Ludwigshafen. Ludwigshafen. In der zweiten Jahreshälfte 2022 hätte der Einzug eigentlich erfolgen sollen. Stadtmuseum und Stadtarchiv, so die Vorstellung der Verwaltung, hätten dann in der Rhenushalle am Luitpoldhafen ein gemeinsames Haus der Stadtgeschichte gebildet. Aus diesen Plänen wird nun so schnell nichts, denn noch immer ist der Vertrag zwischen Hafenbetrieben als Eigentümer der Immobilie und Verwaltung als künftiger Mieterin nicht unterzeichnet. Aber immerhin: Nach mehrmonatiger Verzögerung stehen die Verhandlungen nun kurz vor dem Abschluss, wie aus einer Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der Fraktion Forum und Piraten im Bau- und Grundstücksausschuss hervorgeht. „Beide Parteien sind sich einig, den Mietvertrag bis Mitte November zum Abschluss bringen zu wollen“, heißt es darin.
- Das Ludwigshafener Stadtmuseum war bislang im ersten Obergeschoss des Rathaus-Centers in der Innenstadt untergebracht.
- Wegen des geplanten Abrisses des Gebäudes muss die Einrichtung aber bis zum Ende des Jahres ausziehen. Vergangenes Wochenende war sie letztmals für die Öffentlichkeit zugänglich.
- Das Stadtarchiv ist in Räumlichkeiten in der Rottstraße im Stadtteil Süd untergebracht, braucht aber dringend mehr Platz.
- Durch die gemeinsame Unterbringung an einem Standort sollen Synergieeffekte geschaffen werden. In nichtöffentlicher Sitzung entschied sich der Stadtrat im August 2020 für die Rhenushalle. jei
„Hochkomplexes Vorhaben“
Ein Bezug der alten Lagerhalle, die für die künftige Nutzung noch aufwendig umgebaut werden muss, ist somit aber keinesfalls mehr im Jahr 2022 möglich, wie Hafendirektor Franz Josef Reindl auf Anfrage dieser Redaktion berichtet. „Mit Sicherheit nicht, das kann man sich abschminken“, sagt er in aller Deutlichkeit.
Die Ziele seien von Beginn an sehr ambitioniert gewesen. Durch Corona seien die Verhandlungen ins Stocken geraten, weil an anderen Baustellen gearbeitet wurde oder Ansprechpartner nicht greifbar gewesen seien. Auf ein realistisches neues Einzugsdatum für Stadtmuseum und Stadtarchiv will sich Reindl nicht festlegen. Vor dem Jahr 2023 werde sich diesbezüglich jedoch sicher nichts tun.
Man habe sich bei den Verhandlungen bislang nicht leichtgetan, es handele sich aber auch um ein hochkomplexes Vorhaben. „Wir wollen eine vernünftige Planung abgeben“, so Reindl. Auch mit Blick auf die derzeitige Lage in der Baubranche sei dies nicht einfach. „Das macht aktuell keinen Spaß. Die Verfügbarkeiten sind teilweise sehr gering. Und bei so einem Projekt muss alles genaustens abgestimmt sein, wenn ein Gewerk von dem anderen abhängt.“
Der Hafendirektor betont jedoch auch, dass der zeitliche Druck im Vergleich zu den ursprünglichen Planungen längst nicht mehr so hoch sei. Für die Zwischenlagerung zahlreicher Dokumente, Akten und Museumsutensilien aus dem Rathaus-Center, das bis Ende des Jahres für den anstehenden Abriss leergeräumt sein muss, habe man nämlich eine Zwischenlösung gefunden. „Diese Dinge können in der Edeka-Halle auf der Parkinsel untergebracht werden“, erläutert Reindl. Diese befinde sich ebenfalls im Eigentum der Hafenbetriebe. Die sensiblen Objekte aus dem Stadtmuseum werde die Verwaltung indes in eigenen Räumlichkeiten aufbewahren.
Auch wenn die große Eile nicht mehr geboten ist, so haben dennoch beide Seiten ein großes Interesse an einem möglichst schnellen Ablauf, erläutert Reindl. „Jeder Monat, der verstreicht, kostet uns potenzielle Einnahmen. Und jeder Monat ohne Stadtmuseum ist für Ludwigshafen ärgerlich“, sagt er.
Alternativprogramm geplant
Die Verwaltung plant indes, die Zeit ohne festen Museumsstandort mit Aktionen zu überbrücken. „Für die Zeit bis zum Einzug in die Rhenushalle plant das Stadtmuseum ein Programm mit Projekten an verschiedenen Standorten und mit wechselnden Kooperationspartnern“, sagt eine Rathaus-Sprecherin auf Anfrage. Diese Partner sollen etwa das Stadtarchiv, die Volkshochschule oder die Landesarchäologie Rheinland-Pfalz sein. „Das Programm startet im Frühjahr 2022. Darüber hinaus wird es auch Ausstellungsangebote online geben“, so die Sprecherin.
Doch auch die Stadt hofft darauf, möglichst bald Klarheit zu haben. Man befinde sich in „intensiven Gesprächen“ mit den Hafenbetrieben. Es sei damit zu rechnen, dass bis Ende November eine Aussage zum Zeitplan getroffen werden könne, erläutert die Sprecherin. Dann wird sich zeigen, wann das Stadtmuseum wieder eine Heimat bekommt.
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