Rheinufer Süd - Deutsche Wohnwerte AG lässt 650 Betonpfähle in die Erde rammen / Nachbarn beklagen Lärm und sorgen sich um Häuser

Vibration erschüttert Anwohner

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Julian Eistetter
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Wohnen unmittelbar neben der Baustelle (v.l.): Alfons Frank, Barbara Räder, Jochem Henkelmann, Jürgen Dosch und Gerhard Heigel. © rittelmann

Ludwigshafen. Dumpfe Schläge, wackelnde Lampen und klirrende Gläser – immer mehr Anwohner rund um eine neue Großbaustelle am Rheinufer Süd in Ludwigshafen klagen über Lärm und heftige Vibrationen. Die Kritik richtet sich gegen die Deutsche Wohnwerte AG, die auf zwei Baufeldern zwischen Ostasieninstitut und August-Macke-Straße ein Quartier mit 127 Eigentumswohnungen errichtet. Zur Gründung der Baufläche für das Projekt „Heimatufer“, so der Vorwurf in der Nachbarschaft, wende das Unternehmen eine veraltete Methode an.

„Die Firma lässt derzeit am nördlichen Baufeld Betonpfeiler in die Erde rammen“, berichtet Jochem Henkelmann, Wohnungseigentümer in der August-Macke-Straße. Diese Vorgehensweise sorge für enorme Vibrationen und Erschütterungen. „Es handelt sich um eine 20 Jahre alte Methode. Kein anderes Bauunternehmen hat sie am Rheinufer Süd angewandt“, ärgert sich Henkelmann. Er und viele Nachbarn befürchten, dass die eigenen, wenige Jahre alten Immobilien durch die Schwingungen Schäden nehmen könnten. „Wir haben wenig Verständnis dafür, dass der Bauträger keine schonendere Methode einsetzt“, sagt Henkelmann. Dass dies möglich ist, würden Bauprojekte in der Nachbarschaft zeigen, bei denen die Betonpfeiler etwa durch Bohrung ins Erdreich gelangt seien.

Auf Anfrage erklärt die Deutsche Wohnwerte AG, dass sie sich wegen der Nähe zum Rhein und der dadurch vorhandenen Verbindung zwischen Rhein- und Grundwasser für eine Pfahlgründung entschieden habe. „Die Rammpfähle stellen in jedem Stand der Bauarbeiten eine Auftriebssicherheit sicher. Sie nehmen Drucklasten aus den späteren Gebäuden auf und sind auch auf Zug bei ansteigendem Grundwasser belastbar“, berichtet Geschäftsführer Thomas Dorant.

Unter den gegebenen Bedingungen sei die Ramm-Pfahlgründung die beste Lösung. Alternativen wie Bohrpfähle seien wegen längerer Bauzeit ausgeschlossen worden. „Dieselbe Gründungsart wie jetzt wurde auch beim neuen Technischen Rathaus in Mannheim genutzt, ebenfalls in bereits bewohnter Lage“, so Dorant.

Für das Projekt „Heimatufer“ sollen rund 650 Pfähle in die Erde getrieben werden. Die Arbeiten auf dem nördlichen Flurstück sollen laut Deutsche Wohnwerte heute abgeschlossen sein, auf der südlichen Fläche voraussichtlich bis zum 7. April. Während der Arbeiten stehe der Bauträger mit den Anwohnern in Kontakt und kümmere sich um eventuelle Anliegen. „Natürlich freut sich keiner über die Störungen, aber in den meisten Fällen treffen wir auf Verständnis.“

Messungen ab Montag

Dieses Verständnis ist vielen Anwohnern am Rheinufer Süd mittlerweile verloren gegangen, wie auch Alfons Frank aus der Paul-Klee-Straße berichtet. „Wir sind wirklich nicht gegen das Bauprojekt an sich. Aber durch die Vibrationen haben wir Angst um unser Eigentum“, betont der 68-Jährige. Als Pensionär erlebe er die Belastungen täglich mit. „Der Boden zittert und ich spüre einzelne Schläge.“ Seinen Blutdruck treibe das regelmäßig in die Höhe.

Mit ihrem Anliegen haben sich die Nachbarn bereits an die zuständige Gewerbeaufsicht der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd in Neustadt gerichtet. „Uns liegen Beschwerden über Lärm und Erschütterungen vor. Diese stammen insbesondere aus der Rheinuferstraße, aus der Walzmühlstraße und aus der August-Macke-Straße“, berichtet eine Sprecherin.

Die Gewerbeaufsicht habe daher mit dem Bauherrn und einer Fremdüberwachungsfirma Messpunkte festgelegt, an denen die Erschütterungen überprüft werden sollen. Im Zusammenhang mit der Einwirkung von Vibrationen auf Gebäude komme die DIN-Vorschrift 4150 zur Anwendung. „Sind die gemessenen Werte unterhalb der genannten Werte in der DIN 4150, kann davon ausgegangen werden, dass keine Schäden zu erwarten sind und auch die Belästigungen für Anwohner nicht erheblich sind.“

Die Messungen sollen ab Montag an den Gebäuden durchgeführt werden. Dann werden in direkter Nachbarschaft Pfeiler in die Erde gerammt. Alfons Frank ist sich sicher, dass alle Grenzwerte eingehalten werden. „Wenn die Überprüfung bekannt ist, dann wird an dem Tag natürlich alles passen, weil die Maschinen entsprechend eingestellt sind“, sagt er. Die Angst um die eigenen Häuser wird ihn und seine Nachbarn wohl weiter umtreiben.

Das Bauvorhaben

  • Die Deutsche Wohnwerte AG (Heidelberg) errichtet 127 Wohnungen auf zwei Baufeldern bis 2020.
  • Vorgesehen sind drei Gebäude mit vier bis sieben Stockwerken. Die Tiefgarage umfasst 164 Stellplätze.
  • Zur Gründung des Geländes werden 650 Pfähle in den Boden gerammt. Die damit verbundenen Erschütterungen ärgern die Anwohner.
  • Die Aufsichtsbehörde hat eine Firma mit Messungen beauftragt.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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