RNV zur Steigerung der Attraktivität des Nahverkehrs?, mag man fragen.
Irgendwie schon. Natürlich nicht in dem Sinne, dass eine derartige Verpflegung vor Ort zum ständigen Angebot wird. Aber durchaus im Sinne einer langfristigen Verbesserung, die mit diesem kleinen Empfang gefeiert wird: dem barrierefreien Umbau des Verkehrsknotenpunktes Karlsplatz auf der Rheinau. Ein Jahr werden die Bauarbeiten dauern, stolze 11,5 Millionen Euro investiert.
Die Notwendigkeit der Maßnahme offenbart sich den Teilnehmern des offiziellen Aktes bereits bei der Ankunft. Die Ende der 1960er Jahre angelegte Zufahrt von der B 36 aus zum Rondell Karlsplatz erinnert in ihrer Dimension an Autobahnauffahrten. Auch oben hat der Individualverkehr bislang Vorrang. Die Nutzer des ÖPNV, darunter viele Kinder und Jugendliche aus dem nahen Konrad-Duden-Schulzentrum, müssen ein unübersichtliches Geflecht von Straßen überwinden, von denen die Haltesteige der Stadtbahn und der Busse eingeschnürt werden. Das ist potenziell unfallträchtig und ganz real nicht barrierefrei.
So sahen sich die Verantwortlichen vor die Mammutaufgabe gestellt, den gesamten Verkehrsbereich neu zu ordnen. Stärker berücksichtigt werden sollten die Bedürfnisse der Nutzer von Straßenbahn, Bussen, Taxis und Radwegen sowie vor allem der Fußgänger und darunter wiederum der Schulkinder.
Knapp die Hälfte der Baukosten kommt von Bund und Land
„30 Jahre wird das schon diskutiert“, erinnert Marcus Geithe, Geschäftsführer der Mannheimer Verkehrsgesellschaft, beim Startschuss am Freitag: „Doch an diesem Montag geht es nun los.“ Daraus, dass hier eben nicht nur eine Haltestelle, sondern ein ganzer Knoten von Individual- und Nahverkehr umgestaltet wird, erklären sich auch die hohen Kosten.
11,5 Millionen Euro werden investiert, davon 5,5 Millionen von Bund und Land zur Verfügung gestellt, der Rest aus dem Stadtsäckel zugeschossen. „Wir haben keinen Grund, uns bei den Gemeinderäten zu beschweren“, versichert Geithe in Richtung von FDP-Fraktionschefin Birgit Reinemund, die als Aufsichtsrätin der RNV an der Feier teilnimmt.
Dass dies just hier geschieht, hat seinen Grund. „Die hiesige Linie 1 ist die wichtigste in unserem Netz“, betont der für den ÖPNV zuständige Stadtkämmerer Volker Proffen bei der kleinen Feier: „6700 Menschen steigen hier jeden Tag aus und ein.“ Die 1 sei die „Butter-und-Brot-Linie“, wie es in der RNV-Pressemitteilung heißt. Ergänzt wird sie im Rahmen des Konversionsnetzes durch die Linie 16 von und nach Franklin, deren südlicher Haltepunkt wiederum der Karlsplatz bildet. „Die Haltestelle Karlsplatz ist ein zentraler Baustein im Konversionsnetz Mannheim“, heißt es von Seiten der RNV.
So werden Zufahrten zum und die Straßen um den Karlsplatz herum in ihrer Breite deutlich reduziert und durch Ampeln für Fußgänger und Radfahrer sicherer, der direkte Zugang von der Wachenburgstraße zu den Stadtbahn- und Bushaltestellen für Menschen mit Behinderung zudem mit einem taktilen Leitsystem ausgestattet. Die Fahrradständer werden erweitert, um die Kombination von Rad- und Bahn-/Busverkehr noch attraktiver zu machen. Das Drais-Denkmal auf der Verkehrsinsel in der Wachenburgstraße wird vor die Tankstelle versetzt.
Während der Bauarbeiten Busse statt Bahnen
Natürlich läuft eine solch umfassende Maßnahme nicht ohne Einschränkungen während der Bauzeit, wie Frank Dommasch, Leiter des Bereichs Infrastruktur bei der RNV, erläutert: In Phase 1 von Dezember 2024 bis Februar 2025 werden für den Autoverkehr die Zufahrten vom Karlsplatz zur Relaisstraße gesperrt, zum Rheinauer Ring und zur Wachenburgstraße hin auch zusätzlich die Abfahrten. Die Buslinien werden umgeleitet, die 40 ab Rathaus Seckenheim zur Neckarauer Friedrichstraße. Und für die Linie 45 wird die Haltestelle Dudenschule nun die nächstgelegene vom Karlsplatz aus.
Die Stadtbahnen fahren zunächst regulär weiter. Das ändert sich mit Beginn von Phase 2 ab März 2025. Voraussichtlich bis Mai gibt es nurmehr einen Schienenersatzverkehr mit Bussen. Konkret: Die Stadtbahnlinie 1 verkehrt dann aus Richtung Innenstadt nur noch bis zur Haltestelle Friedrichstraße in Neckarau. Ab dort bis zum Bahnhof Rheinau setzen Busse den Transfer fort. Diese Bauphase liegt bewusst in den Osterferien, erläutert Marcus Geithe: aus Rücksicht auf die Schulkinder.
Im Herbst sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, sofern kein allzu harter Winter einen Strich durch die Rechnung macht. „Ich wünsche Ihnen, dass der Boden nicht einfriert“, meint denn auch Bürgermeister Proffen. Zumindest beim Start wird er erhört: Während es noch kurz zuvor schneit, erscheint exakt zur Eröffnung der kleinen Feier um 11 Uhr die Sonne: „Pünktlich“, so Proffen: „Wie die RNV nun einmal ist.“
Weitere Infos zum Ablauf unter www.rnv-online.de/karlsplatz
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