Feudenheim. Sie hoffen, dass oft Scheine rascheln, sind aber auch für jede klimpernde Münze dankbar: Mitglieder des Feudenheimer Kerwevereins haben in den Geschäften des Stadtteils Spendenbüchsen aufgestellt. Zudem gibt es Plakate und Faltblätter mit einem QR-Code. Über ihn kann man mit der Bank-App seines Handys direkt per Abbuchung Geld spenden. Nur mit diesen „Kerwegroschen“ lässt sich die Traditionsveranstaltung noch finanzieren.
„Unsere Planung steht – aber wir brauchen noch Geldgeber“, so Kerstin Bäumer, die Vorsitzende des Kerwevereins, zu der Großveranstaltung, die – nach zwei Jahren Pause wegen der Corona-Pandemie – wieder am Wochenende 15./16. Oktober entlang der Hauptstraße zwischen dem „Badischen Hof“ im Osten sowie der Metzgerei Trautmann und der VR Bank im Westen stattfinden soll.
In der heutigen Form, mit Auftritten populärer Bands auf drei Bühnen entlang der Hauptstraße, Beiträgen von Vereinen und Schaustellern sowie verkaufsoffenem Sonntag geht die Großveranstaltung auf das Jahr 1998 zurück. Damals spendierte die MVG – heute RNV – den Feudenheimern ein großes Fest, weil die Hauptstraße wegen dem Einbau neuer Schienen lange gesperrt war. Daraus entwickelte sich eine Großveranstaltung mit jährlich rund 30 000 bis 40 000 Besuchern. Damit gilt die Feudenheimer Kerwe nach dem Stadtfest als das zweitgrößte derartige Mannheimer Freiluft-Event. War anfangs der Gewerbeverein der Träger, formierte sich 2005 ein eigener Kerweverein, der seit April 2017 von Kerstin Bäumer geführt wird.
Hauptsponsor fehlt
Sie ist jetzt mit großen Finanzproblemen konfrontiert. Es fehlt ein Hauptsponsor, zugleich habe es seit der letzten Kerwe 2019 „ganz enorme Kostensteigerungen“ gegeben, klagt sie. So rechnet sie für den Aufbau der drei Bühnen – eine am „Badischen Hof“, eine am „Ochsen“ und eine zwischen VR Bank und Metzgerei Trautmann – sowie die nötige Tontechnik mit Kosten von 18 000 Euro. „Das ist über das Doppelte, denn bisher waren es 8500 Euro“, seufzt die Vorsitzende.
Auch die Aufwendungen für die Absperrungen – an jeder vielen in die Hauptstraße mündenden Seitenstraße muss eine Barriere aufgestellt und beleuchtet werden, so verlangen es die Behörden – sowie weitere Kosten seien deutlich gewachsen.
Einen großen Posten stellt ebenso die Gema dar, also die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, die weltweit für jeden gespielten Musiktitel Geld an die Komponisten und Interpreten zahlt. „Sie berechnet uns nicht nur die Fläche vor den Bühnen, sondern die gesamte Strecke entlang der Hauptstraße als Veranstaltungsfläche, auch wenn zwischendrin gar keine Musik gespielt wird“, klagt sie. Daher verlange die Gema fast 4500 Euro für die zwei Tage. Hinzu kämen etwa Müllgebühren und auch die Verwaltungsgebühren, welche die Stadt allein für die Genehmigung verlangt. „Das waren früher mal 50 Euro, nun sind es 350 Euro – nur damit wir überhaupt veranstalten dürfen“, so Bäumer.
13 Bands treten auf
Durch diese ganzen Kostensteigerungen fehlten derzeit in der Kalkulation 5000 Euro, „um wenigstens einigermaßen kostendeckend zu arbeiten“, sagt Kerstin Bäumer. Die Spendenbüchsen in den Geschäften sollen daher bis einschließlich des Kerwe-Wochenendes Mitte Oktober stehenbleiben. Der Verein hofft, dass viele Besucher auf diese Weise ihren Beitrag zu dem üppigen, für sie kostenlosen Programm zahlen. Immerhin biete man an dem Wochenende Auftritte von 13 Bands – darunter beliebte Formationen wie „Just for Fun“, „Fines Shades of Grey“, „Crush“, die Sängerin Tamara Pusch oder – zum Frühschoppen am Sonntag – die Kapelle Egerland.
In Pandemie gelitten
Ein Großteil der Kosten wird von den Standbetreibern aufgebracht, also Geschäftsleuten, Schaustellern und Vereinen. „Aber ich kann die Standgebühren nicht ins Unermessliche hochschrauben“, bittet Kerstin Bäumer um Verständnis. Schausteller hätten in den zwei Jahren der Pandemie ja selbst „sehr gelitten“, und auch viele Einzelhändler seien nicht in der Lage, die steigenden Aufwendungen zu decken. Mit dem Weinladen und Optik Siegert fallen nach Angaben von Kerstin Bäumer auch einige bekannte Standbetreiber weg, „es sind aber auch neue Partner dazugekommen, die gleich mitmachen“, freut sie sich – etwa das neue Café an der Ecke der Wilhelmstraße oder Marion Steinmetz mit ihrem neuen Geschäft für Kreativität, Gesundheit und Wellness. Von den Vereinen machen laut Bäumer noch der ASV, der dort spielende FK Srbija, der „Lallehaag“ sowie die „Teutonia“, die in die Alte Schmiede in die Pfalzstraße einlädt, mit.
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