Ludwigshafen. Sie hämmern und wirbeln Schraubendreher umher. Bausteine und Bauarbeiter fliegen durch die Luft. So viele Frauen sieht der Betrachter selten auf Baustellen, auch nicht in Ludwigshafen, das derer wahrlich genug hat. Doch die „Baustelle“ des VT Böhl ist gerngesehen beim 19. Rendezvous der Besten in der Friedrich-Ebert-Halle, die mit fast 3000 Zuschauern wie jedes Mal ausverkauft gewesen ist. Diese akrobatische und unterhaltsame Einlage verzückt das Publikum – genau wie alle anderen an diesem Abend.
„Das hat nichts mit der Hochstraße zu tun“, sagt der Präsident des Pfälzer Turnerbunds, Walter Benz, zu Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck, die die Anspielungen mit Humor nimmt. In ihrem Auftritt „Just 4“ verwandeln sich die Damen von Bauarbeitern mit neongelben Latzhosen ratzfatz in glamouröse Turnerinnen. Als Handwerker überzeugen auch die Mitglieder der MuSg Heltersberg, deutsche Meister im Twirling – eine Form der Jonglage, bei der ein Stab oder auch ein Schraubendreher oder Hammer mit einer Hand zu Musik gedreht wird.
Rund 400 Teilnehmer machen das Rendezvous der Besten zu einer einzigartigen und abwechslungsreichen Sportgala. Jeder Verein gibt sein Bestes, ob groß oder klein, ob Minis oder Ältere: So hüpfen Garnelen-Sushi über die Matte oder flattern Schmetterlinge umher, sind Show-Kämpfe eines Maja-Volks, tanzende Meereswesen oder der Zauber des Orients zu sehen. Kaum zu glauben, was aus dem manchmal vielleicht etwas angestaubt wirkenden Turnen alles werden kann. „Das ist eine tolle Werbung für unseren Sport“, freut sich Walter Benz.
„Könnten Rosengarten füllen“
Schon die ersten Klänge des legendären Rockhits „Easy Rider“ aus dem gleichnamigen Motorrad-Kultfilm bringen das Publikum zum Mitklatschen. Die Jazz- und Showtanzgruppe des TSV Wernersberg überzeugt mit ihrem Sportprogramm für Motorradfahrer: eine ideale Idee für die lange Wintersaison, damit Biker sich fit halten können. Reifenprofilspuren auf den großen Gymnastikbällen zeugen von der Intensität des Trainings – fetzig, witzig und rockig.
Die Herzen des Publikums erobert der kleine Elvis alias Alexander von der Kolpingfamilie Schifferstadt im Flug. Mit einer aufgeblasenen Plastikgitarre, Lederjacke und gegelter Tolle ist er der King zwischen den Mädels im Petticoat. Als ihn Benz, der durch den Abend führt, fragt, wie das denn sei zwischen so vielen entzückenden Damen, meint der Junge nur ganz cool: „Normal.“
Während jede Gruppe ob zu Hip-Hop-Klängen, fetzigen oder träumerischen Melodien oder auch Country und Western das Publikum abwechslungsreich begeistert, überzeugen die Stars der Szene und deutschen Meister aus Rodalben nicht nur mit ihren Kostümen, ihrer Musikauswahl und Choreographie, sondern vor allem mit Präzision und Akrobatik. Schnell und kraftvoll wirbeln die Turnerinnen der TS Rodalben über die Matte. Das „Gym & Dance Team 1,2“ lässt mit schwerelosen Kunststücken physikalische Grenzen fast verschwinden.
„Ich bin froh, dass der Sport aus der Pfalz hier in Ludwigshafen, einer Stadt des Sports, zu Gast ist“, betont Jutta Steinruck, wenn auch aus Ludwigshafen keine Mannschaft angetreten ist. Denn der TB Oppau ist aufgrund von Wettkämpfen nur jedes zweite Jahr mit von der Partie. Bei den spektakulären Flugeinlagen habe sie „manchmal ganz schön die Luft angehalten“, verrät die Oberbürgermeisterin.
Unzählige Übungsstunden, Zeit für die Herstellung der Kostüme und das Ausdenken der Choreographie: Der Aufwand, den die ehrenamtlichen Vereine für diese Show betreiben, ist enorm. Das weiß auch Präsident Benz: „Das ist die größte Sportveranstaltung des Pfälzer Turnerbunds. Sie lebt vom großen Engagement unserer Vereine“, hebt er hervor. Daher sei es nicht verwunderlich, dass die Veranstaltung immer ausverkauft sei. „Wir könnten auch den Mannheimer Rosengarten füllen, aber wir möchten in der Pfalz bleiben“, versichert Benz.
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