Das Wichtigste in Kürze
- Der Abriss des Rathaus-Centers in Ludwigshafen beginnt im April mit einem Longfront-Bagger.
- Minibagger und ein Hochbaukran sind für die oberen Etagen im Einsatz.
- Der Abriss soll bis 2026 abgeschlossen sein, Kosten belaufen sich auf 80 Mio. Euro.
Ludwigshafen. Bis auf die Grundmauern ist das 70 Meter hohe Gebäude seit Wochen entkernt. Spezialbagger rücken nun dem imposanten Beton-Skelett zu Leibe. Der Abriss des Rathaus-Centers beginne Anfang April bei einem Seitentrakt zum Rheinufer, kündigt Klaus Möller, Abteilungsleiter bei der Bauprojektgesellschaft Ludwigshafen (BPG), am Donnerstag bei einem Ortstermin an. Am 15-stöckigen Turm legen zwei Minibagger indes erst Ende Mai los, weil zuvor noch einiges für die Sicherheit der Baustelle zu erledigen ist. Spätestens im Frühjahr 2026 soll der gesamte Komplex plattgemacht sein, so die Prognose. Eingesetzt wird dabei der „größte Longfront-Bagger Europas“ mit einem 55 Meter langen Ausleger.
Nachdem Außenstehende von den bisherigen Arbeiten relativ wenig gemerkt haben, ändert sich nun vieles sichtbar. Ein Fassadengerüst mit Folie und Fangnetzen hüllt ab Anfang April den ehemaligen Rathausturm ein. Ein Hochbaukran wird aufgestellt, um die Minibagger Ende Mai auf das Dach zu hieven. „Damit der Kran genau platziert werden kann, muss ein Teil des Parkdecks abgerissen werden“, erläutert Möller die weiteren Schritte.
Bagger „knabbern“ die Betondecke Stück für Stück ab
Die Minibagger werden die etwa 20 Zentimeter dicke Betondecke Stück für Stück abknabbern, ergänzt Bastian Herrmann, Fachbauleiter Schadstoffe bei der PMO ProjektManagement GmbH. Den Auftrag erhielt die Firma AWR, die spektakuläre Abrissarbeiten schon öfter gemacht habe, wie etwa in Frankfurt, sagt der Abteilungsleiter. Die Tonnen schweren Minibagger benötigen voraussichtlich zwei Wochen, um eine Etage abzutragen. „Möglicherweise geht es etwas schneller, wenn sich Routine einstellt“, vermutet Möller mit Verweis auf die Demontage der 1700 Fassadenelemente. Anfänglich konnten 15 Teile pro Woche abgenommen werden, am Schluss waren es 40.
Beseitigt werden die Betonteile aus luftiger Höhe über den Aufzugsschacht, sie landen im Keller und werden im angrenzenden Warenhof gesammelt. Ein Teil des Materials wird laut Möller aber dafür genutzt, um eine Rampe zum jeweils darunterliegenden Stockwerk anzulegen – für den nächsten Bauabschnitt. Auf jeder Etage muss indes zuvor ein Loch freigestemmt werden, um eine solche Abfahrt einzurichten.
Bis zur neunten oder zehnten Etage sind die Minibagger im Einsatz, für die unteren Stockwerke wird ein Longfront-Bagger von der Straße aus eingesetzt. Möglicherweise wird auch eine Schuttmulde aufgetürmt, sodass das Spezialgerät schon ab der elften Etage loslegen kann. Zumindest bis zur dritten Etage soll das Gebäude am Ende dieses Jahres abgetragen sein, lautet das Ziel.
Im Herbst wird der Seitentrakt zum Rheinufer verschwunden sein
Bereits im Herbst werde der Seitentrakt zum Rheinufer verschwunden sein, sagt Möller. Den Bereich des früheren Saturn-Markts wird ebenfalls ein Longfront-Bagger einreißen – dafür reicht aber eine etwas geringere Spannweite von 30 Metern.
Abriss nach 45 Jahren
Das 15-stöckige Rathaus-Center wurde 1979 eröffnet und Ende 2021 geschlossen .
Die Stadt hatte 2019 die Immobilie gekauft , um den Abriss der Hochstraße Nord und Bau der Stadtstraße vorantreiben zu können.
Eine Generalsanierung war laut Gutachtern wirtschaftlich nicht mehr vertretbar .
Der Abriss des Rathaus-Centers kostet rund 80 Millionen Euro . Der Standort des neuen Ludwigshafener Rathauses ist noch unklar. ott
„Dank einer intensiven Vorplanung sind wir letztlich gut im Zeitplan“, merkt der BPG-Abteilungsleiter an. Was kann recycelt und was muss entsorgt werden? 15 Monate lang wurde im Vorfeld erörtert, wie die Materialschlacht mit 110.000 Tonnen, die beim gesamten Abbruch anfallen, am besten bewältigt werden kann. „Zumal wir sehr große schadstoffbehaftete Flächen von insgesamt 200.000 Quadratmetern haben“, nennt Herrmann das größte Problem. 100 Bauarbeiter fräsen und schleifen deshalb weiterhin Betonteile ab, ob an Parkdecks, Dachflächen, Außenfassaden oder Treppenhäusern. Aus Lärmschutzgründen wurde eine Wand zum Hemshof errichtet. Zudem gebe es Absprachen mit dem benachbarten Carl-Bosch-Gymnasium, nicht nur für Zeiten der Abiturarbeiten, so Herrmann.
Teilweise mit Hochdruckstrahlern werden Schadstoffe wie Asbest, PCB oder Schwermetalle abgetrennt. Gleiches gilt für Klebstoffe, mit denen Mineralwolle an den Wänden befestigt wurden. „All dies spart viel Geld. Denn für eine Tonne unsortiertes Material müssten wir 700 Euro Deponiekosten zahlen. Bei der Riesengesamtmenge sparen wir einen hohen Millionenbetrag ein“, begründet Herrmann den großen Aufwand zum Trennen und Sortieren. Allein bei den Parkdecks seien damit die Entsorgungskosten auf ein Sechstel reduziert worden. Auch bei den Betonresten schaut der Schadstoffexperte genau hin, weil bisweilen preiswerte Schlacke beigemischt worden war. Hintergrund: Ein Großteil des Materials soll später für den Bau der Stadtstraße (Helmut-Kohl-Allee) verwendet werden.
Gleichwohl hatte das 80 Millionen Euro teure Abrissprojekt auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen, etwa durch Vandalismus. Rowdys richteten einen immensen Wasserschaden an, weshalb die Aufzüge immer störanfälliger wurden und im Herbst 2024 ganz stillgelegt wurden. Trotz des 1,3 Kilometer langen Bauzauns gelangen immer wieder Unbefugte ins Gebäude, hinterließen zuletzt meist Graffitis. Einen schweren Zwischenfall gab es im November, als eine Arbeitsbühne mit vier Mitarbeitern abgestürzt war. Einer wurde schwer verletzt. Die genaue Ursache wird noch ermittelt. „Es war aber nicht unsere Schuld“, merkt der Abteilungsleiter an und fügt hinzu, dass es sonst keine gravierenden Arbeitsunfälle gegeben habe.
Eine positive Prognose wagt Möller noch in finanzieller Hinsicht, nachdem 70 Prozent des Gebäudes entkernt und 2000 Materialproben genommen wurden. „Mehrkosten bei dem Projekt sind nicht zu erwarten.“
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