Wo auch immer viele Bäume brennen, große Wiesen oder Felder in Flammen stehen – die Freiwilligen Feuerwehr Feudenheim wird künftig mitalarmiert. Für ganz Mannheim hat die Feudenheimer Abteilung die Spezialaufgabe der Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung übernommen und nun beim Tag der offenen Tür dazu die neue Spezialausstattung offiziell übergeben bekommen.
„Der Höhepunkt des Tages“, so Thorsten Becker, Moderator beim Tag der offenen Tür. Zwar handelt es sich zunächst nur um einen Anhänger, für den neben dem – inzwischen viel zu engen – Gerätehaus der Abteilung noch ein Unterstand gebaut werden soll. Aber der kleine Anhänger hat große Bedeutung. „Durch den Klimawandel nehmen Wald- und Vegetationsbrände immer mehr zu“, sagt Jens Stiegel von der Amtsleitung der Feuerwehr Mannheim, der eigens nach Feudenheim gekommen ist. Hierfür sei aber Spezialwissen und spezielles Gerät notwendig, das nun zur Verfügung stehe. Ein Großteil der derzeit 57 Männer und Frauen, die ehrenamtlich bei der Abteilung Feudenheim Einsatzdienst leisten, hat nämlich zusätzliche Lehrgänge besucht, um sich – neben allgemeinen Aufgaben – zusätzlich auf Waldbrände vorzubereiten.
Dass die insgesamt acht Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr Mannheim Zusatzaufgaben übernehmen, ist schon lange üblich. Die Feudenheimer stellen seit dem Jahr 2000 die Bootsgruppe, die mit acht schmalen Booten mit flachem Rumpf für Einsätze bei Hochwasser auf Seen oder Flüssen ausgestattet ist. Im Einsatz war sie damit bisher zwar kaum; regelmäßig trainiert werden muss das dennoch weiter.
Dass die Feudenheimer sich nun auch noch des Themas Waldbrand annehmen, sei also „ein zusätzliches Engagement“, lobt Stiegel. Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte würden in Mannheim eben „mehr und mehr eine intensivere Rolle spielen“ und seien „elementarer Bestandteil des Brandschutzes – auf Augenhöhe mit der Berufsfeuerwehr“, wie Stiegel betont. „Auf Augenhöhe“, bekräftigt auch Thorsten Becker zufrieden, neben seiner Aufgabe in Feudenheim zugleich Vorsitzender des Stadtfeuerwehrverbandes.
„Waldbrände muss man aber ganz anders bekämpfen wie Gebäudebrände“, erläutert Marco Lorig, Kommandant der Abteilung Feudenheim, der mit seinem Stellvertreter Kristof Kopp den Anhänger offiziell übernommen hat. Die Feudenheimer Mitglieder hätten daher seit über zwei Jahren „sehr viel Zeit für theoretische Ausbildung und Ortskunde“ aufgewendet, so Lorig, um Technik zu erproben, Einsatztaktiken zu erlernen und Wege zu erkunden. Geplant ist, dass die Feudenheimer mit ihrer Spezialkenntnis immer bei Wald- und Vegetationsbränden mitalarmiert werden und dann die Einsatzleiter vor Ort beraten und unterstützen, ergänzt der frühere Feudenheimer Kommandant Andreas Spatz, der mit Michael Epp die Leitung der Waldbrandeinheit übernommen hat. Sie sei eine „völlig neue, gute Antwort“ auf die klimatischen Herausforderungen, so Spatz.
Die Entwicklung des Konzepts geht auf Klaus Sieber zurück, ursprünglich Forstingenieur und bei der Feuerwehr Wachbereichsleiter Nord. „Das mag zwar etwas exotisch klingen“, meint er, aber tatsächlich komme es auf das von den Feudenheimern erworbene Fachwissen ebenso wie auf das Gerät auf dem Anhänger an. Zwar verfüge die Mannheimer Feuerwehr über drei geländegängige Tanklöschfahrzeuge mit jeweils 3000 Litern Wasser, aber im Wald komme es darauf an, „sich gut durchs Unterholz bewegen zu können und wenig Wasser zu verbrauchen“, und dazu brauche man spezielles Gerät.
„Brutal anstrengend“
Auf dem Anhänger gibt es daher fünf Rucksäcke mit jeweils 20 Litern Wasser, mit denen direkt im Dickicht Glutnester gelöscht werden können. Dazu kommen D-Schläuche, die schmaler sind als normale Feuerwehrschläuche, und die passenden, nur sparsam Wasser abgebenden Strahlrohre. Wichtig sind zudem Schaufeln, Feuerrechen, Feuerpatschen, Wiedehopfhauen (um Glutnester in der Erde freizulegen) und anderes Forstwerkzeug. Ferner werden noch leichte, nicht entflammbare Schutzhemden gekauft, damit die Einsatzkräfte nicht in der normalen dicken Spezialkleidung arbeiten müssen. „Löschen im Wald im Sommer ist nämlich brutal anstrengend“, sagt Sieber. Das Material auf dem Anhänger sei „die ideale Ergänzung“ zur regulären Ausstattung der Löschfahrzeuge, so Sieber – wenn auch wegen Lieferschwierigkeiten noch nicht alles geladen ist.
Und mit Anhängern haben die Feudenheimer gute Erfahrungen. Genau vor einem Jahr hat beim Tag der offenen Tür die Jugendfeuerwehr einen eigenen Löschkarren mit umfangreichem Gerät erhalten – und wie der sich bewährt und die Nachwuchskräfte auch motiviert hat, zeigen sie bei gleich zwei Vorführungen. Erst löschen die Jugendlichen einen brennenden Müllcontainer, dann simulieren sie einen Gefahrguteinsatz – wenn auch nur mit Spülmittel. Der Besucherandrang ist dabei so groß, dass kurz nach der Mittagszeit viele Essensvorräte ausverkauft sind. Schließlich macht eine auf 45 Meter (und damit 15 Meter mehr als eine Drehleiter) ausfahrbare Teleskopmastbühne der Werkfeuerwehr Freudenberg Werbung für die Veranstaltung. „Ich wollte, dass hier mal etwas anderes steht – ein schöner Blickfang“, so Sascha Zax, bei Freudenberg wie in Feudenheim bei der Feuerwehr aktiv, der den Gigant gebracht hat.
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