Mannheim. Jedes hohe christliche Fest hat seine Tiere. Während an Weihnachten indes Ochs und Esel nur wie Schafe Randfiguren in der Krippe sind, sieht es an Ostern ganz anders aus. Da sind zwar auch Hühner (vor allem als Eierproduzenten) und Lämmer (etwa aus Teig oder Schokolade, aber auch mit Kräuterbutter auf dem Teller) beteiligt. Aber die Hauptrolle ist ganz klar an jemanden mit äußerst markanten Ohren vergeben.
Vor zwei, drei Jahren sah man noch auffällig viele Exemplare über die Felder neben dem Feudenheimer Friedhof hoppeln. Mittlerweile sind tagsüber keine mehr zu sehen, so jedenfalls die persönliche Erfahrung aus unzähligen Gassi-Gängen.
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Ein Anruf bei Eberhard Freund, dem für das sogenannte Langgewann zuständigen Jäger, bringt aber zum Glück Entwarnung. Der Bestand an Feldhasen sei hier stabil, „soweit ich weiß, sind es derzeit 16“. Nur hätten sie eben ihr Verhalten mittlerweile ihrer Natur angepasst. Vor drei Jahren nannte Freund als Grund für die vielen, teils mitten am Tag selbst über stark frequentierte Wege hoppelnden Hasen, diese seien durch die damals begonnen Buga-Bauarbeiten von Spinelli vertrieben worden. Dort hätten sie, viele Jahre geschützt durch Zäune mit Stacheldraht, keinerlei Kontakt zu Menschen und Hunden gehabt. Somit fehle es ihnen an der Scheu. Das hat sich nun offensichtlich gelegt.
Bedroht, aber bejagbar
Als Spazier- oder Gassi-Gänger bekomme man Feldhasen normalerweise so gut wie nie zu Gesicht, sagt Norbert Sälzler von der Kreisjägervereinigung. „Das sind ganz klar nachtaktive Tiere.“ Der Vorsitzende der Hegemeinschaft ist fürs Monitoring zuständig, er zählt zwei Mal im Jahr mit der Wärmebildkamera auf den Riedwiesen (südlich von Rheinau). Die dortigen Bestände lassen laut Sälzler gute Rückschlüsse auf ganz Mannheim zu. Aktuell gehe er von ungefähr 20 Hasen auf 100 Hektar aus. „Das ist leicht ansteigend und entspricht dem Landestrend.“
Auf Bundesebene werden jedoch, nicht rein zufällig zu Ostern, stagnierende Zahlen gemeldet. Aber das ist auch keine schlechte Nachricht, Feldhasen sind als bedroht eingestuft. Gejagt werden dürfen sie außerhalb der Schonzeit dennoch. Das könnten viele Menschen nicht verstehen, berichtet Sälzler. Aber es sei ganz normal und sogar geboten, dass man als Jäger aus einem stabilen Bestand ab und an auch mal ein Tier entnehmen müsse. In Mannheim geschehe das absolut mit Außenmaß. Zum Schutz der Spezies, wobei davon unabhängig Hasenjagden – klassischerweise Treibjagden – in der Großstadt auch problematisch seien, vor allem wegen des Widerstands militanter Tierschützer.
Im Feudenheimer Langgewann droht Feldhasen gar kein Abschuss, wie Eberhard Freund versichert. „Wir jagen hier nur ab und an Füchse, aber kein Niederwild.“ Dazu zählen etwa auch Fasane, Rebhühner und Wachteln. Für die alle sei das hier quasi ein Biotop.
Von freilaufenden Hunden aufgeschreckt
In der Feudenheimer Au und auf den Grünflächen südlich davon habe er jedoch – ebenfalls von Spinelli stammende – Hasen bejagen müssen, erzählt Freund. „Die konnten dort nicht bleiben, das war einfach zu gefährlich.“ Die vielen freilaufenden Hunde hätten sie dort auf den schmalen Streifen immer wieder aufgeschreckt (anders als Kaninchen haben Feldhasen keinen Bau, in den sie flüchten können, sondern verstecken sich in Furchen). So sei es auf der angrenzenden Umgehungsstraße immer wieder zu Wildunfällen gekommen. Im Langgewann passiere das nicht, da könnten die Hasen problemlos bleiben.
In diesem Zusammenhang ist dem Jäger aber ein Hinweis sehr wichtig: „Bitte schreiben Sie, dass die Leute in der Brutzeit unbedingt ihre Hunde anleinen sollen.“ Die gehe bis Ende Juli. Solange seien jene Vierbeiner ohne Leine eine große Gefahr für Wildtiere. Freund berichtet von einem Reh im Käfertaler Wald (für den ist er auch zuständig), das nach Hundeattacken über mehrere Tage hin qualvoll verendet sei.
Vielleicht ist ja Ostern für Herrchen und Frauchen ein Anlass, was für Hasen zu tun und ihre Lieblinge anzuleinen. Am besten noch länger.
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