Bildung - Schließung der Anna-Freud-Schule zugunsten eines Neubaus im Rhein-Pfalz-Kreis könnte Probleme im Stadtteil Süd lösen

Verlust und Chance zugleich

Von 
Julian Eistetter
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Das Gelände der Realschule plus in Böhl-Iggelheim. Auf dem angrenzenden Sportplatz oder dahinter könnte die neue Berufsschule gebaut werden. © Klaus Venus

Ludwigshafen. Der Neubau einer Berufsbildenden Schule (BBS) im Rhein-Pfalz-Kreis und die damit einhergehende Schließung der Anna-Freud-Schule, BBS für Sozialwesen, Gesundheit und Hauswirtschaft in Ludwigshafen, nehmen immer konkretere Formen an. „Die Stadt und der Kreis sind in Gesprächen übereingekommen, dass die Stadt die Anna-Freud-Schule schließen wird bei gleichzeitiger Neugründung einer BBS im Rhein-Pfalz-Kreis“, teilt eine Sprecherin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier mit. Nach Angaben von Landrat Clemens Körner (CDU) soll der Kreistag am kommenden Montag einen grundlegenden Beschluss fassen, der die Bereitschaft zum Bau der Bildungseinrichtung signalisiert. Sie soll auf einem Gelände in direkter Nachbarschaft zur Realschule plus in Böhl-Iggelheim entstehen.

Profil wird sich ändern

Unterdessen hat sich am Montag auch der Schulträgerausschuss in Ludwigshafen mit dem Stand der Planungen befasst. „Grundsätzlich gilt es zu betonen, dass es sich hier nicht um eine Verlegung der Berufsbildenden Schule handelt. Wir schließen unsere Anna-Freud-Schule, und im Kreis wird eine neue Einrichtung errichtet“, so Bürgermeisterin Cornelia Reifenberg (CDU). Dementsprechend werde sich das Profil ändern. Das bekräftigt auch die Sprecherin der ADD. „Das Profil der Anna-Freud-Schule ist rein hauswirtschaftlich und sozial-pflegerisch. Das Profil der geplanten Berufsbildenden Schule im Kreis soll im Pflichtschulbereich um den gewerblich-technischen Bereich, also Holztechnik, und im Wahlschulbereich um den Schwerpunkt Wirtschaft ergänzt werden“, erklärt sie. Daneben soll die BBS im Berufsvorbereitungsjahr einen Inklusionsschwerpunkt erhalten – wie die angrenzende Realschule plus.

Die ADD unterstützt die Standortentscheidung aus mehreren Gründen: Es gebe eine sehr gute Verkehrsanbindung mit einem Bahnhaltepunkt, einer Umgehungsstraße und einer Busanbindung. Vielen Abgängern der Realschule plus könne ein direkter Anschluss in der neuen BBS geboten werden, und der Realschul-Standort werde generell gestärkt, listet die Sprecherin auf. Daneben verfüge der Rhein-Pfalz-Kreis bislang noch über keine BBS.

Auch Landrat Körner ist von dem Konzept überzeugt – trotz zu erwartender Kosten von 40 Millionen Euro. „Durch die Corona-Krise müsste jedem klar geworden sein, dass die Ausbildung von Pflegekräften und Erziehern besonders wichtig ist“, sagt er. „Deshalb wollen wir nicht nur auf dem Balkon stehen und klatschen, sondern Nachwuchs für diese Berufszweige begeistern.“

Trauer überwiegt

Wenig Begeisterung löst dagegen die Schließung der Anna-Freud-Schule bei den Fraktionen im Schulträgerausschuss aus. „Wir geben die Schule nicht gerne auf, das ist ganz klar“, betont etwa Monika Kleinschnitger (Grüne im Rat). „Wir werden ein Angebot verlieren“, sagt sie. Die Raumnot am Standort in der Pfalzgrafenstraße zwinge die Stadt jedoch zu diesem Schritt. Auch Daniel Beiner (CDU) gibt das Angebot nicht gerne auf. „Die Diskussion ist definitiv eher durch Trauer geprägt“, sagt er. Er begrüße aber den regen Austausch zwischen Stadt, Kreis und ADD.

Ein Gutes habe die Schließung der Anna-Freud-Schule für die Stadt aber auch, wie Reifenberg erklärt. „So werden Räume frei für die weitere Schulentwicklung“, sagt sie. Und diese ist gerade in der Südlichen Innenstadt seit Jahren ein Problem, da es keine Flächen für eine dringend benötigte neue Grundschule gibt. Das will die Verwaltung nun durch die frei werdenden Räume der Anna-Freud-Schule beheben, wie Ingo Sitter, Bereichsleiter Schulen, sagt. Demnach könnte die benachbarte, aus allen Nähten platzende Brüder-Grimm-Grundschule in einigen Jahren in das Gebäude ziehen. Bis dahin soll es eine Zwischenlösung mit Pavillons geben, damit ein bereits bewilligter vierter Zug angeboten werden kann. In den Räumen der Anna-Freud-Schule wäre laut Sitter dann noch ein fünfter Zug denkbar.

Und das Puzzle geht noch weiter: „Auf dem Gelände der jetzigen Brüder-Grimm-Schule soll eine Sporthalle entstehen, die alle Schulen in der Südlichen Innenstadt so dringend benötigen“, sagt Sitter. Somit könne die Versorgung im Stadtteil auf längere Sicht gesichert werden.

Anna-Freud-Schule

  • Die Anna-Freud-Schule – Berufsbildende Schule für Sozialwesen, Gesundheit und Hauswirtschaft leidet seit Jahren unter Raumnot.
  • Sie hat folgendes Angebot: Berufliches Gymnasium Gesundheit und Soziales, Höhere Berufsfachschule Sozialassistenz, Fachschule für Sozialwesen – Sozialpädagogik, Fachschule für Altenpflegehilfe, Fachschule für Sozialwesen – Heilerziehungspflege, Fachschule für Sozialwesen – Organisation und Führung, Berufsfachschule I und II, Berufsvorbereitungsjahr.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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