Mannheim-Lindenhof. Die Neuordnung des Parkens am Straßenrand sorgt mitunter für Frust und Verwirrung bei den betroffenen Anwohnern. Zum Beispiel in der Schwarzwaldstraße. Strahlend weiße, frische Markierungen auf der Fahrbahn, viele neue Schilder mit dem Hinweis „Parken nur innerhalb gekennzeichneter Parkflächen“: Der Lindenhof ist einer der Stadtteile, in denen die Stadt die Neuordnung des Gehwegparkens bereits umgesetzt hat. Was verbirgt sich hinter dem sperrigen Begriff und wie fallen die Reaktionen der Anwohner auf das teils neue „Gehwegrandparken“ aus?
Anwohnerin sieht die Neuordnung als Verschlechterung
Es sind inzwischen einige Monate vergangen, seit die neuen Fahrbahnmarkierungen auf dem Lindenhof angebracht sind und die teils veränderten Parkregelungen gelten. Anwohnerin Gabriela Crisand sieht es durchweg als Verschlechterung: „Die neue Parkraumordnung ist an Absurdität kaum zu übertreffen“, äußert sie. „Ein Konzept wird übergestülpt und lässt einen ratlos kopfschüttelnd zurück.“ Crisand wünscht sich eine Rückkehr zum früheren Status quo.
Doch was hat sich verändert? „Das ungeordnete Parken auf Gehwegen wird nicht mehr geduldet“, führt Adnan Werning vom Dezernat des Baubürgermeisters Ralf Eisenhauer (SPD) aus. Konkret erläutert er: An bestehenden Regeln das Parken betreffend ändere sich nichts. Oft sei geduldet worden, dass halbseitig - also mit zwei Rädern - auf dem Gehweg geparkt wurde. Das soll sich nun ändern. Die Stadt führt auf Anweisung des Landes nach und nach für jede einzelne Straße Mannheims klare Park-Vorgaben ein. Gehweg-Parken ist dann „nur noch dort möglich, wo es ausdrücklich so ausgewiesen ist“, erklärt Werning.
Konkret bedeutet das auf dem Lindenhof, dass von der Stadt alle Straßen begangen worden sind, in denen nicht bereits Parkplätze explizit ausgewiesen waren. Die Stadt habe dabei geprüft, ob bei parkenden Autos auf dem Gehweg genug Raum für Fußgänger bleibt, und entsprechend entschieden, ob künftig auf dem Gehweg geparkt werden soll oder nicht.
Anwohnerin Gabriela Crisand berichtet davon, dass in der recht breiten Schwarzwaldstraße einige Parkplätze nun auf den Gehweg verlagert wurden, wo früher auf der Straße geparkt wurde. Vollkommen unsinnig, findet Crisand: Auf den Gehwegen sei es nun enger für Fußgänger, und durch die umgekehrt noch breiteren Straßen käme es nun häufiger vor, dass Autofahrer durch das Wohngebiet rasten.
Die Stadt erklärt, sie verfolge ein stadtweit einheitliches Vorgehen. Sobald der Gehweg trotz parkenden Autos am Rand breiter als 1,5 Meter bleibt, werden Parkplätze am Gehwegrand ausgewiesen. Das heißt in der Praxis: In einigen Fällen wird Gehwegparken verboten und der Gehweg dadurch im Sinne der Fußgänger breiter, wie von der Stadt versprochen. An anderer Stelle werden Gehwege, die früher angenehm breit waren, aber verengt.
Entweder Verbot oder Legalisierung - so läuft die Neuregelung in den Mannheimer Stadtteilen
Wie im Stadtteil Lindenhof wird auch in allen anderen Stadtteilen jetzt nach und nach das Parken auf Gehwegen nicht mehr geduldet. Auf Gehwegen gilt grundsätzlich ein Parkverbot. Die Straßenverkehrsordnung (StVO) schreibt dazu: „Zum Parken ist der rechte Seitenstreifen, dazu gehören auch entlang der Fahrbahn angelegte Parkstreifen, zu benutzen, wenn er dazu ausreichend befestigt ist, sonst ist an den rechten Fahrbahnrand heranzufahren. Das gilt in der Regel auch, wenn man nur halten will.“
Gehwegparken ist nur legal, wenn eine Parkflächenmarkierung oder ein Verkehrsschild es ausdrücklich erlauben. Auch in Mannheim gibt es aber Stellen, an denen das eigentlich verbotene Gehwegparken viele Jahre und Jahrzehnte lang geduldet wurde.
Mindestbreite von 1,5 Metern soll überall ermöglicht werden
Nun hat das baden-württembergische Verkehrsministerium bereits vor einigen Jahren die Städte dazu verpflichtet, das Gehwegparken neu zu ordnen - und sämtliche Stellen zu überprüfen. Entweder soll das Parken auf dem Gehweg verboten oder durch entsprechende Markierungen ausdrücklich legalisiert werden.
Die Stadt Mannheim argumentiert, dass es darum geht, Gehwege zu verbreitern, sprich die Gehweg-mindestbreite von 1,5 Metern stadtweit zu ermöglichen. Parkende Autos behindern derzeit oft Fußgänger, Rollstuhlfahrer, Kinderwagen oder den Rettungsdienst, so die Stadt.
Markierungsarbeiten finden neben dem Lindenhof derzeit in der Innenstadt und der Neckarstadt-Ost statt. Erst geplant wird die Neuordnung aktuell für Käfertal. Ein Abschluss der Planungen stehe in Kürze auch in Wallstadt, auf dem Waldhof und auf der Vogelstang bevor. In diesen drei Stadtteilen werde die Neuregelung frühestens im kommenden Jahr umgesetzt.
Früher war die Parksituation etwa in der Schwarzwaldstraße besser, findet Crisand: „Nun ist es unsinniger als vorher. Es hat zu keiner Verbesserung geführt.“ Vor allen Dingen habe kein Verbesserungsbedarf bestanden, findet sie aus Anwohnersicht, das Parken hätte gut funktioniert mit genügend Platz für alle Verkehrsteilnehmer.
Es gehe darum, Rechtssicherheit zu schaffen und perspektivisch allen Parksituationen den Kampf anzusagen, in denen streng genommen illegal geparkt würde, erläutert dazu Adnan Werning. Die Stadt verfolge dabei gerade keine „Rasenmäher-Methode“, wie er es selbst nennt. Man stülpe nicht jedem Stadtteil ein Konzept über, sondern prüfe die Gegebenheiten in jeder einzelnen Straße. Dann werde das Konzept überall eingeführt, wo es noch keines gab - die Ergebnisse der Straße für Straße vorgenommenen Prüfung legen also nur das „Wie“ fest, nicht das „Ob“.
Beschilderung für den Lindenhof kostet 21 000 Euro
„Unreflektiertheit“ nennt es Anwohnerin Gabriela Crisand: „Dieses strenge behördliche Denken verhindert kluge Entscheidungen“, findet sie deutliche Worte. „Den neuen Nutzen soll mir mal jemand erklären“, spielt sie auf die neuen Schilder und Fahrbahnmarkierungen an. Insgesamt seien 120 Schilder „Parken halb auf Gehwegen“ neu aufgestellt worden, teilt die Stadt mit. Eines samt Rohrständer koste 175 Euro, die Beschilderung für den Stadtteil insgesamt demnach 21 000 Euro.
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Dass die Parkplatzsituation geschickter angegangen werden könne, habe Crisand versucht, im Gespräch mit der Stadt zu bewirken. „Ich will nicht rumjammern, sondern die Dinge tatsächlich verbessern.“ Dabei sei nur abgewiegelt worden. „Die Stadt meinte: Das ist jetzt eben so. Aber damit will ich mich nicht zufriedengeben. Ich habe einen eigenen Verstand“, meint Crisand.
Resigniert und uninteressiert haben andere Anwohner der Schwarzwaldstraße die neuen Fahrbahnmarkierungen wahrgenommen. Eine ältere Frau etwa berichtet, früher hätte sie auf der Straße geparkt, nun werde sie durch die Markierungen auf den Gehweg gezwungen. Das Einparken gestalte sich für sie dadurch komplizierter. Für eine andere Anwohnerin hat sich nichts verändert. Dass die Stadt sich derart intensiv mit dem Thema Parken beschäftige, wo doch alles funktioniere, bezeichnete sie im Gespräch als „sehr interessant“: „Das ist wirklich ein Ding!“
Die Stadt will nun für die Schwarzwaldstraße eine Variante mit Stellplätzen ausschließlich auf der Straße planen, wie Adnan Werning am Dienstagnachmittag mitteilte. Bei dieser neuen Variante würden Stellplätze im Kurvenbereich entfallen, so Werning. Deshalb habe die Verwaltung die aktuell bestehende Variante umgesetzt. Bereits bisher sei in der Schwarzwaldstraße nach Einschätzung der Stadt in mehr als 50 Prozent der Streckenlänge „ungeordnet auf dem Gehweg“ geparkt worden.
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