Ludwigshafen. Es ist eine dieser Aktionen, die vor allem für eines sorgen – für ordentlich Stimmung in den sozialen Netzwerken. Oder verspricht sich der von der Wahl ausgeschlossene OB-Kandidat der Alternative für Deutschland (AfD), Joachim Paul, tatsächlich tatkräftige Unterstützung aus den USA, wenn er ein eineinhalbminütiges Video produziert, das der rechtspopulistische „Deutschland-Kurier“ bereits am Montag auf seinem X-Kanal verbreitet hat? Soll Elon Musk jetzt mit der Kettensäge von Westen her durch den Pfälzerwald kommen? Oder sollte Donald Trump gar ein U-Boot „from the North Sea“ den Rhein hinaufschicken. Immerhin wäre der Mann mit den pfälzischen Vorfahren damit nicht der erste, denn da kam ihm ein anderer Präsident, nämlich der des Technik Museums Sinsheim-Speyer, zuletzt zuvor. Was übrigens schon mal dagegen spräche, dass der 79-jährige Trump das überhaupt in Erwägung zöge.
Bestellt JD Vance den Ludwigshafener Wahlausschuss ein?
Wird JD Vance jetzt den Ludwigshafener Wahlausschuss ins Weiße Haus einbestellen? Und wird Marco Rubio die Botschaft der USA in Berlin schließen lassen? Fragen über Fragen. Antworten werden wir von Joachim Paul nicht bekommen, denn er spricht nicht mehr mit einer Redaktion, die sich etwas kritischer mit ihm auseinandersetzt, als er das bei „Compact TV“, „Tichys Einblick“ oder „Deutschland-Kurier“ gewohnt ist. Klar ist jedenfalls: Nichts dergleichen wird demnächst passieren.
Wer den Inhalt von Pauls Video wissen möchte, schaut sich das entweder selbst an oder wiederholt vor dem geistigen Auge dessen Aussagen der vergangenen Wochen. „At any costs“, also um jeden Preis, wollten die anderen an der Macht bleiben, sagt er den Herren Musk, Rubio und Vance ins Gesicht. Die können sich sowas natürlich gar nicht – auch nicht bei Ansicht ihres obersten Dienstherren – vorstellen, dass es solche Leute überhaupt jemals geben könnte. Man habe ihn ausgeschlossen. Und das nur, „because I spoke to the wrong people“, weil er sich mit den falschen Leuten unterhalten habe. Was natürlich eine klitzekleine Verharmlosung ist.
„Please help us, Mr. Vance“
Dass es bei den falschen Leuten um strukturelle und enge Zusammenarbeit mit Identitären geht, dass es sich um einen verurteilten Skinhead in seinem ehemaligen oder Noch-Mitarbeiterkreis drehen könnte, der dreimal wegen gefährlicher Körperverletzung in mehreren Fällen vor Gericht stand – all das sagt Paul in dem Video nicht. Auch seine mehr oder minder verborgenen burschenschaftlichen Aktivitäten spielen dabei natürlich gar keine Rolle. Und wieder spielt er den lupenreinen Demokraten, der in der Vergangenheit zwar Ausländer pauschal zu Kriminellen gemacht hat, aber eine Stadt, in der 52 Prozent der Menschen einen Migrationshintergrund haben, regieren will.
„Please help us“ – bitte helfen Sie uns, richtet sich Paul zum Schluss an Mr. Vance, ehe der Koblenzer Landtagsabgeordnete der AfD dazu übergeht, zu behaupten, dass es sich hier um „a case of international interest“, einen Fall von internationalem Interesse handeln würde. Elon Musk kommentierte den Beitrag nur knapp: „Von der Wahl ausgeschlossen? Ohne ein Verbrechen begangen zu haben?“, schrieb er auf seiner Plattform. Womit man wieder mitten in der Diskussion wäre.
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