Vogelstang

Brücke über die Sudetenstraße in Mannheim-Vogelstang braucht noch ein Jahr

Von 
Peter W. Ragge
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Die Verschalung für die Betonierung der Stützen der Sudetenstraßenbrücke. © Michael Ruffler

Die Sperrung einer Fahrspur auf der Westumgehung von Wallstadt und der Vogelstang, der Sudetenstraße (L597) , wird im Juli aufgehoben. Das kündigte Christian Lerch, der Bereichsleiter Parkanlage & Infrastruktur der Bundesgartenschau-Gesellschaft, im Bezirksbeirat Vogelstang an. „Ich weiß, die nervt“, sagte er mit Blick auf die Verkehrsbehinderung, die besonders viele Pendler trifft. Sie sei aber nötig für den Bau der Rad- und Fußgängerbrücke, die dort derzeit errichtet wird.

Mit der Bundesgartenschau hat das Bauprojekt nichts zu tun. Aber es ist als Zubringer zum Radschnellweg gedacht, der durch das Spinelli-Gelände und die Au verläuft – und mit dem ist die Bundesgartenschau-Gesellschaft betraut. Daher stellte Lerch nun den Sachstand des Vorhabens vor, das Vogelstängler, Käfertaler und weitere Bewohner aus dem Osten leichter an den Radschnellweg anschießen soll – und das eigentlich längst abgeschlossen sein sollte.

Die 74 Meter lange, sechs Meter breite Brücke überspannt in acht Metern Höhe die Sudetenstraße, zudem die Gleise der Stadtbahnlinie 7 sowie einen Fuß- und Radweg. Mit Auf- und Abfahrtsrampen wird sie daher 112 Meter lang sein. Sie ist eine reine Rad- und Fußgängerbrücke. Damit sie barrierefrei nutzbar ist, werden die Rampen nur ein geringes Gefälle von 5,5 Prozent haben, für Fußgänger zudem zwischendurch immer wieder kleine Podeste angelegt. Errichtet wird das Bauwerk aus wetterfestem Cortenstahl. „Es ist also keine reine Betonbrücke, sondern bietet architektonische Attraktivität und passt sich der Formensprache anderen Buga-Bauten wie dem Panoramasteg an“, so Lerch. Zudem biete Cortenstahl den Vorteil, dass er ohne weiteren Anstrich wetterfest sei.

Kritik an marodem Radweg

Zwar liegt seit Ende Oktober 2021 der Planfeststellungsbeschluss vor, sprich die Baugenehmigung. Dann seien die Arbeiten aber mehrfach „sehr stark gebremst“ worden, erklärte Lerch: „Wir mussten zwei Mal ausschreiben, weil wir bei der ersten Ausschreibung kein Angebot bekommen haben.“ Hier machten sich Kostensteigerungen und Lieferschwierigkeiten bei Stahl nach Ausbruch des Ukrainekriegs bemerkbar. Zudem tauchte noch eine breite unterirdische Wasserleitung der MVV auf, die verlegt werden musste, aber nicht auf Plänen verzeichnet war. „Die war in Vergessenheit geraten, aber inzwischen hat man eine Lösung gefunden“, sagte Lerch. Auch die Untersuchung auf Kampfmittel, Artenschutz für Mauereidechsen sowie archäologische Funde hätten den Bau verzögert.

Inzwischen ist der Bodenaushub erfolgt. Derzeit läuft die Schalung und das Herstellen der Fundamente der Beton-Widerlager für die zwei jeweils dreiteiligen Stützengruppen der Brücke. Parallel erfolgt die Fertigung der Brückenelemente im Werk. Erst nach der Bundesgartenschau geht die Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) die Absenkung der Oberleitung der Straßenbahn an, „da sie während der Buga nicht an die Linie 7 ’ranwill“, wie Lerch sagte, verkehrt auf den Gleisen doch auch der Buga-Sonderzug vom Hauptbahnhof zum Spinelli-Gelände.

Für diese Arbeiten an der Oberleitung müsse der Stadtbahnverkehr kurz unterbrochen werden. „Das läuft nachts“, so Lerch. Eine längere Unterbrechung des Stadtbahnverkehrs ebenso wie eine kurzzeitige Vollsperrung der L 597 in den Nachtstunden werde dann noch mal notwendig, wenn im Frühjahr 2024 die Brückenteile per Kran eingehoben und endgültig montiert werden. Im Sommer 2024 soll die Brücke dann fertig sein.

Die Bezirksbeiräte lobten die ausführliche Information – aber machten sich Sorgen, wie es nach der Brücke weitergeht. Der Radweg entlang vom Reiterverein sei „sehr marode“, beklagte Tatjana Sievers (SPD). „Das sieht es wirklich schlimm aus“, bestätigte Lerch. Es „wäre in der Tat albern“, wenn Radfahrer von der hochwertig gestalteten Brücke auf solch holprige Wege kämen, gestand er ein – aber das könne er nur als Privatmann sagen, denn dafür sei er nicht zuständig. Die Stadt sagte aber zu, die Wege zu sanieren.

Catherina Field (CDU) reichte das jedoch nicht, denn die weitere Führung des Radwegs nach dem Reiterverein, sprich entlang der Römerstraße, sei ungeklärt. „Wenn das Rad eine Alternative zum Auto sein soll, müssen auch die Radwege intakt sein, sonst machen solche Planungen nicht wirklich Sinn“, kritisierte ebenso Tatjana Sievers. Der Bezirksbeirat forderte daher, dass er von der Stadt für die weitere Planung des Radwegenetzes im Bereich Vogel-stang einbezogen wird.

Redaktion Chefreporter

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