„Man darf die Ellbogen benutzen, das macht den Unterschied zum europäischen Kickboxen aus“, erklärte Kampfsportlerin Sarah König, die sich über einen goldenen Pokal freuen durfte, nach ihrem Sieg in Bezug auf die thailändische Kampfsportart Muay Thai. Im Ring konnte sich Teilnehmerin Sarah König gegen Kontrahentin Romina Waibel durchsetzen. In der GBG-Halle im Stadtteil Herzogenried fand die 15. Fight Night in den Kampfkünsten Muay Thai und K1 statt. Bei K1 handelt es sich um einen japanischen Kampfsport. Es war eine Veranstaltung des Vereins Thai Bombs, der aktuell sein 25-jähriges Bestehen feiert.
Mitten in der GBG-Halle stand ein gleißend hell beleuchteter Kampfring, um den sich das jubelnde Publikum auf Stühlen sitzend verteilte. Mit Theatralik und stimmungsvoller Einlaufmusik, etwa mit dem „Fight Song“ von Schockrocker Marilyn Manson, der über die Lautsprecher lief, marschierten die Kickboxer aus den Katakomben in den Ring. Sowohl männliche als auch weibliche Teilnehmer traten gegeneinander an, in geschlechtergetrennten Begegnungen. Vor dem Kampf verneigte sich Kickboxerin Sarah König, die dem Verein Thai Bombs angehört, dessen Trainingsstätte im Quadrat S 6,9 sitzt, aus Respekt nach allen Seiten zum Publikum hin. Außerdem gingen die Teilnehmer auf die Knie und führten einen zeremoniellen Wai Khru-Tanz zur Ehrerbietung auf, untermalt mit orientalischer Flötenmusik.
Anschließend fielen sämtliche Hemmungen: Fäuste, Arme und Beine flogen blitzschnell durch die Luft. Mit konzentriertem Gesichtsausdruck tänzelten die Schiedsrichter um die kämpfenden Paarungen herum, um das zugrundeliegende Regelwerk durchzusetzen. Aus Gründen der Hygiene trugen die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, die man auch englisch „Referee“ nennt, schwarze Latexhandschuhe. Denn hin und wieder müssen die Ringrichter die schwitzenden Leiber der Sportler anfassen. Bei Muay Thai ist sogar das enge Klammern zwischen den Kontrahenten erlaubt. Vereinzelt brüllten Besucher den Satz „Schlag’ ihm auf die Leber!“ in Richtung Ring.
Viele Clubs aus der Umgebung nahmen an der 15. Fight Night teil, etwa die Black Scorpions und das Kampfsporthaus Fuchs aus Ludwigshafen. Als Sportler Christian Hofmann in den Ring kletterte, skandierte sein Fanclub auf der Tribüne lautstark seinen Namen, um den 24-Jährigen moralisch zu unterstützen. In kurzen Kampfpausen wedelten die Trainer ihren Schützlingen in den Ringecken Luft zu. „Ich habe nach Punkten gewonnen, der Kampf musste nicht durch K. o. oder Verletzung abgebrochen werden“, erläuterte König, die beruflich als selbstständige Psychologin arbeitet. „Ich war dominanter und konnte wirkungsvollere Treffer landen“, schilderte die 29-Jährige, die sich freute, bei einem Heimspiel siegreich zu sein. Vor sechs Jahren kam die 1,63 Meter große und 56 Kilogramm schwere Sportlerin zu Muay Thai. Neben Fußball, Motorsport und Gewichtheben dürfte das Boxen die maskulinste Sportart sein. Sogar Vertreter der Weltliteratur konnten sich für diesen Sport begeistern, etwa Ernest Hemingway und Charles Bukowski.
Gegenwärtig dreht der Filmemacher Jonathan Funk, der in der GBG-Halle mit Kamera anwesend war, einen Dokumentarfilm über das Thema „Frauen im Kampfsport“. In diesem Film ist Sarah König die Protagonistin. „Wir werden unseren Dokumentarfilm Mitte 2023 veröffentlichen, vielleicht mit einer Premiere im Atlantis/Odeon-Kino“, so Funk.
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