Ludwigshafen. Im Jahr 1972 begann alles mit einer einzelnen Sozialarbeiterin, heute gibt es eine Abteilung mit 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Voll- und Teilzeit. Die Ludwigshafener Drogenhilfe feiert in diesem Jahr ihr 50. Jubiläum und blickt inzwischen auf eine bewegte Geschichte zurück. Aus der Arbeit einer Einzelkämpferin als „Städtische Jugend- und Drogenberatungsstelle“ entwickelte sich ein vielschichtiges und modernes Suchthilfenetzwerk. Das Spektrum reicht dabei von Präventionsangeboten an Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen über Schulungen und die Beratung von Klienten sowie deren Angehörigen bis hin zur Straßensozialarbeit.
Die Mittel, die der Drogenhilfe zur Verfügung standen, variierten im Laufe der Jahre stark. Während ab dem Jahr 1994 ein sogenanntes Booster-Programm durchgesetzt wurde, bei dem mehrere Millionen Mark investiert werden konnten, herrschte einige Jahre später eiserner Sparzwang. Das war etwa ab dem Jahr 2008, damals wurde Hans Sahoraj Abteilungsleiter der Drogenhilfe. Das Amt sollte er bis ins Jahr 2019 bekleiden. Am Donnerstag berichtete er bei einem Fachtag anlässlich des Jubiläums über den steigenden Legitimationsdruck, den die Drogenhilfe in dieser Zeit verspürte. „Die freiwilligen Leistungen wurden zusammengestrichen und auch bei uns sollten Angebote wegfallen.“
Die Abteilung
- Die Drogenhilfe Ludwigshafen besteht aus 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Teil- und Vollzeit.
- Sie untergliedert sich in eine Beratungsstelle, ein Sleep inn, Straßenarbeit und Prävention.
- Jährlich werden in Ludwigshafen zwischen 600 und 650 Betroffene betreut. Während Corona waren es weniger.
- Seit der Pandemie gibt es aber einen stärkeren Zulauf von Jugendlichen, die Cannabis konsumieren.
Auf seine Anregung hin wurde damals jedoch ein anderer Weg gegangen. Sahoraj regte an, einen Prozess zur Qualitätsentwicklung anzustoßen, der federführend von der Hochschule Koblenz angeleitet wurde. „Alle unsere Leistungen kamen auf den Prüfstand und wir haben überlegt, was überhaupt notwendig ist und wo wir effektiver und wirksamer sein können. Das war ein sehr fruchtbarer Prozess.“ Es seien viele wissenschaftliche Grundlagen erarbeitet worden, mit denen die Notwendigkeit einer Drogenhilfe und ihrer Angebote noch besser hätten begründet werden können.
Kampf gegen Sparmaßnahmen
Dennoch kamen 2012 neue Einschnitte. Weitere Sparmaßnahmen standen an. Unter anderem wurden die Wohngemeinschaft der Drogenhilfe geschlossen und die kurativen Dienste eingestellt. Auch ein Bus für Veranstaltungen wurde gestrichen. Für die Mitarbeiter sei das damals frustrierend gewesen, berichtet Sahoraj. Man habe sich mehr und mehr „eingeigelt“ und in eine Verteidigungshaltung begeben.
Irgendwann habe man dann aber einen Schritt gemacht und sei auf andere soziale Einrichtungen zugegangen, um ein Netzwerk zu knüpfen. Seit einigen Jahren wird dieses mehr und mehr ausgebaut mit dem Ergebnis immer neuer Projekte. „Wir als Drogenhilfe können der Problematik nicht allein Herr werden. Fast überall in der Gesellschaft trifft man auf Menschen, die mit Suchtproblemen in Berührung gekommen sind. Deshalb setzen wir auf Kontakte etwa bei Jugendeinrichtungen oder beim Jobcenter und brauchen viele Helferinnen und Helfer“, so der Ex-Abteilungsleiter.
Wie groß der Bedarf in Ludwigshafen ist, zeigen Zahlen, die die Verwaltung auf Anfrage nennt. „Seit 2013 bewegen sich die Fallzahlen konstant im Bereich von 600 bis 650 Klientinnen und Klienten im Jahr, mit einem Corona-bedingten Einbruch 2020 und 2021 auf 540 und 561“, teilt eine Sprecherin mit.
Corona fördert Cannabis-Konsum
Menschen mit Drogenproblemen kommen dabei auf ganz unterschiedlichen Wegen zur Beratungsstelle - entweder auf Anraten von anderen Klienten, Bekannten, Angehörigen, Ärztinnen oder Krankenhäusern, weil diese den Eindruck haben, dass die Person Unterstützungsbedarf hat. Auch durch Auflagen etwa der Jugendgerichtshilfe, von Bewährungshelfern oder Gerichten kommen die Betroffenen zur Drogenhilfe, und manchmal natürlich auch aufgrund eigener Einsicht, dass sich im Leben etwas ändern soll, so die Sprecherin.
Die am häufigsten konsumierten Drogen in der offenen Szene in Ludwigshafen sind seit einigen Jahren Amphetamin und Kokain. Große Risiken für Konsumenten und Konsumentinnen birgt nach Information der Drogenhilfe der Mischkonsum dar, wenn viele unterschiedliche Substanzen meistens in Verbindung mit Alkohol eingenommen werden. Die Wechselwirkungen seien im Einzelfall schwer vorhersehbar. Als aktuelle Entwicklung aus den Corona-Jahren beobachtet die Drogenhilfe einen stärkeren Zulauf von jüngeren Menschen im Alter von 14 bis 21 Jahren, die im Zusammenhang mit Cannabis-Konsum auffällig wurden.
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