Auffällige Häufung

Vermisste Kinder in Ludwigshafen: Das steckt hinter den aktuellen Fällen

Fast täglich wird in Ludwigshafen derzeit ein Kind oder ein Jugendlicher vermisst gemeldet. Gibt es Grund zur Sorge? Das sagen Stadt und Polizei dazu

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Julian Eistetter
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In Ludwigshafen werden derzeit auffällig viele Kinder und Jugendliche vermisst gemeldet. © dpa

Ludwigshafen. Der neueste Fall kommt am Freitag hereingeflattert. Die Ludwigshafener Polizei informiert darüber, dass eine 14-Jährige vermisst wird. Am Donnerstag habe sie eine Einrichtung im Stadtteil Mundenheim verlassen und sei nicht wieder zurückgekehrt. Da die bisherigen Ermittlungen keinen Erfolg brachten, wird die Öffentlichkeit um Mithilfe gebeten.

Was die Polizei zu der Häufung von Vermisstenfällen in Ludwigshafen sagt

Es sind inzwischen vertraute Zeilen, denn in Ludwigshafen gibt es derzeit eine signifikante Häufung solcher Vermisstenfälle. Seit Ende Februar waren es allein 13, immer waren Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren betroffen. Häufig gab die Polizei dann aber schon wenige Tage nach der Öffentlichkeitsfahndung Entwarnung. Was hat es mit der auffälligen Serie auf sich?

"Nach unseren Erkenntnissen handelt es sich um eine zufällige Häufung von Vermisstenfällen im Bereich Ludwigshafen", erklärt eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Rheinpfalz auf Anfrage. In den unterschiedlichen Aufgabenfeldern der Polizei komme es immer mal wieder zu Häufungen bestimmter Sachverhalte - "ohne dass es hierfür eine plausible Erklärung gibt", wie die Sprecherin sagt.

Die meisten der aktuellen Vermisstenfälle betreffen Jugendhilfeeinrichtungen. "Bei den Einrichtungen in Ludwigshafen handelt es sich nicht um geschlossene Einrichtungen. Aus diesem Grund können die Kinder und Jugendlichen diese gründsätzlich auch verlassen", so die Sprecherin.

So schätzt die Stadt Ludwigshafen die vielen Vermisstenfälle ein

Darauf weist auch die Stadt Ludwigshafen, in deren Trägerschaft sich die Einrichtungen befinden, in einer Stellungnahme hin. "Jugendhilfeeinrichtungen sind in der Regel offene Häuser. Sie wollen jungen Menschen in schwierigen Situationen eine sichere Zuflucht bieten", sagt eine Rathaussprecherin. Die Einrichtungen dürften und könnten die Kinder und Jugendlichen gleichzeitig aber ohne gerichtliche Anordnung nicht in ihren Freiheitsrechten beschneiden.

Heißt im Klartext: Die Jungen und Mädchen dürfen sich außerhalb der Einrichtungen bewegen. "Familien und Einrichtungen der Jugendhilfe wenden sich selbstverständlich umgehend an die Polizei, wenn Kinder oder Jugendliche über einen bestimmten Zeitraum nicht in ihr Zuhause zurückkehren", so die Sprecherin.

Sind alle vermissten Kinder wohlbehalten wieder aufgetaucht?

Nach Einschätzung der Verwaltung handele es sich derzeit "um individuell in der jeweiligen Biografie begründete Fälle". In einem Zusammenhang stehen diese aus Sicht der Stadt nicht. Diese Annahme teilt auch die Polizei. "Es kommt immer wieder vor, dass vermisste Kinder und Jugendliche aus einer Einrichtung zusammen unterwegs sind. Hinweise dazu liegen uns bei den aktuellen Vermissten-Fällen aber nicht vor", erklärt die Sprecherin.

Von den mehr als zehn Fällen, die in den vergangenen gut zwei Wochen bekannt wurden, werden derzeit noch zwei Kinder vermisst. "Davon war eine Person zwischenzeitlich wieder aufgetaucht und ist nun erneut vermisst", sagt die Polizeisprecherin. Ein Kind war sogar dreimal in den vergangenen zwei Wochen als vermisst gemeldet. Auch das spricht für die Einschätzung der Stadt, dass es sich um individuelle Probleme handelt.

Die Polizei nimmt die Fälle sehr ernst

Gleichwohl nimmt die Polizei die Sache sehr ernst. "Wenn Kinder oder Jugendliche vermisst werden, nehmen wir das immer ernst und gehen grundsätzlich von einer potenziellen Gefahr für die vermisste Person aus", erklärt die Sprecherin. "Sofern wir insbesondere bei Kindern und Jugendlichen durch unsere Ermittlungen nicht den Aufenthaltsort feststellen oder eine konkrete Gefahr ausschließen können, nutzen wir das Instrument der Öffentlichkeitsfahndung. Hierbei bitten wir die Bevölkerung um Hinweise, um die Vermissten wieder zu finden."

Abschließend erklärt sie aber auch: "Die Kinder und Jugendlichen, die in der letzten Zeit aus Einrichtungen in Ludwigshafen vermisst wurden, haben nach unserem Kenntnisstand in allen Fällen die Einrichtung freiwillig verlassen." Einen wirkliche Lösungsansatz gibt es nicht. "Die Fachkräfte arbeiten gemeinsam mit den jungen Menschen an deren persönlicher Situation", sagt die Verwaltungssprecherin. Dass die Flut an Vermisstenmeldungen in Ludwigshafen abebbt, ist also zunächst nicht zu erwarten.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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