„Girls! Girls! Girls!“ – der Song aus dem bekannten Musikfilm mit Elvis Presley hatte einen guten Grund. Dass der erste Frauenchor Heidelberg bei seinem flotten wie frechen und fröhlichen Auftritt diesen Titel anstimmte, deutete schnell darauf hin, dass dieses Mal gleich mehrere Frauen den Feudenheimer Bürgertaler bekommen. Aber dass die Feudenheimer Landfrauen geehrt werden, war zu diesem Zeitpunkt noch ein kleines Geheimnis – das lüftete erst später Wilhelm Heckmann.
2020 war es, als der langjährige Vorsitzende des Gesangvereins „Teutonia“ und des Verwaltungsrates der Bürgergemeinschaft ausgezeichnet worden war. „Zwei Wochen später kam Corona und alles war dicht“, erinnerte Stadtrat Alexander Fleck daran, warum der Bürgertaler zwei Jahre lang nicht verliehen werden konnte. Doch nun saßen die Gäste wieder dicht gedrängt im großen Saal des Gasthauses Maruba an der Feudenheimer Straße zum „Politischen Heringsessen“ des CDU-Ortsverbands Feudenheim.
Als dessen Ortsvorsitzender hatte Fleck anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Eingemeindung Feudenheims“ 2010 den „Bürgertaler“ gestiftet, eine gläserne Stele mit dem alten Wappen des Ortes. Sie geht, so Fleck, jeweils „an eine verdiente Persönlichkeit oder Organisation, die sich im besonderen Maße ehrenamtlich um Feudenheim verdient gemacht hat“. Die Schirmherrschaft übernahm 2010 Erster Bürgermeister Christian Specht, der in Feudenheim wohnt. „Er ist von der ersten Stunde an dabei“, betonte Fleck.
Ehrenamtliches Engagement in den Stadtteilen sei „das, was die Menschen zusammenhält und Mannheim lebenswert macht“, betonte der Schirmherr nun. Er freue sich, dass die Auszeichnung nach der Corona-Pause wieder verliehen wird „und das wichtige Engagement für die Gemeinschaft und für Feudenheim weiter Anerkennung findet“, so der Erste Bürgermeister. Nach seiner Ansicht müsse die Stadtverwaltung Vereine „viel, viel stärker unterstützen und ihnen keine Prügel in den Weg legen“, forderte Christian Specht und beglückwünschte zugleich die neuen Träger des Bürgertalers: „Es trifft die Richtigen“, stellte Specht zufrieden fest.
Doch ehe Fleck und er die gläserne Stele überreichten, verdeutlichte Heckmann die Verdienste der Landfrauen. Das Feudenheimer Original garnierte das mit herrlichen Kostproben echter Feudenheimer Mundart und blickte zurück auf das Jahr 1956, als der Feudenheimer Landfrauenverein gegründet worden war. Damals, so Heckmann wehmütig, habe es noch 23 landwirtschaftliche Betriebe in dem Stadtteil gegeben, heute ist es gerade noch einer. „Aber ich freue mich immer, wenn sie mit ihrer schönen Tracht bei Feudenheimer Veranstaltungen dabei sind“, sagte Heckmann über die Landfrauen.
Ob Fasnachtszug oder Sternmarsch zur Kerweeröffnung, Sommertagszug, Schmücken des Osterbrunnens zum Brunnenfest – immer seien die Landfrauen aktiv dabei. Heckmann bescheinigte ihnen „vorbildliches Engagement für Feudenheim“. Zudem beteilige sich der 100 Mitglieder zählende Verein am Maimarkt und 2023 auch an der Bundesgartenschau, biete interessante Beiträge zur Erwachsenenbildung, sei weltoffen und modern. „Sogar Männer dürfen beitreten“, sagte Heckmann – worüber er sich ein bisschen zu wundern schien.
An Bildung teilhaben lassen
Aber die zwei (!) männlichen Mitglieder dürfen mit anpacken und sind auch beim Jahresausflug mit dabei, betätigte Beate Stroh. „Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung“, dankte sie auch im Namen ihrer Vorstandskolleginnen Ingrid Heller und Susanne Spatz. Das gesellschaftliche Engagement im Ort gehöre für die Landfrauen stets dazu, betonte sie. Schließlich seien sie „stark an der Gemeinschaftspflege interessiert“. Gegründet worden seien die Landfrauen – bundesweit vor 75 Jahren, in Feudenheim 1956 – aber in erster Linie „mit dem Ziel, Frauen im ländlichen Raum an Bildung teilhaben zu lassen“. Das Motto sei daher „Starke Frauen – Nicht nur auf dem Land!“
„Wir können mehr als nur leckeren Kuchen backen“, hob Stroh ausdrücklich hervor. Dazu gebe es ein umfangreiches Vortrags- und Seminarprogramm; auch Zumba- und Fitnesskurse gehören dazu. „Das ist für alle modernen Frauen interessant“, betonte sie, und Mitglieder müssten keinesfalls nur aus der Landwirtschaft kommen. Der Verein kümmere sich zudem darum, für Brustkrebsvorsorge zu werben und setze sich für die Anerkennung von Erziehungszeiten bei der Rente sowie die gesellschaftliche Anerkennung der Arbeit von Frauen in Haushalt und Familie ein, betonte die Vorsitzende. Das Vereinssymbol sei nicht ohne Grund die Biene, das Sinnbild für Fleiß.
Musikalisch gratulierte ihnen Heiderose Karl – die parallel zu ihrem Beruf als Sängerin ausgebildete Frau vom bekannten Bauer Karl. Zuvor hatte schon der erste Heidelberger Frauenchor mit seinem Auftritt die Gäste des Abends begeistert.
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