Kommentar Ludwigshafener Weihnachtsmarkt: Warten auf den Lerneffekt

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Julian Eistetter
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Nimm Du ihn, ich hab’ ihn sicher.“ Wenn dieser Spruch beim Fußball fällt, hat das nichts Gutes zu bedeuten. Zwei Verteidiger schieben sich die Verantwortung hin und her – und am Ende geht es schief. Betrachtet man aktuell die linksrheinische Corona-Politik, dann kommt einem dieser Spruch unweigerlich in den Sinn. Beim Thema Impfen baut das Land Rheinland-Pfalz auf die Ärzte, obwohl diese schon öffentlich um Hilfe rufen. Erst auf großen Druck hin werden die Impfzentren, die extra für die aktuelle Pandemie-Phase in den Standby-Modus versetzt wurden, reaktiviert. Und auch bei den Weihnachtsmärkten macht die Regierung keine gute Figur, wenn sie die Verantwortung für 2G, 3G oder sonstige Zugangsbeschränkungen einfach auf die Kommunen abwälzt, wie von Gesundheitsminister Clemens Hoch getan. Ministerpräsidentin Malu Dreyer kündigte am Donnerstag nach der Ministerpräsidentenkonferenz lediglich an, dass man sich mit den Weihnachtsmärkten nochmals befassen wolle.

Das hat nun zur Folge, dass unter anderem in Ludwigshafen seit Tagen ein Weihnachtsmarkt ohne jegliche 2- oder 3G-Kontrollen läuft, während überall die Corona-Fallzahlen explodieren und sich die Intensivstationen wieder füllen. Die Veranstalter setzen auf Abstand und Masken beim Anstehen. Verstehen muss man das nicht. Denn beim Glühwein und der Bratwurst am Stehtisch spielt die Maske dann ja schon keine Rolle mehr.

„Ich verstehe überhaupt nichts mehr“, hatte jüngst auch Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck mit Blick auf den Weihnachtsmarkt gesagt und auf eine Verschärfung der Landesverordnung gehofft. Dabei könnte ja auch sie ein Machtwort sprechen, immerhin wird der Weihnachtsmarkt von der städtischen Tochtergesellschaft Lukom ausgerichtet. Und das Land hatte die Verantwortung ja explizit den Kommunen überlassen – „Nimm Du ihn, ich hab’ ihn sicher“ eben.

Eigentlich kann man das alles kaum noch glauben. Schließlich haben während der ersten drei Corona-Wellen alle Beteiligten immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig einheitliche Regeln besonders hier im Dreiländereck sind. Jetzt befinden wir uns in Welle vier und haben wieder einen Flickenteppich in der Region. Alarmstufe hier, Larifari dort. Hallo? Lerneffekt? Ein solches Vorgehen sendet falsche Signale und treibt die Spaltung der Gesellschaft voran, denn der Frust der Bürgerinnen und Bürger wächst. Die Verteidiger sollten sich dringend einigen, wie sie den Ball entschärfen wollen. Nur, dass das hier kein Spiel ist.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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