Ludwigshafen. Die Tendenz hatte sich schon bei der erstmaligen Präsentation des Projekts im Ortsbeirat Südliche Innenstadt abgezeichnet: Eine neue Bahnhaltestelle auf dem Ludwigsplatz in der Ludwigshafener Innenstadt kommt bei der Kommunalpolitik nicht wirklich gut an. Das zeigte sich auch am Montag relativ einhellig bei der Sitzung des Bau- und Grundstücksausschusses des Stadtrats, als quasi alle Fraktionen sich gegen die Verlegung der heute unterirdischen Rathaus-Haltestelle an diesen Platz aussprachen.
Damit ist das Vorhaben der Rhein-Neckar Verkehr GmbH (RNV) vorerst ausgebremst. Endgültig zum Stillstand gekommen ist es aber noch nicht, denn der Beschluss wurde am Montag lediglich vertagt. Stadtverwaltung und RNV hätten „eine Menge Hausaufgaben mitgenommen“, bilanzierte Baudezernent Alexander Thewalt am Ende der Diskussion.
Ortsvorsteher Heller: „Lasst den Platz genau so, wie er ist“
Besonders deutlich fiel die Stellungnahme von CDU-Stadtrat Christoph Heller, zugleich Ortsvorsteher der Südlichen Innenstadt, aus. „Die beste Lösung ist: Lasst den Platz genau so, wie er ist“, appellierte er. Zwar hielt er der RNV zugute, das Haltestellen-Bauwerk in den ersten Entwürfen „soweit es irgendwie geht optisch zu integrieren“. Dennoch werde die schöne Parkanlage durch die Bahnsteige kaputtgemacht. „Der Ludwigsplatz ist der letzte Grünbereich in der Innenstadt, der diesen Namen auch verdient hat.
Diesen Ort wollen wir nicht als Hauptumschlagspunkt“, sagte er. „Ich verstehe zwar den Bedarf der RNV, aber auch den der Leute, die hier arbeiten und wohnen.“ Es werde bei allen Projekten immer überlegt, wie man zusätzliches Grün in die Stadt - ihres Zeichens die am meisten versiegelte Deutschlands - bekomme, da könne man jetzt nicht die letzten Flächen „zumachen“.
Unterirdische Haltestelle deutlich teurer als oberirdische Variante
Auch die SPD-Fraktion teilt die Bedenken um die Aufenthaltsqualität des Ludwigsplatzes, wie David Guthier erklärte. Gleichwohl sei auch klar, dass ein Abstand zwischen den Haltestellen Gartenstraße im Hemshof und Ludwigstraße in der Fußgängerzone zu groß sei, sollte dazwischen keine Haltestelle mehr liegen. „Wir brauchen also eine Lösung, und die Tieflage hat nachweislich etliche Krücken“, sagte Guthier mit Blick auf die Argumentation der RNV.
Der zufolge ist eine unterirdische Haltestelle sowohl deutlich teurer im Bau (sieben Millionen Euro mehr) als auch im Unterhalt und Betrieb (680 000 Euro jährlich mehr). Barrierefreiheit sei deutlich schwerer herstellbar und die Erschließung der Innenstadt ebenfalls schlechter als bei einer oberirdischen Variante.
Auch für die SPD ist jedoch keine der vorgestellten Varianten am Ludwigsplatz akzeptabel. Guthier regte daher an, dass die Debatte in das Werkstattverfahren zur neuen City West, die rund um die Helmut-Kohl-Allee entstehen soll, verlagert wird. Dort könne die Thematik noch einmal grundlegend geprüft werden.
Auch Heike Heß (Grüne) sprach sich deutlich gegen eine Haltestelle am Ludwigsplatz aus. „Der wunderschöne Platz würde nicht mehr derselbe sein, wenn hier 180 Quadratmeter mehr Beton liegen“, sagte sie. Haltestellen würden zudem „Praktiken ihrer Nutzung entwickeln“, es sei also mit Hektik und missbräuchlicher Verweilnutzung wie am Berliner Platz zu rechnen, befürchtet sie.
Der tragische Unfall ereignete sich an der unterirdischen Haltestelle Ludwigshafen Rathaus. Die Folgen sind weitreichend.
Sie erinnerte zudem daran, dass es ja mit der versetzten Haltestelle in Tieflage eine planfestgestellte Variante gebe. Auch Hans-Peter Eibes (FDP) kritisierte den Vorschlag einer Haltestelle am Ludwigsplatz. Die FWG würde zwar grundsätzlich eine oberirdische Variante bevorzugen, jedoch nicht in den vorgestellten Varianten, erklärte Helge Moritz.
Baudezernent Thewalt: „Umstieg in Tieflage extrem unattraktiv“
Baudezernent Alexander Thewalt führte ein Argument ein, das aus seiner Sicht deutlich gegen die planfestgestellte Variante der Haltestelle in Tieflage spreche. „Dort waren ursprünglich Querungen geplant, über die man einfach vom einen Bahnsteig auf den anderen gehen kann“, sagte er. Diese seien jedoch bei der Planfeststellung aus Sicherheitsgründen abgelehnt worden.
In der jetzt bestehenden Variante müssten Fahrgäste, die den Bahnsteig wechseln wollen, also entweder die Aufzüge nutzen oder über Rampen die Haltestelle zuerst verlassen und dann wieder betreten. „Der Umstieg wird so extrem unattraktiv“, sagte er. Und da die Haltestelle heute ein wichtiger Umsteigepunkt aus Richtung Mannheim zur BASF sei, betreffe dies zahlreiche Fahrgäste.
Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) erinnerte daran, dass es an dieser Stelle „wenig Spielraum“ gebe. Dennoch sollen nun nochmals alle Optionen geprüft werden. Etwa, ob die Gleise bei einer Haltestelle am Ludwigsplatz noch weiter Richtung Osten auf die Straße verlegt werden könnten, um weniger in die Parkanlage einzuschneiden. Im kommenden Jahr könnte die Sache dann wieder Fahrt aufnehmen.
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