Ludwigshafen. Mit dem ehemaligen Fraktionsvorsitzenden Pascal Bähr kehrt das nächste prominente Gesicht der Ludwigshafener AfD den Rücken. Er sei am 13. Januar aus der Partei und der Jungen Alternative Rheinland-Pfalz ausgetreten, bestätigt der 27-Jährige auf Anfrage dieser Redaktion. Die Gründe seien persönlicher Natur. „Ich möchte mich verstärkt auf meine private und berufliche Zukunft konzentrieren“, sagt Bähr, der in der Produktions- und Logistikbranche beschäftigt ist. Dass eine in Aussicht gestellte Festanstellung der Hauptgrund für den Parteiaustritt ist, bestätigt Bähr indirekt: „Es stimmt, dass ich mir Gedanken um eine eventuelle Übernahme gemacht habe“, sagt er.
Der AfD-Fraktion, in der er einer der stellvertretenden Vorsitzenden ist, wird er aber weiter angehören. Dies haben intensive Gespräche mit der Fraktion ergeben. Seine berufliche Zukunft sieht Bähr dadurch nicht gefährdet. „Ich sehe darin keine Problematik, da die kommunalpolitische Ebene losgekoppelt von Bundes- und Landespolitik stattfindet“, sagt er.
Pleiten, Pech und Pannen
Bährs Abschied von der Partei ist ein weiteres Kapitel in der Serie von Pleiten, Pech und Pannen bei der Ludwigshafener AfD in den vergangenen Monaten und Jahren. Nach der erfolgreichen Kommunalwahl 2019 mit 13,5 Prozent stimmte die Fraktion bei der Besetzung des Hauptausschusses für einen Vorschlag der SPD, kegelte sich damit selbst raus - und sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Später verließ der damalige Kreisvorsitzende Timo Weber nach internen Querelen die Partei.
Im vergangenen September folgte die Stinkefinger-Affäre um AfD-Stadtrat Ralf Senck, der bei einem Wahlkampftermin in Oggersheim Gesundheitsminister Jens Spahn mit der Geste beleidigte. Senck gab sein Mandat kurz darauf auf. Im Oktober traten Nela Drescher und ihr Lebensgefährte Hans-Joachim Spieß nach Streitigkeiten aus der Partei und der Fraktion aus. Sie haben inzwischen ihre eigene Fraktion „Bürger für Ludwigshafen“ gegründet, bei der Ex-AfD-Chef Timo Weber Geschäftsführer ist.
Webers Nachfolger im AfD-Kreisverband, Manfred Hartinger, schmiss das Amt zwischenzeitlich auch hin, so dass die Ludwigshafener AfD derzeit führungslos dasteht. „Wegen Corona sind aktuell keine Wahlen möglich. Vor März wird sich da nichts tun“, sagt Hartinger im Gespräch mit dieser Redaktion. Den Austritt Bährs bedauert er, hat aber auch Verständnis: „Er hat viel Freizeit für die Partei geopfert, jetzt möchte er beruflich weiterkommen. Das ist nur nachvollziehbar“, so Hartinger. „Es ist aber natürlich enttäuschend, dass ein solcher Schritt notwendig ist, um einen neuen Arbeitsvertrag zu bekommen.“
Auswirkungen auf die Fraktionsarbeit befürchtet Hartinger, selbst einer der stellvertretenden Vorsitzenden, nicht. „Pascal Bähr macht gute Arbeit. Wir haben einstimmig beschlossen, dass er weiterhin Stellvertreter bleiben soll.“
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