Geflüchtete

Warum es in Mannheim-Friedrichsfeld viel Verdruss um Lilli-Gräber-Halle gibt

Nachdem sie bereits im vergangenen Jahr lange leer stand, werden in der Lilli-Gräber-Halle im Mannheimer Stadtteil Friedrichsfeld jetzt Flüchtlinge untergebracht. Für die Vereine, die die Halle nutzen, ein "Riesenproblem"

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Thorsten Langscheid
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Ein Blick ins Innere der Lilli-Gräber-Halle in Friedrichsfeld. © Stefan Skolik

Mannheim. Die ersten Flüchtlinge werden wohl in der übernächsten Woche in der Lilli-Gräber-Halle am Saarburger Ring 49 in Friedrichsfeld ihr Notquartier beziehen. Dies teilten Manuela Skotnik und Jens Hildenbrandt vom Rathaus-Fachbereich Arbeit und Soziales jetzt im Bezirksbeirat Friedrichsfeld mit. Im Stadtteil hatte die erneute Belegung der Halle (wir berichteten), die bereits im vergangenen Jahr für die Unterbringung von Geflüchteten hergerichtet, dann aber nicht genutzt worden war, für einige Aufregung gesorgt.

Zumal etliche Vereins-Aktive noch am Nachmittag vor der Bezirksbeiratssitzung im Saarburger Ring vor verschlossenen Türen gestanden hatten, da ihnen offenbar niemand den genauen Termin der Übergabe des Gebäudes an die Firma Ciborius, die im Auftrag der Stadt die Notunterkunft betreibt, mitgeteilt hatte. Die tauschte zwischenzeitlich die Schlösser aus. So musste geplantes Handballtraining ausfallen, wie Dirk Kappes, Vorsitzender TV Friedrichsfeld klagte. Auch der Musikverein, so Vorsitzender Jochen Doll, kam nicht an seine Noten und Instrumente, die noch in den Räumen der Halle lagern.

„Riesenproblem für uns“

Eine „Ersatzunterkunft“ für die Proben habe man bei der evangelischen Kirche zwar gefunden, die Miete dort sei aber deutlich höher - „ein Riesenproblem für uns“, so Doll vor dem Bezirksbeirat, der unter der Leitung von Bürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) im Saal des TV 1892 in der Rittershofener Straße tagte. Reinhard Schatz, Vorsitzender der IG der Friedrichsfelder Vereine, hatte ebenfalls keine passenden Schlüssel und somit keinen Zutritt mehr zu den Räumlichkeiten der IG in der Lilli-Gräber-Halle.

Für das Schlüssel-Problem soll es nun eine schnelle und pragmatische Lösung geben - in dem Manuela Skotnik im direkten Kontakt mit Schatz dafür sorgt, dass alle, die noch einmal ’rein müssen in die Halle, auch Zutritt erhalten. „Das ist uns durchgerutscht“, entschuldigte sie sich und versprach: „Sie müssen an Ihre Sachen kommen, das ist natürlich gar keine Frage“.

Ein Bild aus anderen Zeiten: Die Lilli-Gräber-Halle, hier bei einem Vereins-Grillfest, ist ein Zentrum des gesellschaftlichen und geselligen Lebens im Stadtteil. © Marion Schatz

Der erneute Wegfall der Spiel-, Proben- und Trainingsstätte ist indessen ein Problem, für das es keine schnelle Lösung gibt. TV-Chef Kappes: „Unsere Handball-Kinder sollen jetzt zum Training in die Gartenstadt fahren - das ist doch völlig unrealistisch“, sagte er. Zumal die Halle im vergangenen Jahr ebenfalls monatelang nicht genutzt werden konnte, und zuvor wegen der Corona-Pandemie ohnehin der gesamte Trainingsbetrieb ausgefallen war. „Wir mussten bereits Mannschaften auflösen“, schildert Vorsitzender Kappes das Problem seines Vereins.

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Die Friedrichsfelder fürchten vor allem, dass die Frist nach den zunächst angedachten sechs Monaten, in denen Geflüchtete in der Halle untergebracht werden, verlängert wird. „Da würde wirklich etwas kaputtgehen“, mahnten Kappes und Schatz, der darauf hinwies, dass den Vereinen Einnahmen aus der Hallenvermietung entgehen, mit denen Gemeinschaftsaktivitäten wie der Sommertagszug oder die Christbaum-Aufstellung finanziert werden: „Darüber haben wir immerhin einen Vertrag mit der Stadt“, erinnerte Schatz den Bürgermeister und die Rathaus-Vertreter.

Stadt hat Sicherheit im Blick

Sorgen machen sich einige auch wegen der Sicherheit rund um die Asylbewerber-Unterkunft. Dort gebe es zwar Security, um die Bewohner zu schützen, so ein Bürger. „Aber wer schützt uns im Fall der Fälle?“, fragte er. Eine Sorge, die Eisenhauer und Hildenbrandt sichtlich ernst nahmen. „Natürlich haben wir bereits mit Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst gesprochen“, so Hildenbrandt, es müsse selbstverständlich Einsatzbereitschaft hergestellt werden.

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Die Erfahrung in Unterkünften zeige aber, dass es nicht überdurchschnittlich zu Straftaten komme. Die Anzahl von Ordnungswidrigkeiten - zumeist Fehler und Regelverstöße im Asylverfahren oder in der Tagesstruktur der Unterkunft - liege über dem Durchschnitt und führe immer wieder auch zu „großer Aufregung vor Ort“. Nach außen hin habe dies zumeist aber kaum Bedeutung.

Die ersten rund 50 Bewohner der Notunterkunft werden also ab Montag, 13. März erwartet, danach würde die Unterkunft sukzessive mit bis zu rund 200 Personen, überwiegend wohl Männer, den Angaben zufolge aber auch Familien, belegt. Die Herkunftsländer seien Syrien, Afghanisten, Türkei und Georgien.

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