Immobilien - Heidelberger Wohnen GmbH erwirbt außergewöhnliche Immobilie und baut Apartment aus / Ab Mitte 2022 bezugsfertig

Nach Besitzerwechsel: Penthouse auf Ludwigshafener Hochbunker wird bald vermietet

Von 
Julian Eistetter
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Der Hochbunker mit Penthouse-Aufbau in der Saarlandstraße. Im kommenden Frühjahr soll die Wohnung bezugsfertig sein. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. Ludwigshafen. Wo einst mehr als 2000 Bürgerinnen und Bürger bei Luftangriffen Schutz vor dem Tod fanden, ist schon bald eine der exklusivsten Wohnungen Ludwigshafens bezugsfertig. 2002 hat ein Rheingönheimer den achteckigen Hochbunker im Stadtteil Mundenhim gekauft und zwölf Jahre später mit neuem Anstrich und einem Penthouse-Aufbau versehen. Mehrere 100 000 Euro investierte der Mann, der anonym bleiben wollte. Seit 2015 stand der Bunker in der Saarlandstraße zum Verkauf, doch auch die Makler von Kozlowski Immobilien bissen sich an dem Objekt sprichwörtlich die Zähne aus. Der anfangs aufgerufene Preis von 1,2 Millionen Euro sank über die Jahre auf unter die Hälfte. Doch jetzt kommt endlich wieder Bewegung in das Projekt.

Die Heidelberger Wohnen GmbH hat den Hochbunker mit Penthouse-Aufbau bereits Anfang des Jahres erworben, wie Geschäftsführer Marco Feindler im Gespräch mit dieser Redaktion bestätigt. Das Unternehmen investiert in Wohnimmobilien und besitzt auch einige Objekte in Ludwigshafen. „Da bin ich zwei- oder dreimal an dem Bunker vorbeigefahren und dachte mir, dass das ein interessantes Objekt ist“, berichtet Feindler. Zum Kaufpreis will er keine genauen Angaben, er habe sich aber etwa im Bereich der letzten Forderung von etwas über 500 000 Euro bewegt.

Der Hochbunker

In Ludwigshafen gibt es insgesamt 46 Bunker, drei davon in Mundenheim. Der Hochbunker in der Saarlandstraße wurde im Jahr 1941 errichtet und bot im Notfall zwischen 2000 und 3000 Menschen Schutz.

2002 wurde er von einem privaten Eigentümer erworben und bis 2015 mit Penthouse-Aufbau umgebaut. Anfang des Jahres kaufte die Heidelberger Wohnen GmbH den Bunker.

Im Frühjahr 2022 soll die Wohnung mit zwei Dachterrassen, zwei Balkonen, 215 Quadratmetern Fläche und Aufzug bis ins Wohnzimmer bezugsfertig sein und vermietet werden.

Teure Brandschutzarbeiten

Um die Penthouse-Wohnung, die sich bislang noch im Rohbau-Zustand befand, vermarkten zu können, muss die Heidelberger Wohnen jetzt nochmal viel Geld in die Hand nehmen. „Vor zwei Wochen haben wir die Genehmigungen für die notwendigen Brandschutzmaßnahmen erhalten“, berichtet der Geschäftsführer. Da der Hochbunker mit seinen sechs Stockwerken und den beiden zusätzlichen Penthouse-Etagen als Hochhaus einzuordnen sei, sind die Bestimmungen sehr streng. Es müssten unter anderem bestimmte Druckanlagen und ein Batteriespeicher eingebaut werden, falls der Strom ausfällt. „Insgesamt stecken wir dafür nochmal 250 000 Euro rein, das ist schon brutal“, so Feindler.

Diese hohen Folgeinvestitionen nennt der Immobilien-Experte auch als Grund, weshalb sich so viele Jahre niemand an den Hochbunker herangetraut habe. „Solche Immobilien kann man nur mit Eigenkapital kaufen, da macht keine Bank mit. Und das nötige Kleingeld, mit Kaufpreis und Ausbau knapp eine Million Euro, bringt eben nicht jeder mit.“

Die Heidelberger Wohnen will die exklusive Wohnung nicht weiterverkaufen, sondern vermieten. Deshalb ist Feindler auch optimistisch, Interessenten zu finden. Bis zum Ende des ersten Quartals 2022 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, spätestens Mitte des Jahres wäre die Penthouse-Wohnung dann bezugsfertig. Die geforderte Kaltmiete schätzt der Geschäftsführer auf rund 2500 Euro. „Viel mehr wird man dafür nicht bekommen“, sagt er. Dabei ist auch Feindler selbst von dem Projekt begeistert. „Das ist schon phänomenal, mit einem 360-Grad-Panoramablick über die Stadt und zwei Dachterrassen. Der Aufzug fährt direkt ins Wohnzimmer, wir bauen alles high-end aus. Das ist schon sehr exklusiv.“

Was mit den unteren Ebenen passiert, steht noch nicht zu 100 Prozent fest. „Im Keller wird die gesamte Brandschutztechnik installiert, der ist damit voll“, sagt Feindler. Das sechste Stockwerk, das unmittelbar unter dem Penthouse liegt, soll als dessen Keller dienen. Alle Geschosse dazwischen bieten jeweils eine Fläche von 126 Quadratmetern, aufgeteilt auf mehrere kleine Kammern. „Aktuell bieten wir diese zur Miete als Lagerflächen an. Die Nachfrage hält sich aber noch in Grenzen.“

Museum-Idee liegt vorerst auf Eis

Klaus Jürgen Becker, stellvertretender Leiter des Stadtarchivs und Mitbegründer des Arbeitskreises Bunkermuseum Ludwigshafen, kennt die Geschichte des Bauwerks gut. Es wurde im Jahr 1941 aus einer Eisenbetonkonstruktion errichtet. „Konzipiert war der Hochbunker für 600 Personen, im Ernstfall fanden dort aber zwischen 2000 und 3000 Menschen Zuflucht“, berichtet er. Insbesondere die Wohnbevölkerung Mundenheims sowie Personal und Patienten aus dem nahe gelegenen St. Annastiftskrankenhaus seien das gewesen. Die Mitarbeiter der Industrieanlagen hätten damals im nicht weit entfernten Bunker hinter der Tankstelle am Kaiserwörthdamm Schutz gefunden, so Becker.

Gerne hätte Becker in Zusammenarbeit mit Ortsvorsteherin Anke Simon ein Museum in dem Hochbunker an der Saarlandstraße eingerichtet. Die Räume seien geeignet, die Nähe zum Schulzentrum ebenfalls ein Pluspunkt. Mit dem Verkauf an die Heidelberger Wohnen habe sich dies nun aber vorerst erledigt. „Solange der Bunker kommerziell genutzt wird, wird das nichts.“

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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