Berliner Platz

Metropol-Projekt in Ludwigshafen: Jetzt gehen die Arbeiten los

Von 
Julian Eistetter
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Ludwigshafen. Planänderungen, Verzögerungen, Rückschläge – jahrelang ist das größte Hochbau-Projekt in der Ludwigshafener Innenstadt nicht vorangekommen. Nachdem der Stadtrat jetzt den Plänen einer Verlagerung des Rathauses in den Metropol-Komplex eine Absage erteilt hat (wir berichteten), kann es auf der Baustelle am Berliner Platz – im Volksmund nur noch „das Loch“ – endlich losgehen. Hätte das Kommunalparlament die Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) zu Verhandlungen mit dem Investor Timon Bauregie ermächtigt, so wäre dem Bauherr ein weiterer Aufschub von drei Monaten gewährt worden. Da es dazu nun nicht kommen wird, müssen die Arbeiten laut Durchführungsvertrag am 8. Mai beginnen, sonst verfällt die Baugenehmigung.

Und tatsächlich sind auf dem Areal am zentralen Knotenpunkt in der Innenstadt die ersten Bagger angerollt. „Der Beschluss des Stadtrats hat insofern keine Auswirkungen auf den Ablauf, als dass wir das Projekt nun umsetzen, wie es im Durchführungsvertrag ausformuliert ist“, sagt Timon-Geschäftsführer Stephan Mertens auf Anfrage dieser Redaktion. In einem ersten Schritt würde nun das Baufeld von Schutt-Überresten befreit.

Anschließend folgt der Abbruch des unter dem Berliner Platz liegenden Bunkers, der vor einigen Jahren schon einmal begonnen wurde. Dabei handele es sich um ein sehr aufwendiges Verfahren. „Die massiven Bunkerwände müssen mit speziellen Gerätschaften zerschnitten werden“, erläutert Mertens. Im Anschluss gehe es an den Verbau der Baugrube. „Durch den Bunker gibt es bereits bestehende Außenwände, die wir nutzen können.“

Gründung mit Platte und Pfählen

Die Gründung für den Komplex aus einem 67 Meter hohen Hauptgebäude und einem 29 Meter hohen Nebenbau erfolgt in einer Kombination aus Bodenplatte und Pfahlgründung, erläutert der Geschäftsführer. „Der Boden in diesem Bereich ist weich, deshalb können die Pfähle gebohrt werden.“ Eine Ramm-Pfahlgründung sei also nicht geplant. Aus dem Keller heraus soll dann der Rohbau erwachsen. „Das wird aber natürlich seine Zeit brauchen. Vor dem Herbst wird da nichts zu sehen sein“, so Mertens.

120 Millionen Euro kostet das Metropol nach derzeitigem Stand. Das Geschäftsgebäude soll laut Durchführungsvertrag Einzelhandel, Gastronomie, Büros, Arztpraxen und ein Hotel beherbergen. Im Zuge der Debatte um die Verlagerung des Rathauses in den Komplex kam bei einigen Stadtratsfraktionen die Frage auf, ob die geplanten Ankermieter abgesprungen seien. Das sei mitnichten der Fall, betont Mertens im Gespräch mit dieser Redaktion. „Die Ankermieter existieren weiter. Für den Fall eines Rathaus-Einzugs hätten wir dafür aber Lösungen finden können“, sagt er. Einen langfristigen Pachtvertrag über 25 Jahre hat etwa die Hotelgruppe Premier Inn, die am Berliner Platz 182 Zimmer plant.

Ist die Tür für den Rathaus-Standort damit komplett zu? „Wenn die Stadt irgendwann auf uns zukommt und Flächen verfügbar sind, sind wir gerne für Gespräche bereit“, kündigt Mertens an. Die Zeit, nochmals eine große Planungsrunde der Verwaltung in Sachen Rathaus-Standort abzuwarten, habe man aber nicht.

Fertigstellung Ende 2023?

Unterdessen hat die Künstler- und Aktivistengruppe „Buero für angewandten Realismus“ den Mut des Stadtrates begrüßt, „einer offensichtlichen Heuschreckenfirma keine weitere Goldgrube zu öffnen“. Ein Vorhaben, das darauf abziele, ein Rathaus in einen bereits feststehenden Entwurf zu pressen, sei zum Scheitern verurteilt. Prinzipiell sei nichts gegen eine Verwaltung am Berliner Platz einzuwenden. „Aber eben nicht in einem gesichtslosen Glaskasten, dem einzig der finanzielle Gewinn des Investors als Konzept zugrunde liegt“, heißt es in einer Mitteilung.

Das Metropol-Projekt ist von Anfang an umstritten gewesen. Seit dem Abriss der „Tortenschachtel“ 2015 klafft am Berliner Platz eine Baugrube. Diese soll nun in den kommenden zweieinhalb Jahren mit dem Hochhaus-Komplex gefüllt werden. Im vierten Quartal 2023 soll das Projekt fertig sein. Unter dem Platanenhain ist eine Tiefgarage mit 132 Stellplätzen geplant.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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