Bauarbeiten

Saatkrähen verzögern Abriss des Ludwigshafener Rathaus-Turms

Weil sich unter Naturschutz stehende Saatkrähen in einem Bauaufzug eingenistet haben, verzögert sich der Abriss des einstigen Ludwigshafener Wahrzeichens.

Von 
Dennis Bachmann
Lesedauer: 
Saatkrähen haben ihr Nest in dem Gerüst des Bauaufzugs gebaut. Darin befindet sich derzeit noch ein Jungvogel. © Michael Ruffler

Ludwigshafen. Kurios, aber wahr: Saatkrähen verzögern den Abriss des Ludwigshafener Rathaus-Turms. Genau genommen handelt es sich bei dem „Übeltäter“ sogar nur um einen einzigen Vogel. Der ist nämlich der letzte von ursprünglich drei Jungvögeln, der noch in seinem Nest sitzt. Und dieses Nest haben die Krähen ausgerechnet in einen Baustellenaufzug an der nordwestlichen Fassade des Turms gebaut. Weil das Gerüst zum Abriss des Turms aber erst komplett aufgebaut werden kann, wenn dieser Aufzug weg ist, verzögert sich der Abriss auf unbestimmte Zeit. Das Nest darf nämlich nicht einfach so entfernt werden, weil Saatkrähen unter Naturschutz stehen.

Bauarbeiten

Ludwigshafener Rathaus-Center: Die Abriss-Bagger kommen

Veröffentlicht
Von
Thomas Schrott
Mehr erfahren

„Der Aufzug, um den es geht, wurde an der Fassade angebracht, um Material nach unten zu transportieren“, erklärt Stadtsprecher Christophe Klimmer. Das sei nötig gewesen, weil die Aufzüge im Innern des Turms nicht mehr genutzt werden konnten. Der Bauaufzug an der Fassade war allerdings länger nicht in Betrieb und sollte jetzt abgebaut werden. Dabei hätten die Arbeiter vor rund drei Wochen das Nest der unter Naturschutz stehenden Saatkrähen entdeckt. Anfangs seien es noch drei Jungtiere gewesen, mittlerweile weigere sich nur noch ein Jungvogel, sein Nest zu verlassen. Dass es sich bei den Tieren tatsächlich um Saatkrähen handelt, sei von einem Experten bestätigt worden.

Abrissarbeiten an der ehemaligen Mall laufen weiter

Das Problem: Für den bevorstehenden Abriss des Turms muss ein Gerüst an der Fassade bis nach oben gebaut werden. Das geht aber erst, wenn eben jener Bauaufzug weg ist. Eigentlich sollten die Abrissarbeiten in der 30. Kalenderwoche, also ab Montag, 21. Juli, beginnen. Diesen Termin wird man aber wohl nicht einhalten können. „Wir gehen derzeit davon aus, dass das Tier spätestens in rund zwei Wochen das Nest verlassen wird – vielleicht auch schon etwas früher“, hofft Klimmer.

Tatenlos zuschauen und darauf warten, dass auch der letzte Jungvogel flügge wird, müsse man aber nicht. „Aktuell laufen ja auch die Abrissarbeiten an der ehemaligen Mall, sodass jetzt kein völliger Stillstand auf der Baustelle herrscht“, erklärt der Stadtsprecher. Und der durch den Mall-Abriss frei werdende Platz wird auch gebraucht. Denn dort werden schon bald sogenannte Long-Front Bagger stehen, um den Turm abzureißen. Diese Baumaschinen haben besonders lange Ausleger, die eine größere Reichweite als die Standardbagger haben und dadurch das Arbeiten in höheren Bereichen ermöglichen.

Bei genauerem Hinsehen kann man hier das Nest erkennen. © Michael Ruffler

Abrissarbeiten am Turm starten wohl Anfang September

Doch bevor diese imposanten Bagger an die Arbeit gehen können, kommen wesentlich kleinere Maschinen zum Einsatz. Denn der Abriss des Turms wird von oben her durchgeführt. „Zunächst ,knabbern' sich Minibagger vom 15. Stockwerk aus Etage für Etage nach unten bis zum 9. Stock“, erklärt der Stadtsprecher. Ab dann kommen ihre größeren Kollegen zum Einsatz und reißen vom Boden aus den Rest des Gebäudes ab.

Die Saatkrähe steht unter Naturschutz. Sie siedeln sich bevorzugt in der Nähe des Menschen an. © picture-alliance / dpa

Derzeit geht man bei der Stadt davon aus, dass es Anfang September mit den Abrissarbeiten losgehen kann. Sollte dies doch früher möglich sein, werde man die Öffentlichkeit informieren. Wie lange der Abriss insgesamt dauern wird, könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. „Wie schnell man dabei vorankommt, sieht man immer erst, wenn die Arbeiten mal angefangen haben“, sagt der Stadtsprecher. Die aktuelle Planung sehe aber vor, dass bis zum Ende des Jahres nur noch zwei oder drei Stockwerke übrig sein werden.

Redaktion

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke