Ludwigshafen. Leerstände, rückgängiger Einzelhandel, Billigläden - die Probleme der Ludwigshafener Innenstadt sind hinlänglich bekannt. Auch Christoph Keimes, Geschäftsführer der Ludwigshafener Kongress- und Marketinggesellschaft (Lukom), weiß nur zu gut, dass der massive Strukturwandel in der City kein neues Phänomen ist. Zu den genannten Themen kommen noch die unerwünschte Nutzung der Erdgeschosslagen sowie mangelnde Sauberkeit und Sicherheit hinzu, sagte er am Montag im Stadtentwicklungsausschuss. Die monatelange Schließung von Handel und Gastronomie während der Corona-Pandemie habe ihr Übriges getan.
Dieser negative Trend soll nun gestoppt oder zumindest gebremst werden. 500 000 Euro stehen der Lukom dafür zur Verfügung. Sie stammen aus dem Modellprojekt „Innenstadt-Impulse“ des Landes Rheinland-Pfalz. Mit dieser Fördermöglichkeit will es den Oberzentren ermöglichen, ihre gebeutelten Innenstädte wieder neu zu beleben. Im September wurden der Stadt Ludwigshafen die Fördergelder bewilligt, wie Keimes berichtete.
„Innenstadt-Impulse“
Mit dem Modellvorhaben „Innenstadt-Impulse“ will die Landesregierung rheinland-pfälzischen Oberzentren beim Kampf gegen den Strukturwandel und die Verödung der Innenstädte unterstützen.
Mit den Fördergeldern, zweimal 250 000 Euro pro Kommune, können Pop-up-Stores, Marketing-Aktivitäten oder Online-Marktplätze finanziert werden.
In Ludwigshafen ist die Ludwigshafener Kongress- und Marketinggesellschaft für die Entwicklung passgenauer Konzepte zuständig. Die ersten Maßnahmen sind für 2022 geplant.
Nun ist es an der Lukom, dieses Geld bis spätestens 2022 sinnvoll einzusetzen. Investiert werden soll unter anderem in eine Digitalisierungsstrategie oder in Aktionstage zur Belebung der Fußgängerzone. „Schwerpunkt der Aktivitäten soll die Achse vom Ludwigsplatz über die Ludwigstraße bis hin zum Berliner Platz werden“, kündigte Keimes an. Für diesen Bereich solle eine Strategie, eine Vision entwickelt werden. Händler, Immobilienbesitzer und Gastronomen sollen dabei mit ins Boot geholt werden.
Pop-up-Stores und Kultur?
Eine Kernaufgabe in der City betreffe „tote“ Immobilien. Es gelte, Leerstände zu beseitigen und verödete Erdgeschosszonen wiederzubeleben. Dazu sollen neue Akteure in die Innenstadt gelockt werden. Sollten sich keine langfristigen Lösungen ermöglichen lassen, seien auch temporäre Nutzungen denkbar, so der Lukom-Geschäftsführer. „Etwa mit Pop-up-Stores, Kulturnutzungen oder nicht-kommerziellen Coworking Spaces“, sagte er.
Im Bereich Digitalisierung setzt die Lukom ihre Hoffnungen insbesondere auf den Ausbau des Angebots der Ludwigshafen-App. Neue Funktionen sollen für mehr Interaktion in der Stadt und mit den Händlern sorgen, etwa durch Quiztools oder Einkaufsgutscheine. Die angedachten Aktionstage sollen voraussichtlich im Sommer 2022 stattfinden. Eine Überlegung ist etwa ein Late Night-Shopping in der Fußgängerzone, also ein nächtliches Einkaufserlebnis.
Eine Verbesserung erhofft sich die Lukom zudem durch die Aufwertung von Aufenthaltsflächen wie kleinen Grünflächen oder Sitzgelegenheiten. Potenzielle Angsträume wie düstere Ecken oder Unterführungen sollen laut Keimes mit „angenehmer Beleuchtung“ entschärft werden.
Geld ist Teil eines Gesamtkonzepts
Trotz der schwierigen Ausgangslage sieht der Lukom-Chef auch positive Aspekte. „Wir haben derzeit die Situation, dass in der Innenstadt viele Neubauten in Planung sind, die eine erhöhte Frequenz versprechen“, sagte er mit Blick auf den bereits vollendeten TWL-Neubau, die neue Pfalzwerke-Zentrale an der Wredestraße oder ein mögliches neues Rathaus in der Nähe des Berliner Platzes. Auch die mit den Hochstraßen zusammenhängenden Veränderungen und die Entwicklung des Quartiers City West böten viele Chancen für die Innenstadt.
Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) betonte, dass die Gelder aus dem Programm „Innenstadt-Impulse“ für schnelle Maßnahmen vorgesehen seien, die lediglich einen Teil eines großen Gesamtkonzeptes ausmachen würden. „Wir wollen, dass die Bürgerinnen und Bürger etwas zum Anfassen haben“, sagte sie. Übergeordnet arbeiten seit einigen Monaten Planungsbüros an einem Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK), mit dem sich das Gesicht der Innenstadt in den kommenden Jahren maßgeblich wandeln soll (wir berichteten).
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