Gewerbegebiet

Streit um Gewerbegebiet Am Römig zwischen Ludwigshafen und Frankenthal

Amazon, Kartoffel Kuhn und die BASF sind schon da. Jetzt soll sich noch mehr Gewerbe im Gebiet "Am Römig" ansiedeln dürfen. Darüber gibt es nun ordentlich Streit. Worum es dabei geht

Von 
Julian Eistetter
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Die Unternehmen Amazon, Kartoffel Kuhn und BASF sind im Industriegebiet am Römig schon vertreten. Das Gebiet soll nun um 20 Hektar erweitert werden. © Bernhard Zinke

Ludwigshafen. Seit 2016 hat die Stadt Frankenthal am südlichsten Zipfel ihrer Gemarkungsgrenze ein neues Industrie- und Gewerbegebiet entwickelt. Namhafte Unternehmen wie Amazon oder die BASF haben sich dort bereits angesiedelt, mit Kartoffel-Kuhn ist ein regionaler Großhändler vertreten. Das Problem bei der Sache ist nur, dass „Am Römig“, wie der Industriestandort heißt, deutlich näher an Ludwigshafener als an Frankenthaler Wohnbebauung liegt. Seit Jahren schon wehrt sich eine Bürgerinitiative des westlichsten Stadtteils Ruchheim gegen die zunehmende Flächenversiegelung und die wachsenden Verkehrsbelastungen. Nun will die Stadt Frankenthal weitere 20 Hektar für Firmen entwickeln, der Aufschrei ist groß. Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen zu dem Vorhaben.

Wo genau liegt das Industrie- und Gewerbegebiet „Am Römig“?

Das Areal liegt in unmittelbarer Nähe des Autobahnkreuzes Ludwigshafen, wo die A 61 und die A 650 sich begegnen. Die Zufahrt zu dem Industriegebiet erfolgt über die L 527. Etwa 500 Meter sind es von der Zufahrt nach Ruchheim, der nächstgelegene Frankenthaler Stadtteil Eppstein ist etwa doppelt so weit entfernt. Die geplante Erweiterungsfläche liegt östlich neben den Bestandsbauten im Gebiet.

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Was plant die Stadt Frankenthal an dieser Stelle?

Nachdem die Abschnitte Römig I bis Römig III (Kartoffel-Kuhn, Amazon, BASF) seit 2016 Schritt für Schritt auf bislang rund 30 Hektar Fläche verwirklicht worden sind, soll nun der vierte Abschnitt realisiert werden. Nach Angaben der Stadt hat die Erweiterungsfläche eine Größe von rund 20 Hektar. Die Nutzung soll für „vielfältige Unternehmen“ ausgewiesen werden, heißt es. Diese sollen etwa aus den Bereichen Leichtindustrie, Fertigung, Veredelung und Weiterverarbeitung von Produkten sowie Service- und Dienstleistung kommen. Die Höhe der Gebäude soll sich an den Bestandsgebäuden der Abschnitte eins bis drei orientieren. Richtung Norden sollen zwei Ausgleichsflächen zur Gliederung der Feldflur ausgewiesen werden.

Ist die Erweiterung so ohne Weiteres möglich?

Die betroffenen Flächen werden derzeit überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Im Flächennutzungsplan der Stadt Frankenthal sind sie jedoch schon seit geraumer Zeit als Industriegebiet ausgewiesen. Im einheitlichen Regionalplan der Metropolregion Rhein-Neckar ist das Gebiet zudem als „regional bedeutsames Vorranggebiet für Industrie und Logistik“ festgelegt. Der Stadtrat von Frankenthal hat für die Entwicklung kürzlich grünes Licht gegeben. Gegen den Bebauungsplan können jedoch wie bei solchen Verfahren üblich Einwendungen abgegeben werden.

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Wie positioniert sich die Stadt Ludwigshafen zu den Plänen?

Dem Hauptausschuss des Stadtrates legt die Verwaltung am Montag eine Stellungnahme zur Erweiterung des Industriegebiets vor, die sie auch im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung an die Stadt Frankenthal abgeben wird. Darin heißt es, dass „die Auswirkungen von Verkehrsaufkommen und Verkehrslärm aber auch sonstiger Immissionen“ auf das angrenzende Ludwigshafener Stadtgebiet betrachtet werden müssten. In diesem Zusammenhang fordert die Stadt eine erneute Verkehrszählung in Abstimmung mit der Verwaltung und dem Landesbetrieb Mobilität sowie eine Aktualisierung der Berechnung. Die vorgelegte sei veraltet. Die Aspekte der Regenwasserrückhaltung seien mit Blick auf die Folgen für Ruchheim und Oggersheim nicht hinreichend abgearbeitet, gleiches gelte auch für die klimatischen Auswirkungen. „Die betroffenen Äcker sind Teile einer größeren Fläche mit hoher klimaökologischer Bedeutung als Ausgleichsraum“, schreibt die Verwaltung. Die Stadt behält sich vor, je nach Ergebnis der weiteren Gutachten zusätzliche Einwendungen vorzunehmen.

Wie reagiert die Bürgerinitiative auf die Stellungnahme?

Die Einwendung der Stadt bewertet die Bürgerinitiative „Lebenswertes Ruchheim“ als „erschreckend halbherzig“, wie es in einer Stellungnahme heißt. „Es fehlt das klare Bekenntnis zu den Interessen des Stadtteils Ruchheim, unabhängig von ausstehenden Gutachten“, betonen die Sprecher Jutta Kreiselmaier-Schricker und Walter Eichenlaub. Es seien die Bürger vor Ort, die schon lange unter den Verkehrsströmen durch den Ort leiden würden. „Beispielhaft das Verkehrschaos der Maxdorfer Straße, deren Gehwege in täglicher Regelmäßigkeit von drängelnden und hupenden Pkw und Sprintern befahren werden“, kritisieren sie.

Welche Forderungen stellt die Bürgerinitiative jetzt?

„Eine weitere Verkehrszunahme darf es nicht geben“, lautet der klare Appell. Die Belange der Bürger müssten Vorrang vor den Interessen von Projektentwicklern und Logistikunternehmen haben. Die geforderten Gutachten zu Lärm und Luftschadstoffen seien von neutralen Gutachtern zu erstellen. „Wir erwarten von der Ludwigshafener Stadtspitze und dem Stadtrat, dem einstimmigen Beschluss des Ruchheimer Ortsbeirats zu folgen, die Frankenthaler Planung zum Schutz der Ruchheimer Bevölkerung abzulehnen und die Möglichkeiten zur Verhinderung neuer Industriegebiete konsequent wahrzunehmen.“

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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