„Debüt als Schriftsteller mit 77“ – so lautet die Überschrift des Artikels in dieser Zeitung, als Werner Himmele vor zwei Jahren seinen 550 Seiten starken Mittelalter-Roman „Katarina“ veröffentlicht. Die Resonanz ist sensationell. Und so bringt der Hobby-Autor, nun im 80. Lebensjahr, bereits seine dritte Auflage heraus.
Wer ihn in seinem Haus im Niederfeld besucht, der erkennt sofort: Neben klassischer Musik sind Bücher seine Passion. Vor allem über das Mittelalter. Doch dabei interessieren ihn weniger die leuchtenden gotischen Kathedralen als die dunkle Rolle der Kirche in jener Zeit. Das Interesse an diesen Themen führt den studierten Betriebswirt in seinem Ruhestand zu dem Entschluss, ein Buch darüber zu verfassen, einen Roman. Fünf Jahre lang schreibt er, morgens nach dem Frühstück ebenso wie nachts um eins. Am Ende sind es 550 Seiten – eine Meisterleistung. Kaum zu glauben, dass dieser hochbegabte Autodidakt in jungen Jahren an Legasthenie leidet.
Titelheldin Katarina ist ein Mädchen vom Lande, früh verkuppelt für ein Leben in Ausbeutung, und dies in jeder Beziehung, auch und gerade in sexueller. Dies ändert sich erst, als ihr Peiniger stirbt und sie eine Kräuterfrau trifft, die ihr nicht nur Lesen und Schreiben beibringt, sondern auch neue Horizonte eröffnet. In deren Weisheiten verpackt Himmele viel von seiner eigenen Weltsicht.
Die weise Kräuterfrau ist Angehörige der Beginen. Bei ihnen, einer Art früher Frauenhäuser, können sich Witwen und ledige Frauen zu einem behüteten Leben zusammenfinden – im Unterschied zum Nonnenkloster jedoch ohne den Zwang zum Gelübde; von der Kirche werden sie denn auch erbittert bekämpft.
Kirchenkritischer Geist
Deutlich wird dadurch Himmeles Sicht von Kirche, in der er sich durch aktuelle Entwicklungen nur immer weiter bestätigt sieht. Deren Vertreter kommen in dem Werk denn auch nicht gut weg. Bigotterie ist das Wenigste, das ihnen anhaftet. So widmet er denn auch sein Buch, dessen Cover eine Hexenverbrennung in Anwesenheit eines Priesters zeigt, im Vorspann „allen Heiden, Ketzern, Hexen, Juden, Forschern, Ungläubigen, Aufklärern, Atheisten, die durch das Schwert, den Scheiterhaufen, die Folter, die Gaskammer, durch Selbstmord ums Leben kamen.“
Das Buch gibt er im Eigenverlag heraus. Auch das Cover und die 60 Illustrationen im Inneren gestaltet er selbst. Der Erfolg ist durchschlagend, die Nachfrage so groß, dass er erneut nachdrucken lassen muss und nun bereits die dritte Auflage präsentieren kann – wie alle zuvor hergestellt vor Ort, in einer Neckarauer Druckerei. Und obwohl die Papierkosten seit der zweiten Auflage explodiert sind, hält Himmele den Preis bei 25 Euro. Ihm geht es wahrlich nicht ums Geld.
Er findet einfach Erfüllung am Schreiben. Vor kurzem beginnt er daher, ermuntert von einem Freund, sein Leben zu Papier zu bringen – beginnend mit der Geburt 1943, der Kindheit ohne den anderthalb Jahre später verstorbenen Vater, in der Kriegs- und Nachkriegszeit in der Neckarstadt. Auch auf dieses Werk darf man mächtig gespannt sein.
Info: Bestellung von „Katarina“ unter wernalbhimmele@web.de
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