Mannheim. „Freude, schöner Götterfunken“ war der erste Impuls beim Neujahrsempfang Neckarstadt-West im Bürgerhaus. Wer da so göttlich zündelte, war Meloakustika, die „Musikschule für alle“ von Ionel Chirita. Der Funke sprang über und entfachte tatsächlich eine Grundstimmung von Freude und Zusammengehörigkeit, die durch die gesamte Veranstaltung trug.
Begrüßt wurden die reichlich erschienen Vertreter aus Politik, Verwaltung, Kultur und sonstigen gesellschaftlichen Gruppen, jedoch gerade auch bei Erwähnung des Teams vom Quartiermanagement und dem des Bürgerhauses gab es spontanen Applaus. Die Neckarstädter wissen, was sie an beiden haben. Erste Bürgermeisterin Diana Pretzell hieß zu Beginn ihres Grußworts die Bürger sogar an erster Stelle willkommen, erst dann zählte sie die Würden- und Funktionsträger auf. Das kam durchaus gut an.
Die beiden Rednerinnen des Vormittags stellten Fakten und Vorhaben in den Vordergrund ihrer Ausführungen. Quartiermanagerin Jennifer Pohl nahm zu Beginn auf den neuen Sozialatlas der Stadt Mannheim Bezug, in dem die Neckarstadt-West nach wie vor als Sozialraum 5 ausgewiesen ist. „Wir haben hier eine ganze Reihe Probleme“, sagte sie ungeschminkt. Dann erklärte sie mit Verweis auf die Lokale Stadterneuerung (LOS), dass die Stadt auch viel für den Stadtteil tut. „Das ist ein fachübergreifendes, interdisziplinäres Gremium - 20 Menschen aus 14 Verwaltungsbereichen Mannheims, die sich einmal monatlich besprechen.“
Mit „Vernetzung“ sucht das Quartiermanagement Synergien der Arbeit von Vereinen zu befeuern, mit „Beteiligung“ Veranstaltungen durchzuführen und zu unterstützen, die nicht dem Entertainment dienen, sondern kulturelle Teilhabe erleichtern und ermöglichen. Konkrete Aktionen wurden durchgeführt oder sind in diesem Jahr geplant. Eine Zusammenarbeit mit dem Local Green Deal fand 2023 und 2024 statt. Eine Plakataktion der Jugendhilfe für mehr Sauberkeit ist fürs Frühjahr geplant. Der Umzug des Einraumhauses wurde vom Quartiermanagement unterstützt. Das Open-Air-Kino auf dem Neumarkt und damit am neuen Ort war letzten Sommer so gut besucht wie nie, die Jubiläums-Lichtmeile unglaublich erfolgreich. Für 2025 hat das Quartiermanagement das Motto „Strukturen statt Projekte“ ausgerufen.
Bürgermeisterin Pretzell war es, wie ihrer Vorrednerin, wichtig zu betonen, dass in der Neckarstadt-West viel geschieht. Sie richtete die Neujahrsgrüße des Oberbürgermeisters aus und richtete sehr anerkennende Worte an Ionel Chirita und sein Ensemble. „Ein Genuss“, sagte sie, „es macht Freude zuzuhören.“ Dass Meloakustika für den Beginn die Europahymne gewählt hatte, ergebe viel Sinn, denn Europa sei wichtig für den Stadtteil. Ihr Dezernat und die Stadtverwaltung insgesamt betrachte vieles im europäischen und bundesdeutschen Zusammenhang. Das sei wichtig, denn für manche Klimamaßnahme gebe es Förderung, die es zum Wohl der Stadt und der Stadtteile zu nutzen gelte.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt stark im Fokus der Stadt
Die Neckarstadt-West sei übrigens bundesweit einer der heißesten Stadtteile überhaupt. Von den jährlich geplanten 1000 neuen Bäumen seien vergangenes Jahr viele in der Neckarstadt-West gepflanzt worden. Die nachhaltige Musterwohnung der Klimaschutzagentur war lange in der Neckarstadt untergebracht. Mehr und mehr Trinkbrunnen werden im Stadtgebiet installiert - mitten im Stadtteil auch auf dem Alten Meßplatz.
Stark im Fokus der Stadt sei das Thema gesellschaftlicher Zusammenhalt. In der Neckarstadt auf dem Alten Meßplatz haben 2024 mehrere Demonstrationen stattgefunden, auch gegen rechts. Dafür bedankte sich die Bürgermeisterin und dafür gab es spontanen Applaus. Pretzell sprach auch das Projekt Alter an, das im neuen Haushalt nicht mehr gefördert wird. Das bedauerte sie und bat mit Blick auf den sehr angespannten Haushalt um Verständnis. An der Humboldtschule nehme die Stadt für den Neubau 55 Millionen Euro in die Hand; ab 2027/28 werde es dort eine vierzügige Ganztags-Grundschule geben.
Fürs Neckarvorland wird 2025 eine Gestaltung vorgenommen. Zwischen westlicher Riedbahn und Kurpfalzbrücke soll das Gelände attraktiver für die Bevölkerung werden unter gleichzeitiger Beachtung des Naturschutzes. „Es geht voran im Stadtteil“, fasste Diana Pretzell zusammen und beendete ihre Rede mit dem dringenden Aufruf, sich an der Bundestagswahl zu beteiligen und die demokratischen Kräfte zu stärken.
Ionel Chirita vertritt mit seiner „Musikschule für alle“ den Anspruch, das Spielen eines Streichinstrumentes dürfe nichts Elitäres sein. Dass dies gelingt, war beim Agieren seines 15-köpfigen Ensembles gut zu beobachten. Unter anderem spielten die Musikerinnen und Musiker Pachelbels Canon in D und andere klassische Musik. Zu einem der Stücke interpretierte Adriana Zanfir das Lied „Busniocul“ von der berühmten rumänischen Sängerin Maria Tanase. Und schließlich erklang mit musikalischem Augenzwinkern „Horch, was kommt von draußen rein“. Darauf angesprochen, sagte Chirita: „Wir haben ein großes Repertoire.“
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