Ludwigshafen. Neues Konzept, helle Räume, gemütliche Atmosphäre - die Ludwigshafener Stadtbibliothek präsentiert sich nach der Sanierung vor einigen Jahren als eine der modernsten in der gesamten Region. Achteinhalb Millionen Euro hat der Umbau zu einem Ort mit hoher Aufenthaltsqualität gekostet. Und weitere knapp sechs Millionen fließen nun in die Erneuerung des angrenzenden Bürgermeister-Ludwig-Reichert-Hauses, das in den kommenden Jahren ebenfalls zu einem modernen und attraktiven Treffpunkt umgebaut werden soll. Die Mittel hat der Bau- und Grundstücksausschuss in der vergangenen Sitzung bewilligt.
Das Bürgermeister-Ludwig-Reichert-Haus im rückwärtigen Bereich der Stadtbibliothek wurde im Jahr 1956 erbaut und ist eines der wenigen Kulturdenkmäler in der Stadt. In dem Gebäude sind die Kinderbücherei im Erdgeschoss und die Ausstellungshalle des Kunstvereins Ludwigshafen im Obergeschoss untergebracht. Laut Stadtverwaltung befindet sich die einfachverglaste Fassade mittlerweile in einem sehr schlechten Zustand. „Das sorgt bei Sonneneinstrahlung für große Hitze und bei Regen dringt Wasser ein“, heißt es in der Sitzungsvorlage. Dadurch werde die Bausubstanz zunehmend beschädigt. „Eine Sanierung zum Erhalt des Gebäudes ist unumgänglich“, so das Fazit.
Ein Hauptbestandteil der Bauarbeiten wird die Umgestaltung und Erweiterung der Kinderbücherei. Sie ist derzeit auf 180 Quadratmetern untergebracht und verfügt über einen Bestand von 25 000 Medien. „Die Richtgröße für den Flächenbedarf von etwa 16 Quadratmetern pro 1000 Medien wird derzeit unterschritten, was massive Schwierigkeiten in der Aufstellung mit sich bringt“, so die Stadt. Auch der Bereich zum Lesen, Spielen und Arbeiten sei zu klein. Daneben werde künftig Platz für Infoplätze, Teeküche, Familienbereich und Toiletten, darunter barrierefreie, benötigt.
Niederländisches Architekturbüro
Um die Fläche der Kinderbibliothek vergrößern zu können, wird ein angrenzender ehemaliger Kinosaal mitsamt seinen Nebenräumen umfunktioniert. Bislang wird dieser noch als Lagerraum für die Stadtbibliothek genutzt. Gestaltet wird die neue Kinderbücherei vom niederländischen Architekturbüro Aat Vos. Das Team hatte sich bereits eine Woche lang im ehemaligen Kinosaal einquartiert, um die räumlichen Gegebenheiten kennenzulernen und Bedarfe zu eruieren. Auch erste Pläne für ein neues "Lern- und Informationszentrum mit hohem Bildungsangebot, digitaler Infrastruktur und guter Aufenthaltsqualität" wurden bereits vorgelegt.
„Nachdem das Haupthaus fertig war, hatten wir die Idee, auch die Kinderbibliothek anzugehen. Aat Vos hat tolle Entwürfe vorgelegt, die eine wesentliche Weiterentwicklung bringen werden“, sagte Kulturdezernentin Cornelia Reifenberg (CDU) in der Ausschusssitzung.
Die gesamte Sanierung erfolgt in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz. Das gilt auch für die Glasfassaden des Gebäudes. „Dabei handelt es sich um einfachverglaste Stahlprofile ohne thermische Trennung. Die einfachverglasten Stahlfenster entsprechen nicht dem technischen Standard, können nicht instandgesetzt werden und sind deshalb auszutauschen“, so die Stadt. Bestimmte Fassadenteile sind aus Gründen des Denkmalschutzes zwingend zu erhalten. Diese werden von einer Fachfirma bearbeitet. Da die Verglasung an der Süd-Ost-Fassade nicht der des übrigen Gebäudes entspricht, wird diese ausgetauscht.
Abgerissen werden muss die Fluchttreppe auf der Rückseite des Gebäudes. Es handelt sich um eine Spindeltreppe, die nicht mehr heutigen Anforderungen entspricht. Sie soll durch eine Stahltreppe ersetzt werden. Auch die Decken in den Foyers des Erd- und Obergeschosses werden ausgetauscht. Der Innenhof, der zwischen Stadtbibliothek, Bürgermeister-Reichert-Haus, Binderbau und Kunstverein liegt, soll ebenfalls aufgewertet werden - etwa mit neuer Bepflanzung und neuen Möbeln zum Verweilen.
Land übernimmt 90 Prozent
Bei den Fraktionen sorgten die Pläne rundum für Zustimmung. „Mehr Nutzer und Besucher gibt es in keinem anderen Kulturbereich“, sagte Christoph Heller (CDU) mit Blick auf die gute Auslastung der Stadtbibliothek. „Wir haben vor Jahren ein ansprechendes Angebot angestoßen, das wir das jetzt abschließen können, das freut mich einfach.“ Auch Sylvia Weiler (SPD) sprach von einem Super-Projekt. „Es wird Zeit, dass endlich was passiert in der Kinderbibliothek.“ Jens Brückner (Forum und Piraten) wünschte sich, dass die Kinderbücherei eine ähnliche Erfolgsgeschichte werde wie die Stadtbibliothek.
Der Umbau soll bis Februar 2024 abgeschlossen sein. 90 Prozent der Kosten werden durch das Land Rheinland-Pfalz getragen.
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