In der Diskussion um die Belegung der Lilli-Gräber-Halle für Flüchtlinge mussten die Friedrichsfelder einige „dicke Hunde“ von Seiten der Stadt (und des Landes Baden-Württemberg) hinnehmen. Und haben trotzdem sachlich und korrekt diskutiert. Das ist – leider – nicht mehr selbstverständlich und muss deswegen besonders herausgestellt werden.
Bei der öffentlichen Bezirksbeiratssitzung mussten sich Bürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) und sein Stellvertreter als Sitzungsleiter des Stadtteilgremiums, SPD-Fraktionsvorsitzender und Oberbürgermeisterkandidat Thorsten Riehle, zwar einigen zu Recht geäußerten Unmut der Betroffenen anhören – unsachliche oder polemische Einlassungen gab es aber nicht. Obwohl die Vorgänge um die Halle im Gewerbegebiet Friedrichsfeld wahrlich mehr als ärgerlich sind.
Bessere Lösungen sind gefragt
Erstens: Dass man den Nutzern im letzten Jahr die Halle schon einmal weggenommen hat und sie dann monatelang beleuchtet und bewacht leerstehen ließ, war ein Skandal, wie viele im Stadtteil zu Recht sagen. Zweitens, was Bezirksbeirat Andreas Pitz mit seiner Frage auf den Punkt brachte: „Warum muss es jetzt schon wieder diese Halle sein?“ Sie sei die „am wenigsten schlechte Lösung“, sagen die Rathaus-Vertreter. Und drittens: Nach wochenlangem Vorlauf ging’s dann quasi über Nacht. Die Betreiberfirma erhielt den Zuschlag und sperrte als erstes alle bisherigen Nutzer aus.
Immerhin: Die städtischen Vertreter bemühten sich sichtlich um Schadensbegrenzung und versprachen, möglichst für alle noch offenen Fragen schnell eine Lösung zu finden. Und im gut und gerne 60 Zuhörer umfassenden Publikum des Bezirksbeirats schien die Bereitschaft, trotz allen Ärgers konstruktiv mitzuwirken, ausgesprochen hoch. Denn bei den Geflüchteten, die jetzt nach und nach im Stadtteil ankommen, handelt es sich um Menschen, die noch viel größere Probleme haben und nun erst einmal auf 4,5 Quadratmetern pro Kopf mit 200 anderen in einer Halle hausen müssen.
Land und Stadt tun gut daran, jetzt so schnell wie irgend möglich bessere Lösungen für die Geflüchteten zu organisieren und die Lilli-Gräber-Halle alsbald wieder frei zu machen. Noch ist das Verständnis da. Aber noch einmal darf man es von den Friedrichsfeldern nicht erwarten.
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