Als Saxofonistin Alexandra Lehmler auf ihrem Instrument blasend in die Turnhalle einmarschierte, kehrte aufmerksame Stille ein und die Mädchen und Buben reckten neugierig die Hälse, was die Ursache für diesen wundersamen Klang war. Für ein Sonderkonzert trat die Jazz-Musikerin, die 2014 den Landesjazzpreis von Baden-Württemberg verliehen bekam, mit ihrem eingespielten Quintett zum ersten Mal in der Käfertalschule auf.
Im Rahmen des einstündigen Auftritts vermittelten Saxofonistin Lehmler und ihre vier Bandmitglieder den Heranwachsenden den Zauber der Musik, um die Kinder auf eine Reise in ein klangliches Paralleluniversum mitzunehmen. Das Konzert kam zustande durch Vibraphonist Claus Kiesselbach, dessen Sohn gegenwärtig die 2. Klasse der Käfertalschule besucht.
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„Wir merken, dass wir zunehmend Schüler von Franklin erhalten, obwohl in diesem neuen Stadtteil eine eigene Grundschule wächst“, erklärte Schulleiterin Christine Riedl, die seit 2004 der Käfertalschule vorsteht, die aktuell über 300 Schülerinnen und Schüler zählt. „Wir wollen keine Ganztagsschule“, betonte Direktorin Riedl.
In der Pause verkauften die Kinder von den Eltern gebackenen Kuchen zugunsten der Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien. Vor dem jungen Publikum, das es sich auf dem Boden der Turnhalle bequem gemacht hatte, führten Saxofonistin Alexandra Lehmler und Schauspielerin Sarah Lipfert ein launiges Zwiegespräch über das Thema Improvisation.
Ein weites Feld. Denn oftmals macht die kunstfertige Improvisation das Wesen von Jazz-Musik aus. „Ich spiele einfach so, was mir einfällt. Ich spiele vor mich hin, was mir in diesem Moment in den Sinn kommt“, schilderte die preisgekrönte Lehmler, die 2006 zeitweise in Paris lebte, den aufmerksam lauschenden Sprösslingen. Aus einem alten Reisekoffer holte Schlagzeuger Stefan „Hering“ Cerin mehrere Gegenstände hervor, um sie quer durch die Halle zu werfen, in der Art eines tollpatschigen Clowns in Paul-Panzer-Kostümierung. Über die Kulturgeschichte des Clowns, ob im Film, auf der Theaterbühne oder in der Popmusik, verfasste der Theaterwissenschaftler Richard Weihe ein lesenswertes Sachbuch mit dem Titel „Über den Clown“ im Transcript-Verlag. Und der HipHop-Tänzer Tommy the Clown erfand 1992 den Clowning-Tanzstil, zu sehen im Dokumentarfilm „Rize“.
In der Turnhalle der Käfertalschule ging das Alexandra Lehmler Quintett der Frage nach: Wie entsteht eine zusammenhängende Melodie? „Improvisationen kann man mit der Stimme machen. Man kann diese Töne in seinem Kopf benutzen“, weihte Sängerin Sarah Lipfert die Mädchen und Buben in das Geheimnis der Jazz-Musik ein. Zwischendurch ließ das Fünfgespann eine chaotische Kakophonie durch die Turnhalle tönen. „Im Leben muss man manchmal spontan auf Situationen reagieren. Genauso verhält es sich mit der musikalischen Improvisation“, verglich Vibraphonist Claus Kiesselbach. Außerdem ist die mannigfaltige Musik in der Lage, euphorische Glücksmomente zu schaffen. Im März wird Saxofonistin Alexandra Lehmler auf Tournee gehen, mit Stationen in Heppenheim und Karlsruhe. Darüber hinaus wird sie im April eine neue CD namens „Aerial“ veröffentlichen, mit einem Release-Konzert im Musikclub „Ella & Louis“ im Rosengarten.
Was für ein Album empfiehlt Alexandra Lehmler für heranwachsende Musikfans, die einen Einstieg in die Welt des erlesenen Jazz suchen? „Wenn Sie dazu zehn Musiker fragen, bekommen Sie 30 Antworten. Mein 14-jähriger Sohn liebt das Album ‘Empire Central’ von Snarky Puppy“, erläuterte Saxofonistin Lehmler nach dem Schulkonzert.