Ludwigshafen. Die Entschärfung einer 500 Kilogramm schweren Weltkriegsbombe in Ludwigshafen ist reibungslos verlaufen. Wieder einmal haben die Einsatzkräfte – allen voran der Kampfmittelräumdienst – ihren professionellen Umgang mit derlei Bedrohungslagen unter Beweis gestellt. Dennoch wirkt der Großeinsatz am Mittwochabend nach. Nicht die Leistung der Helfer ist Hauptgesprächsthema, sondern das Verhalten weniger Bürgerinnen und Bürger, die sich weigerten, die Evakuierungszone rund um den Fundort der Fliegerbombe zu verlassen und die Entschärfung damit stundenlang hinauszögerten. Die Stadt prüft nun Maßnahmen für die Zukunft, wie es am Donnerstag hieß. Denn für die Einsatzkräfte und alle anderen Bewohnerinnen und Bewohner der Sperrzone, die ihre Häuser ordnungsgemäß verlassen hatten, entwickelte sich der Abend zu einer wahren Geduldsprobe.
Ermüdende Warterei für die Experten des Kampfmittelräumdienstes
Dies galt besonders auch für die Experten des Kampfmittelräumdienstes. Zweieinhalb Stunden auf den Einsatzbeginn zu warten, habe er in seiner 18-jährigen Dienstzeit auch noch nicht erlebt, sagt Peter Kappler, der mit seinen Kollegen René Karge und Alexander Schäfer die Bombe binnen 20 Minuten unschädlich machte. Die Warterei sei sehr ermüdend gewesen, zumal der Einsatz für das Trio mit der Entschärfung noch nicht vorbei war. „Wir wussten früh, dass es sehr spät werden würde“, so Kappler. Die Bombe musste nämlich danach mit einem Kran auf den Lkw verladen und ins Depot des Kampfmittelräumdienstes in Pirmasens transportiert werden. „Um vier Uhr in der Nacht hatten wir dann Feierabend“, erzählt Kappler. Normalerweise verschiebe sich der Einsatzbeginn maximal eine halbe Stunde, wenn Bürgerinnen oder Bürger ihr Quartier nicht verlassen wollten, so die Erfahrung der Kampfmittelräumer.
Auswirkungen auf die Arbeit habe die Wartezeit freilich nicht gehabt. „Wenn wir anfangen, ist die Konzentration zu 100 Prozent da“, sagt der Sprengstoffexperte. Die Entschärfung selbst ging reibungslos über die Bühne. Der Aufschlagzünder vorne und der Trägheitszünder am Heck seien noch komplett intakt gewesen. Die Bombe habe drinnen ausgesehen wie neu. Das problematischste sei die Verladung des schweren und dann unschädlichen Sprengkörpers gewesen.
Uneinsichtige Bewohner weigerten sich "hartnäckig"
Auch bei den Verantwortlichen der Stadt haben die Vorkommnisse im Vorfeld der Entschärfung Spuren hinterlassen. So soll geprüft werden, welche Sanktionierungsmöglichkeiten es bei künftigen Räumungsaktionen gegen Verweigerer gibt, wie die Verwaltung am Donnerstag mitteilt.
Sozialdezernentin Beate Steeg, die den Einsatz vor Ort begleitete, denkt dabei insbesondere an die vielen anderen Betroffenen. „Diese Menschen haben in der vergangenen Nacht unter dem unsozialen Verhalten einiger weniger Personen gelitten, die uneinsichtig waren. Das führte dazu, dass mehrere tausend Menschen zusätzliche Stunden nicht in ihre vertraute Umgebung zurückkehren konnten und ausharren mussten“, betont sie. „Davon betroffen waren unter anderem ältere und auf Hilfe angewiesene Personen, die auch im Ausweichquartier in der Eberthalle länger als geplant ausharren mussten, oder Familien mit Kindern.“ Sanktionsmöglichkeiten – auch im Sinne finanzieller Haftung – seien daher auch im Interesse dieser Menschen.
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Laut Verwaltung weigerten sich uneinsichtige Personen am Mittwochabend „hartnäckig“, ihre Wohnungen und Häuser zu verlassen. Nach Einschätzung von Feuerwehr, Kommunalem Vollzugsdienst und Rettungsdiensten waren unter den Uneinsichtigen auch Schaulustige, die sich trotz eingeleiteter Evakuierung in der Nähe des Fundortes der Bombe aufhielten.
Steeg weist jedoch ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei 6800 Bürgern, die ihre Häuser verlassen mussten, insgesamt um einen verschwindend geringen Anteil von Querulanten handelt. „Auch haben wir jedes Verständnis dafür, dass solch eine Evakuierungssituation Menschen verunsichern kann“, sagt sie. „Was unsere Kräfte aber an Uneinsichtigkeit erleben mussten, hatte auch für uns eine neue Qualität. Die Stadtverwaltung wird die gesamten Abläufe im Detail verstärkt analysieren und prüfen, mit welchen Mitteln sie solches Fehlverhalten künftig sowohl von Beginn an unterbinden als auch bestrafen kann.“
Die große Verzögerung sei für die Einsatzkräfte eine enorme Belastung gewesen.
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