Ludwigshafen. Vor vier Wochen ist das Festival des Deutschen Films in Ludwigshafen zu Ende gegangen. Mittlerweile sei das Gelände geräumt und an die Stadt übergeben worden, teilt eine Sprecherin mit. Was bleibt, ist wieder einmal eine von der Last schwerer Maschinen und Tausender Menschen gezeichnete Wiese. Stark verdichtetes Erdreich, tiefe Löcher im Boden und beschädigte Wurzeln der großen Bäume geben der ewigen Debatte neuen Nährstoff: Ist die Ausrichtung eines solch großen Festivals mitten im Landschaftsschutzgebiet auf der Parkinsel vertretbar? Kritik kommt von Anwohnern und Naturschützern, die Stadt signalisiert Gesprächsbereitschaft.
„Klare Bedingungen gestellt“
Bemängelt werden seitens der Anwohner mehrere Punkte. So seien Abstände von Zelten und Containern zu Bäumen und Hecken nicht eingehalten, bis zu einem Meter lange Eisennägel zur Befestigung durch die Wurzeln der Bäume getrieben und der Boden durch den Einsatz schwerer Fahrzeuge massiv verdichtet worden. Eine umfangreiche Bilddokumentation schickten Anwohner auch an die Stadtverwaltung.
Diese teilt auf Anfrage dieser Redaktion mit, dass alle Beteiligten daran arbeiten, dass die Auf- und Abbauarbeiten zum Filmfestival so störungsfrei wie möglich verlaufen. „Die Stadtverwaltung hat von Beginn an klare Bedingungen gestellt, um die Natur auf der Parkinsel zu schützen“, betont eine Sprecherin. Dabei sei zu beachten, dass der Boden witterungsbedingt unterschiedlich auf die Beanspruchung reagiere. „Um die Belastung gerade hinsichtlich der Bodenverdichtung gering zu halten, müssen Druckverteilungsplatten und Maschinen genutzt werden, deren Punktbelastung niedriger ist als zum Beispiel bei einem Gabelstapler“, sagt sie. Das sei entsprechend kontrolliert worden.
Die Anordnung der Zelte und Container sowie deren Abstände zu den Bäumen seien im Vorfeld abgestimmt und wie geplant umgesetzt worden. Die Materialien seien mit großen Fahrzeugen angeliefert und dann mit kleineren verteilt und aufgebaut worden. „Allerdings war das Befahren der kompletten Wiese bis dicht an die Bäume so nicht gestattet“, räumt die Verwaltung ein.
Durch Hochwasser verschärft
Sabine Laubner-Draheim von der BUND-Kreisgruppe Ludwigshafen warnt, dass der beanspruchte Boden nicht genug Zeit bekomme, sich zu erholen. „Gerade nach dem Hochwasser in diesem Jahr ist die Verdichtung noch höher“, sagt sie. Da würden auch die geplanten Auflockerungs- und Lüftungsmaßnahmen der Verwaltung nicht ausreichen, wenn das Spiel im nächsten Sommer schon wieder von vorn beginne. Deshalb schlägt der BUND wechselnde Austragungsorte für das Festival vor. „Das könnte mal der Platz der Deutschen Einheit vor der Rhein-Galerie sein, mal der Ebertpark und mal die Parkinsel. Dann hätten Boden und Bäume mal zwei Jahre Zeit, zu regenerieren.“
Ortsvorsteher Christoph Heller kennt die Idee. Er hat aber Verständnis, dass der Veranstalter sie nicht umsetzen möchte. „Er müsste jedes Jahr eine komplett neue Veranstaltung organisieren“, sagt er. Heller, der oft als erstes mit der Kritik der Anwohner konfrontiert wird, legt Wert auf etwas anderes: „Wir brauchen glasklare Spielregeln, an die sich dann auch alle halten - Festivalleitung, Verwaltung und Anwohner“, sagt er. „Nur so kann es funktionieren.“
Bei diesen Spielregeln sollten vermehrt auch Naturschutzverbände mit einbezogen werden, sagt Laubner-Draheim. „Wir sind große Fans des Filmfestivals und wollen es keinesfalls verschwinden lassen. Aber ein bisschen mehr Rücksicht könnte man bei den Planungen auf die Umwelt schon nehmen“, sagt sie. „Man stelle sich vor, die Bäume gehen irgendwann kaputt. Dann will die Festivalleitung die Veranstaltung dort nicht mehr machen, obwohl sie mit dafür verantwortlich ist.“
„Ausmaße vertretbar“
Die Stadtverwaltung ist eigenen Angaben nach offen für eine stärkere Beteiligung des BUND. „Bisher gab es keinen Austausch. Wir bitten aber gerne darum, dass sich der BUND mit seinen Vorschlägen an uns wendet. Sie sollen bei den Planungen für 2022 einbezogen werden“, sagt die Sprecherin. Insgesamt bewerte die Verwaltung die Ausmaße des Festivals als vertretbar. „Es gilt dabei, immer unterschiedliche Güter und Interessen abzuwägen und Kompromisse zu finden.“ Festival-Direktor Michael Kötz verweist auf die enge Abstimmung mit der Stadt. Gemeinsam sorge und kümmere man sich um die Belange der Natur.
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