Ludwigshafen. Die Ludwigshafener AfD hat eine neue Führung. Nach monatelanger Vakanz ist der 45 Jahre alte Johannes Thiedig, Chef der Stadtratsfraktion, am Wochenende bei einer Mitgliederversammlung zum neuen Vorsitzenden gewählt worden, wie er selbst mitteilte. Die Öffentlichkeit war zu der Veranstaltung nicht eingeladen. Von den 22 stimmberechtigten Mitgliedern votierten 21 für Thiedig, der somit Manfred Hartinger nachfolgt. Dieser hatte das Amt im vergangenen November frustriert hingeschmissen.
Seitdem war der AfD-Kreisverband führungslos. Komplettiert wird der neue Vorstand durch die beiden stellvertretenden Vorsitzenden Jörg Bendel (53) und Pamela Windecker (37), Schatzmeisterin Waltraud Stelde-Jung (79) und Beisitzer Peter Winkler (77).

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Nach heftigen parteiinternen Querelen, die in mehrere Austritte mündeten, will Thiedig den Kreisverband wieder einen, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet. „Unsere erste Devise ist es, als Partei wieder handlungsfähig zu werden“, betont er. „Nun wollen wir uns stabilisieren und die Ludwigshafener AfD wieder in ruhigeres Fahrwasser manövrieren. Mein Ziel ist es, die Partei wieder zusammenzubringen. In der Corona-Zeit ist das alles etwas eingeschlafen, weshalb ich die Mitglieder wieder mehr einbinden möchte. Sie sollen etwa auch zu öffentlichen Vorstandssitzungen eingeladen werden“, kündigt der 45-Jährige an.
„Irgendeiner muss es machen“
Gerissen hat sich Thiedig um den Posten als Vorsitzender allerdings nicht. „Irgendeiner musste es ja machen“, sagt er mit Blick auf die fehlenden Alternativen. „Ich bin eigentlich kein Freund von Ämterhäufung und Doppelfunktionen“, sagt der Vorsitzende der Stadtratsfraktion. Da er aber ein engagiertes Team um sich habe, ist er zuversichtlich, die Doppelbelastung stemmen zu können. „Ich bin nun auf zwei Jahre als Parteivorsitzender gewählt und werde diese Amtszeit auch erfüllen. Wir haben jetzt zwei Jahre ohne Wahlen. In dieser Zeit wollen wir eine schlagkräftige Wahlkampftruppe aufstellen.“ Perspektivisch sehe er sich aber eher in der Rolle des Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat.
AfD-Stadtratsfraktion hat sich verkleinert
Mit dem neuen Vorstand will die Ludwigshafener AfD endlich raus aus der Krise und den negativen Schlagzeilen. Diese hatten nach der erfolgreichen Kommunalwahl 2019 damit begonnen, dass die Fraktion bei der Besetzung des Hauptausschusses für einen Vorschlag der SPD stimmte und sich damit selbst raus kegelte. Nach einer Neubesetzung der Ausschüsse ist die AfD jedoch mittlerweile auch im Hauptausschuss vertreten.
Nach internen Querelen verließ der damalige Kreisvorsitzende Timo Weber die Partei. Im September 2021 folgte die Stinkefinger-Affäre um AfD-Stadtrat Ralf Senck, der bei einem Termin in Oggersheim Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit der Geste beleidigte. Er gab sein Mandat kurz darauf ab. Im Oktober traten Nela Drescher und Hans-Joachim Spieß nach Streitigkeiten aus Partei und Fraktion aus. Sie gründeten ihre eigene Fraktion „Bürger für Ludwigshafen“. Von ursprünglich acht AfD-Stadtratsmandaten sind nur sechs verblieben.
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