Ukraine-Krieg

Unterkünfte, Wohnungen, Hotels: Wie Ludwigshafen Wohnraum für Geflüchtete sichern will

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Julian Eistetter
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Auch in Ludwigshafen steigt die Zahl der Neuankömmlinge aus der Ukraine. Sie mit Wohnraum zu versorgen, ist eine große Herausforderung. © Jonas Walzberg/dpa

Ludwigshafen. Ludwigshafen. Wohnungsbaugesellschaften, Asylunterkünfte, private Appartements - die Ludwigshafener Stadtverwaltung arbeitet weiter mit Hochdruck daran, möglichst viele Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete aus der Ukraine zu schaffen. Über die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft sei Kontakt zu Hotels und Pensionen aufgenommen worden, um Möglichkeiten der Anmietung von Zimmern auszuloten, berichtete Sozialdezernentin Beate Steeg (SPD) am Dienstag.

Gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) und Bürgermeisterin Cornelia Reifenberg (CDU) informierte sie bei einem Pressegespräch über die aktuelle Situation der Schutzsuchenden in Ludwigshafen. „Bislang haben wir zwar nur 15 durch das Land zugewiesene Menschen unmittelbar selbst unterbringen müssen, doch wir bekommen zunehmend Anfragen von Personen, die derzeit noch privat bei Verwandten oder Freunden unterkommen“, so Steeg. „Für viele von ihnen werden wir bald Unterkünfte benötigen.“

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Dabei ergreift die Verwaltung jede Möglichkeit, die sich bietet. In den Asylunterkünften gibt es Kapazitäten für rund 200 Menschen, in städtischen Gebäuden werden aktuell fünf Wohnungen hergerichtet, und die Immobiliengesellschaft GAG und die BASF Wohnen + Bauen stellen insgesamt nochmals bis zu 20 Wohnungen in Aussicht, von denen acht bereits übergeben worden seien. „Auch das Heinrich-Pesch-Haus hat zwei größere Einheiten in seinem Hotel für die Unterbringung angeboten. Dazu kommen 30 Objekte von privaten Vermietern, die bei den Besichtigungen als brauchbar eingeschätzt wurden“, so Steeg. Die ersten Mietverträge dafür würden derzeit vorbereitet. Hotels und Pensionen seien vorsorglich angeschrieben worden - „falls es schnell gehen muss“. Und auch die kurzfristige Errichtung von Hallen wie bei der großen Fluchtbewegung 2015/16 sei zumindest im Hinterkopf eine Option.

Wohl viele Nicht-Registrierte

Denn auch in Ludwigshafen nimmt die Zahl der Menschen zu, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind und in Deutschland Schutz suchen. Rund 350 Menschen haben sich inzwischen beim zentralen Anlaufpunkt der Ausländerbehörde in der Jaegerstraße registrieren lassen, berichtete Steinruck. 243 Personen haben bei der Abteilung Asyl einen Antrag auf Unterstützung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz gestellt. „Davon sind 151 Menschen älter als 18 Jahre“, so Steinruck.

Neue Homepage wird freigeschaltet

  • Um Schutzsuchende und ehrenamtliche Helfer besser zusammenbringen zu können, baut das Heinrich-Pesch-Haus eine neue Internetseite auf.
  • Nach Angaben von Jana Sand, Leiterin der Familienbildung im Heinrich-Pesch-Haus, soll die Homepage an diesem Mittwoch um 16 Uhr freigeschaltet werden. Sie ist im Internet unter www.lucan.help erreichbar.
  • Hilfsbedürftige können dort gezielt nach Unterstützung suchen. Helfer wiederum können eingeben, was sie Schutzsuchenden anbieten können.
  • Nach zwei Jahren wird im Garten des HPH am Mittwoch auch das „Café Welcome“ reaktiviert – um 16 Uhr.

Bei den 92 Geflüchteten unter 18 im Leistungsbezug handelt es sich um 36 Kinder im Alter bis sechs Jahre, 35 Kinder im Alter zwischen sieben und 13 Jahren und 21 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren. „Die Zahl der nicht registrierten Menschen ist uns jedoch weiterhin nicht bekannt. Und Bund und Länder gehen davon aus, dass diese deutlich höher ist als die der Registrierten“, sagte Cornelia Reifenberg, Dezernentin für Schulen, Jugend und Kultur.

Nach ihren Informationen besuchen derzeit 43 aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche Ludwigshafener Schulen. „In Grundschulen sind es 20, in Realschulen+ drei und in Gymnasien ebenfalls 20“, sagte sie. Beim Bildungsministerium des Landes, das für die Beschulung der Schutzsuchenden zuständig ist, habe Reifenberg erwirkt, dass künftig auch die Stadt als Schulträgerin in die Meldeketten mit eingebunden wird. Zuletzt hatte es Irritationen gegeben, da die Verwaltung noch nichts von ukrainischen Kindern an den Ludwigshafener Schulen wusste, obwohl dort nach Auskunft der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) bereits welche aufgenommen worden waren.

43 Kinder in Schulen

Bei den 43 Kindern lasse sich jedoch aktuell noch keine Differenzierung vornehmen, ob es sich um schulberechtigte oder bereits registrierte und somit schulpflichtige Jungen und Mädchen aus der Ukraine handele. Sieben Kinder, die in Ludwigshafen angekommen sind, sind sogenannte unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die ohne ihre Eltern aus der Heimat geflohen sind. „Sie sind aber alle mit Verwandten gekommen und somit nicht vollständig allein“, sagte Reifenberg.

Es werde weiter daran gearbeitet, Angebote für die Kinder und deren Mütter ins Leben zu rufen. Auch die Betreuung von Jungen und Mädchen im Kita-Alter soll ehrenamtlich organisiert werden, da es in den Ludwigshafener Einrichtungen im Grunde keine Kapazitäten gibt. „Bei all der Krisenbewältigung stoßen wir allmählich auch an unsere Grenzen“, räumte Reifenberg ein. Umso dankbarer sei man für die vielen Helfer, die sich in der Stadt engagieren.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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