Oggersheim - Wettbieten um Gebäude am S-Bahnhof bei Auktion der Berliner Karhausen AG / Käufer und künftige Nutzung unbekannt

Wettbieten um Ludwigshafener Hochbunker: So lief die Auktion

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Julian Eistetter
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Der ehemalige Hochbunker liegt unmittelbar neben dem Oggersheimer S-Bahnhof. © Thomas Tröster

Ludwigshafen. Als eines der "Higlights" des Tages kündigte Matthias Knake, Leitender Auktionator und Vorstandsmitglied der Karhausen AG, den Hochbunker am Oggersheimer S-Bahnhof an, als er gegen 14 Uhr zur Versteigerung aufgerufen wurde. Die Auktion des für seine besonderen Objekte bekannten Hauses wurde auf der Internetseite der Karhausen AG live übertragen.  "Der kleine Bunker in Ludwigshafen erfreut sich einer sehr sehr hohen Nachfrage. Das ist ein sehr spannendes Projekt, das da entstehen könnte", betonte Knake. 14 Angebote lagen bereits im Vorfeld vor, letztlich wechselte der Hochbunker, in dem einst Bahnarbeiter, Soldaten und Zivilisten Schutz fanden, für 50.000 Euro den Besitzer.

Das Mindestangebot von 17.500 Euro wurde bereits von den im Vorfeld eingereichten Angeboten übertroffen - das höchste lag bei 20.500 Euro. Im Anschluss entwickelte sich ein kurzes Wettbieten, insgesamt zwölf Angebote wurden eingereicht und der Preis stieg in 2000er-Schritten rasant in die Höhe. Den Zuschlag erhielt letztlich der Bieter mit der Nummer 5, näheres zum Käufer ist nicht bekannt.

Bahn hat keine Verwendung

Zur Versteigerung freigegeben hat den fünfgeschossigen Bunker in der Prälat-Caire-Straße die Deutsche Bahn als Eigentümerin. Nach Angaben einer Sprecherin hat der Konzern keine Verwendung mehr für das Gebäude, das seit einigen Jahren leer steht. "Die Immobilie ist für den Bahnbetrieb nicht notwendig. Daher veräußern wir ihn jetzt auch", hatte sie im Vorfeld der Auktion gesagt.

Was nun aus dem Bunker wird, ist unklar. Auktionator Knake hatte von Lager- über Proberäume bis hin zu Erlebnisangeboten wie Lasertag oder gar Penthouse-Wohnungen nichts ausgeschlossen. Da der ehemalige Hochbunker in der Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz aber als Baudenkmal ausgewiesen ist, wird ein Umbau nicht so einfach. Generell müsste für eine Nutzung etwa für kulturelle Zwecke ein zweiter Rettungsweg erschlossen werden, um alle Sicherheitsvorgaben zu erfüllen.

Auf den Käufer werden jedenfalls neben den 50.000 Euro noch weitere Kosten zukommen. Denn er Zustand des Bunkers wird als "sanierungsbedürftig" beschrieben. So gebe es etwa Feuchtigkeitsschäden, Salpeterausblühungen und tierischen Befall. Der Ludwigshafener Historiker Hans-Jürgen Becker hatte nach einer Besichtigung im Vorfeld der Versteigerung gesagt: "Auf Deutsch gesagt ist alles komplett zugeschissen". Tauben hätten sich durch die gekippten Fenster in dem Bauwerk breit gemacht. Matthias Knake stellte aber bei der Auktion eine Reinigung durch die Deutsche Bahn in Aussicht.

Der kleine Hochbunker in Oggersheim ist einer von 46 in Ludwigshafen. Er wurde in der zweiten Bunkerbau-Welle im Jahr 1942 errichtet. 500 Menschen fanden dort bei Luftangriffen Unterschlupf, gedacht war er in erster Linie für Bahnmitarbeiter und reisende Soldaten. Doch auch Feldarbeiter aus der Umgebung suchten dort Schutz.

2019 gab es nur ein Gebot

Der Arbeitskreis Bunkermuseum Ludwigshafen, den Becker mitgegründet hat, hatte sich ebenfalls für einen Kauf des Bauwerks interessiert. Nach der Besichtigung und mit Blick auf die vermutlich hohen Folgekosten hatte man davon aber wieder Abstand genommen. Ziel des Vereins ist es, in einem der vielen Ludwigshafener Schutzgebäude ein Museum einzurichten.

Es ist bereits das zweite Mal, dass das Auktionshaus Karhausen einen Bunker in Ludwigshafen versteigert hat. 2019 ging ein Gebäude zwischen Bismarckstraße und Ludwigsplatz in der Innenstadt für 29.100 Euro weg. Damals gab es nur ein Gebot.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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