Friedrichsfeld. „Alle Züge dieser Welt fahren über Friedrichsfeld.“ Dieser Eisenbahnerspruch kommt nicht von ungefähr. Denn tatsächlich liegt Friedrichsfeld an einem zentralen Knoten mehrerer Strecken zwischen Rotterdam und Genua. Eine Ausstellung beleuchtet die Geschichte des Eisenbahnknotenpunkts Friedrichsfeld und stößt bei der Bevölkerung auf großes Interesse. Ein letztes Mal haben Besucherinnen und Besucher am kommenden Sonntag, 1. September, von 14 bis 16 Uhr die Gelegenheit, die akribisch vorbereitete und zusammengestellte Ausstellung in den Räumen des Heimatvereins im oberen Geschoss des Rathauses zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.
Eisenbahnknoten Friedrichsfeld - Drehscheibe des Bahnverkehrs
Der nahegelegene Mannheimer Rangierbahnhof, einer der größten Deutschlands, unterstreicht die Bedeutung Friedrichsfelds als Drehscheibe des Bahnverkehrs. Und auch der Spruch „Mannem vorne“ ist hier in Friedrichsfeld entstanden. Schließlich gab es hier eine der ersten Eisenbahnstrecken. Das hat die Archivare des Heimatvereines Friedrich Bode, Norbert Heil und Gottfried Wolf angetrieben, eine Ausstellung auf die Beine zu stellen. Allen voran Friedrich Bode, der selbst viele Jahre bis zu seiner Pensionierung bei der Bahn beschäftigt war. Auch nach seiner Pensionierung hat ihn das Thema Bahn nie losgelassen. So unterstützte er für viele Jahre ehrenamtlich das Bahnsozialwerk in Ludwigshafen, ehe er vor einigen Jahren zum Heimatverein Friedrichsfeld stieß.
So galt natürlich bei der Eröffnung der Dank des Zweiten Vorsitzenden Thomas Rittelmann in erster Linie den drei Archivaren, die in vielen Wochen akribisch Texte, Bilder und Ausstellungsstücke zusammengetragen und präsentiert haben. Anekdotisches, Historisches und Technisches ist zu bestaunen. Der Dank galt aber auch ganz besonders den Leihgebern Volker Abt für die Gebäudemodelle und Gernot Dackermann vom Verein Historische Eisenbahn Mannheim für die technikhistorischen Exponate. Ebenso gilt der Dank des Vereins den Reiss-Engelhorn-Museen für die Ausstellungsvitrinen und die Puppen zur Präsentation der Eisenbahneruniformen.
Friedrichsfeld wird zum Eisenbahnknotenpunkt - und damit interessant für die Industrie
Die Eisenbahn hatte für Friedrichsfeld schon immer eine besondere Bedeutung. Mit dem Bau der Eisenbahn ab 1840 bekam das damals kleine Dorf Friedrichsfeld einen Anschlussbahnhof zwischen der Main-Neckar-Eisenbahn und der Badischen Staatsbahn und wurde so zum überregionalen Eisenbahnknotenpunkt und damit interessant für die Industrie. Betriebe wie die Zementfabrik von Julius Espenschied, die später in „Steinzeug“ umbenannt wurde, ließen den Arbeiteranteil in Friedrichsfeld stark anwachsen.
Davon zeugt die Ausstellung, aber auch von ganz besonderen Ereignissen, wie etwa dem Schah von Persien als Lokführer. Das Kaiserpaar aus dem fernen Persien (heute Iran) war im Februar 1955 auf Staatsbesuch in Deutschland und machte tatsächlich am Nordbahnhof einen kurzen Halt. Aus Frankfurt kommend stand der Schah höchstpersönlich im Führerstand der Lokomotive. Da es aber strenge Geheimhaltung gab, war das nur wenigen Schaulustigen, darunter auch Irmgard Helmstädter mit ihrer Tochter bekannt. Und so gelang es der kleinen Tochter der von allen bewunderten Soraya einen Blumenstrauß aus der eigenen Gärtnerei zu übergeben.
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Viele Jahre zuvor, am 9. April 1917, gab es schon einmal einen prominenten Gast am Nordbahnhof. Kein geringerer nämlich als Wladimir Iljitsch Lenin kam damals auf seiner Fahrt nach Russland im plombierten Wagen eines Zuges aus der neutralen Schweiz hier am Nordbahnhof vorbei. Einen kleinen Aufenthalt gab es, als der Zug routinemäßig die Lok wechseln musste. Zu sehen gibt es in der Ausstellung aber auch Modelle der ehemaligen Bahnhöfe. So ist der heutige Nordbahnhof, der auf Edingen-Neckarhausener Gemarkung liegt, der bereits dritte Bahnhof an dieser Strecke. Es gibt sicher noch zahlreiche Geschichten zur Eisenbahn in Friedrichsfeld zu berichten. Einige davon werden in der Ausstellung erzählt. Außerdem werden Postkarten mit alten Ansichten des Südbahnhofes, als es hier noch einen Bahnübergang gab, gezeigt.
Archivare treffen sich jeden Montag, um Material zu sichten
Viel mehr jedoch erfährt man von Friedrich Bode. Sein Wissen ist fast unerschöpflich. Zusammen mit Norbert Heil, der unter anderem für die Digitalisierung zuständig ist, und Gottfried Wolf kümmert er sich um das umfangreiche Archiv des Heimatvereins. Jeden Montag treffen sich die drei, um zu sichten, zu archivieren oder auch mal zu entscheiden, was weg kann. Über 150 Ordner kamen so schon zusammen.
Viel Raum nimmt die örtliche Zeitung „Friedrichsfelder Wochenblatt“ ein, die es schon seit 1907 gibt und deren komplette Ausgaben der Heimatverein sammelt. Auch viele Ausgaben der „Gummipost“, der Betriebszeitung der ehemaligen Schoeps-Werke, sind durch eine Spende hier beim Heimatverein gelandet.
Es gibt auch viele Ordner über das örtliche Vereinsleben von aktuellen Vereinen, aber auch den zahlreichen, die es nicht mehr gibt. Den Grundstock dafür legte der unvergessene Vorsitzende Otmar Sester. Darauf können die heutigen Archivare aufbauen.
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