Feudenheim - Nachlass-Stiftung zeigt Werke Mannheimer Künstlerinnen in Epiphanias

Malereien gegen das Vergessen

Von 
Christina Altmann
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Ein rosiges Bauernmädchen, ein fröhliches Segelschiff, eine Maiskolbenpuppe - Acrylmalerei auf Leinwand, Kreide auf Papier, Mischtechniken und Collagen: vielgestaltig sind die Kunstwerke, die derzeit die Wände der Feudenheimer Epiphaniaskirche zieren, und doch haben sie eines gemeinsam. Alle stammen sie von Künstlerinnen, die im Mannheimer Raum wirkten und zu einem wesentlichen Teil der Kulturlandschaft geworden sind.

"...und Eva malt" ist diese Ausstellung mit Werken von Elisabeth Bieneck-Roos, Gabriele Dahms, Alice Richter-Lovisa, Ilana Shenhav, Trude Stolp-Seitz und Ute Petry überschrieben. Alle Arbeiten sind Leihgaben aus Privatbesitz oder dem Bestand der Mannheimer Nachlass-Stiftung, die sich darum bemüht, die Werke der in Mannheim arbeitenden Künstler über ihren Tod hinaus zu pflegen und diese der Öffentlichkeit weiterhin zugänglich zu machen.

"Die Stiftung will kein 'Bilder-Friedhof' sein", betonen die Vorsitzenden Dr. Jochen Kronjäger und Dr. Rainer Preusche. Nach der Einzelausstellung von Werken der 1999 verstorbenen Alice Richter-Lovisa im letzten Oktober im Feudenheimer Kulturtreff, will auch diese erste Gemeinschaftsausstellung, durch die die Kunsthistorikerinnen Silvia Köhler und Susanne Kaeppele führten, dazu beitragen, das sowohl die Künstler wie auch ihr Schaffen nicht in Vergessenheit geraten.

Sechs Frauen malten - aus Leidenschaft, aus Berufung, aus dem inneren Drang heraus, ihre Erlebnisse und Gedanken in Bilder umzusetzen. Einige von ihnen gehören zu den "Evas", die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg den Weg des Kunststudiums einschlugen und sich gegen das damals geltende Rollenbild von der Frau als Heimchen am Herd stellten. Dementsprechend unkonventionell sind auch ihre Arbeiten, wie die von Alice Richter-Lovisa (1911 -1999): Ein wenig Popart, ein wenig Surrealismus vereint sich in den hier gezeigten Werken zu einem farbintensiven Spiel aus neuzeitlichen Errungenschaften und deren fatale Einflüsse auf die Natur.

Erinnerungen an Hiroshima

Anklage schwingt beim "Jungfernflug der Concorde" mit, ebenso wie in Ilana Shehavs (1931 - 1986) Werk "Krieg und Frieden". Neben einer Collage, die ihre enge Verbindung zum Lyriker Siegfried Einstein und dessen Sohn Daniel deutlich macht, verarbeitet die 1971 nach Mannheim gekommene jüdische Künstlerin ihre Erinnerungen an Hiroshima, das Leben im Konzentrationslager oder die Einschränkung der Meinungsfreiheit.

Ihre künstlerische Zuflucht in der chinesischen Philosophie des Taoismus fand Gabriele Dahms (1944-1999). So wie sie ihre großformatigen Bilder weder durch Rahmen noch durch abdeckendes Glas einzwängt, so verselbstständigen sich ihre Farben und Bildaufteilungen zu einer harmonischen Ordnung.

Eine vehemente Freude an der farblichen Gestaltung weisen die nahezu expressionistischen Werke von Trude Stolp-Seitz (1913 - 2004) auf, während Ute Petry (1927 - 2009) eher in eintönigen Grau- und Olivnuancen verharrt. Ungeachtet realer Perspektiven stehen Stühle und Tische im Raum, lenken den Blick auf kleine Kinderzeichnungen oder ein einsames Ahornblatt.

Als einzige Künstlerin, die noch tatkräftig unter den Lebenden weilt, ist Elisabeth Bieneck-Roos (geb.1925) mit sechs Arbeiten in der Epiphaniaskirche vertreten. Hier wird sie ihrem Ruf als Industriemalerin gerecht und dokumentiert bedeutende Baustellen in Mannheim, wie die Entstehung des Fahrlachtunnels, des Technoseums oder der Feudenheimer Neckarbrücke.

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