Franklin

Mannheimer Eltern fordern sicheren Überweg für Schulkinder in Franklin

Tagtäglich herrscht Chaos auf der Straße vor dem Haupteingang zur Franklin-Grundschule. Kleine Kinder wuseln zwischen Massen von Autos herum. Eltern fordern ein Ende des Verkehrschaos. Aber die städtische MWSP hält sich zurück

Von 
Bertram Bähr
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„Unkontrolliertes Verkehrschaos“: So bezeichnet „QuadRadEntscheid“ das, was sich an der Straße vor dem Hauptzugang zur Franklinschule abspielt. © Christoph Blüthner

Mannheim. Tag für Tag herrscht Chaos in der Thomas-Jefferson-Straße, vor dem Hauptzugang zur Franklinschule. Massen an Autos aus beiden Richtungen und Radfahrer, die ebenso die Fahrbahn überqueren möchten wie zahllose Schülerinnen und Schüler, die zu Fuß unterwegs sind. Für sie ist es logisch, an genau dieser Stelle zu queren. Auch wenn von der angrenzenden Grünanlage gar kein offizieller Weg einmündet.

Der offizielle Übergang: Er läge eigentlich rund 80 Meter entfernt. Da, wo die Jefferson-Straße einen Knick macht und dann weiter in Richtung Wasserwerkstraße verläuft. Aber die meisten Kinder nehmen eben den kürzesten, den für sie naheliegendsten Weg. Auch wenn es eigentlich kein Weg ist, sondern ein Pfad – im Grunde ein Trampelpfad.

Laut MWSP „äußerst unübersichtlich"

Diese Stelle, das schreibt die MWS Projektentwicklungsgesellschaft auf Anfrage des „Mannheimer Morgen“ unumwunden, sei „äußerst unübersichtlich. Durch die Ein- und Ausfahrten aus dem Parkplatz/Schulhof gibt es dort wesentlich mehr Fahrbewegungen als an der derzeit errichteten offiziellen Fußgängerüberquerung.“ Außerdem sei die Sicht durch parkende Fahrzeuge an beiden Seiten der Einfahrt „erheblich eingeschränkt“.

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Mit anderen Worten: hier bitte nicht überqueren! Aber was für die Stadtplaner Sinn machen mag, muss Kindern noch lange nicht einleuchten. Sie nehmen „keine Umwege in Kauf“, erklärt Stefanie Heng-Ruschek. Die Mutter, die im Frühjahr 2021 das Projekt Franklin-Laufbus angestoßen und hauptverantwortlich umgesetzt hat, macht sich große Sorgen über die derzeitige Situation vor der Schule.

Und sie ist damit nicht allein. Vor wenigen Wochen haben die betroffenen Eltern bei einem Treffen den Verantwortlichen von Stadtverwaltung und MWSP mit vielen Fotos und drastischen Schilderungen die Gefahren noch einmal vor Augen geführt. Einen Unfall habe es bereits gegeben. Probleme existierten im neuen Stadtteil allerdings nicht nur am Übergang zur Schule, sondern auch an vielen anderen Stellen.

Mehrfach auf Schwierigkeiten hingewiesen

Auf die Schwierigkeiten hingewiesen habe man dabei längst nicht zum ersten Mal, berichtet Heng-Ruschek dieser Zeitung. Bereits vor Start des Laufbusses habe man klar gemacht, dass es an der Stelle vor dem Haupteingang zur Franklinschule einen Übergang geben müsse. Genutzt hat es nichts. „Es ist mir total egal, was hier gemacht wird – Insel, Zebrastreifen oder Ampel. Nur so, wie es jetzt ist, geht es nicht“, kritisiert Heng-Ruschek. Das Ganze laufe „völlig ungeordnet“ ab, und es seien „extrem viele kleine Kinder“ unterwegs. Gerade deshalb sei eine „fehlerverzeihende Verkehrsplanung dringend nötig: Kleinen Kindern darf auch dann nichts passieren, wenn sie sich einmal falsch verhalten.“

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Was könnte man an dieser Stelle zur Verbesserung der Situation machen, wollte der „MM“ von der MWSP wissen. Vor Schulen, so die Antwort, sei „der rechtliche Spielraum zur Errichtung eines Zebrastreifens größer als an anderen Verkehrspunkten“, das gelte im Übrigen auch für Ampeln. Aber es gebe Voraussetzungen. Zum einen brauche es eine „gute Sichtbarkeit von allen Fahrtrichtungen“. Zum anderen „muss der Zebrastreifen auch häufig genutzt werden“, also nicht nur zu Schulbeginn oder -Ende.

Fazit aus Sicht der MWSP: Die genannten Voraussetzungen seien „leider nicht erfüllt“, weshalb hier weder Zebrastreifen noch Ampel in Frage kämen. Was dagegen „zeitnah umgesetzt werden“ könne, seien „Bodenmarkierungen, die für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgen“.

Für die betroffenen Eltern ist das ausgesprochen unbefriedigend. Unterstützung erhalten sie von der Organisation „QuadRadEntscheid“, die sich unter anderem für ein durchgängiges und sicheres Radwegenetz und verkehrsberuhigte Stadtquartiere einsetzt. „Von einem gleichberechtigten Wegekonzept wie von der MWSP versprochen sind wir noch immer meilenweit entfernt. Und das trotz der vielen Beschwerden der Elterninitiative. Das ist nicht hinnehmbar“, so Bettina Kornmayer.

Hilfe von „QuadRadEntscheid“

Um ein Zeichen zu setzten, unterstützte „QuadRadEntscheid“ die Eltern an einem Tag bei der Einrichtung eines Lotsendienstes an dem neuralgischen Übergang vor der Schule. Am „offiziellen“ Übergang hatte die MWSP im November drei Wochen lang Lotsen abgestellt. Danach, so die Vorstellung der Entwicklungsgesellschaft, hätten das die Eltern übernehmen sollen.

„Was denn noch alles“, fragt sich Heng-Ruschek. Viele Eltern engagierten sich doch bereits in großem Umfang im schulischen Bereich, zum Beispiel bei den Nachmittagsangeboten. Ein regelmäßiger Lotsendienst sei da absolut nicht leistbar. Stefanie Heng-Ruschek: „Wir wollen keine Lotsen, wir wollen einen richtigen Übergang.“

Eine Schwierigkeit, die sowohl MWSP als auch Stefanie Heng-Ruschek sehen, sind die „Eltern-Taxis“. Wer seine Kinder mit dem Auto zur Schule fahre, trage zur unübersichtlichen Verkehrssituation bei. „Das ist ein hausgemachtes Problem“, bedauert Heng-Ruschek. Man habe schon viel versucht, aber es sei „extrem schwer, Eltern dazu zu bewegen, Kinder nicht mit dem Auto bis zur Schule zu fahren“.