Hochschule - Peter Mudra lässt sich nach zwölf Jahren nicht nochmals zum Präsidenten wählen / Einrichtung in der Stadt präsent gemacht

Warum der Ludwigshafener Hochschulpräsident Peter Mudra sein Amt abgibt

Von 
Julian Eistetter
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Peter Mudra vor der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. Im März 2022 wird er als Präsident abgelöst. © Thomas Tröster

Ludwigshafen. Nach zwölf Jahren wird die Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen ein neues Gesicht bekommen. Präsident Peter Mudra hat sich entschlossen, nach zwei Amtszeiten den Weg für einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin frei zu machen. Unter seiner Führung hat sich die Bildungseinrichtung erfolgreich entwickelt, doch es galt auch, einige Herausforderungen zu meistern.

Am Dienstag hat Mudra vor Pressevertretern eine persönliche Bilanz gezogen und einen Ausblick in die Zukunft gewagt. Dabei wird der 59-Jährige noch bis Mitte März 2022 im Amt bleiben. „Es soll ein schleichender Prozess sein, und ich will die Schritte selbst bestimmen. Es soll kein plötzliches Ende mit einem großen Bohei geben“, erklärt er den scheinbar frühen Zeitpunkt. Und noch einen Grund gibt es: Denn schon an diesem Mittwoch wird der Nachfolger oder die Nachfolgerin gewählt, die Bekanntgabe erfolgt voraussichtlich am Donnerstag.

Mudras Leistung als Präsident ist unverkennbar. In seiner Amtszeit seit 2010 ist die Zahl der Studierenden um 30 Prozent auf aktuell rund 4750 gestiegen, die Zahl der Studiengänge wuchs ebenfalls um 30 Prozent auf 42 an, 330 Beschäftigte bedeuten eine Steigerung um 15 Prozent. Die eingeworbenen Drittmittel sind mit 3,9 Millionen Euro heute vier Mal so hoch wie 2010. „Das sind fulminante Zahlen. Wir haben uns als Hochschule sehr gut positioniert, während andere abgehängt wurden“, sagt Mudra.

Dabei war sein Beginn als Präsident alles andere als einfach. Er übernahm das Amt kurz nach der Fusion der Evangelischen Fachhochschule und der Fachhochschule Ludwigshafen zur Hochschule Ludwigshafen. „Das waren teilweise schon verschiedene Welten, wenn BWLer auf Studierende der Sozialen Arbeit trafen“, erinnert sich Mudra. Durch eine Namensänderung zur Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft sollte eine gemeinsame Identität geschaffen werden - „und das hat funktioniert“.

Der neue Name sei auch aus der inhaltlichen Frage hervorgegangen, wofür man eigentlich stehe. „Welche Anforderungen stellt die Arbeitswelt an uns, und welche gesellschaftlichen Fragestellungen können wir aufnehmen?“, so Mudra. Den Namen, der ein Alleinstellungsmerkmal sei, fülle die Hochschule nach und nach immer mehr mit Leben. Auch die Öffnung des Hauses für neue Zielgruppen - etwa Studienpioniere oder Menschen mit Migrationshintergrund - kann sich Peter Mudra zurechnen lassen.

Zurück in die Lehre

Peter Mudra (59) ist seit 2010 Präsident der Hochschule Ludwigshafen. Mitte März 2022 wird er abgelöst.

In seiner Amtszeit hat die Einrichtung eine Neuausrichtung mit der Namensänderung zur Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft vollzogen und der Bau des neuen Campusgebäudes wurde begonnen.

Nach zwölf Jahren möchte der Wahl-Mannheimer nun den Weg für neue Impulse frei machen.

Nach aktuellem Stand wird er in seine Professur im Bereich Personalentwicklung zurückkehren.

„Wollen Begegnungen schaffen“

Eines seiner größten Anliegen war die Verankerung der Hochschule in der Stadt. Zwischenzeitlich gab es Überlegungen, ob die Bildungseinrichtung nicht in die Walzmühle in der Innenstadt ziehen könnte. Die Ansiedlung eines großen Studentenwohnheims scheiterte letztlich am Geld. „Wenn wir schon nicht strukturell in der City verankert sind, dann wollen wir aber zumindest Begegnungen schaffen“, betont der 59-Jährige. So soll das Social Innovation Lab in der Fußgängerzone „mit aller Macht“ gehalten werden. Künftig kann sich der scheidende Präsident dort die Ausrichtung der Kinderuni oder andere Veranstaltungen wie Auftritte von Straßenmusikern vorstellen.

Gleichwohl bedauert Mudra, dass die Hochschule örtlich von der Innenstadt abgeklemmt ist. „Da muss eine bessere Anbindung das Ziel sein. Mundenheim ist ein schöner Stadtteil, aber er zeigt den Studierenden nicht, was Ludwigshafen sonst noch zu bieten hat. Deshalb hoffen wir auf einen Bypass.“ Seinen erfolglosen Einsatz für die Öffnung des Posttunnels unter den Bahngleisen bewertet er als seine „größte Niederlage“. Nun ruhen die Hoffnungen auf einer Idee des Baudezernenten Alexander Thewalt, eine Rad- und Fußgängerbrücke über die Gleise zu führen.

Spitze bei Studierenden erreicht

Diese würde dann in Zukunft einen komplett neuen Campus mit der Stadt verbinden. Denn Ende 2022 soll der 67 Millionen Euro teure Neubau der Hochschule in der Ernst-Boehe-Straße fertig sein. Für die Einrichtung bedeutet das die lange ersehnte Entspannung bei den Raumkapazitäten. Über Jahre mussten Flächen der benachbarten Postbank angemietet werden, um der Raumnot Herr zu werden. „Wir sind froh und stolz, wenn das neue Gebäude dann endlich fertig ist. Denn es stand auch mindestens zwei Mal auf der Kippe“, berichtet Mudra. Der Beschluss für den Neubau fiel bereits 2010, die Umsetzung zog sich dann jedoch in die Länge.

Von einem weiteren Wachstum der Studierendenzahl geht Mudra für die kommenden Jahre nicht aus. „Die Nachfrage ist zwar da, und wir könnten die 5000er-Marke knacken, aber bei den verfügbaren Ressourcen macht das keinen Sinn“, sagt er. Ziel sei es, die Zahl von rund 4500 Studentinnen und Studenten perspektivisch zu halten. Mudra selbst wird nach dem Amtswechsel im März voraussichtlich in seine alte Professur zurückkehren. „Darauf habe ich große Lust, das ist der schönste Job der Welt“, sagt er. Nach zwölf Jahren könne die Hochschule neue Impulse gebrauchen.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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