Stadtentwicklung

Ludwigshafen: Wie die Stadt 2035 aussehen soll

Von 
Stephan Alfter
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Ludwigshafen aus der Vogelperspektive: Wie die Stadt im Jahr 2035 aussehen könnte, wird derzeit über den Flächennutzungsplan erarbeitet. © Bernhard Zinke

Ludwigshafen. Nur mal angenommen: In 20 Jahren ist ein großer Anteil der Bewohner von Ludwigshafen mit Fahrzeugen unterwegs, die autonom, also ohne die Einwirkung des Menschen, fahren.

Wie beeinflusst das die Stadt im Bezug auf ihr Aussehen? Werden überhaupt noch alle ein eigenes Auto haben? Können wir dann eventuell auf große Parkhäuser verzichten? Alle 15 Jahre stellen sich Städte die Frage: Wer werden wir sein? Wie werden wir leben? Etwa: Wie viel Grün muss weichen, um alle Menschen mit Wohnraum zu versorgen, die in die Stadt streben? Und was macht das mit dem Klima in der City?

Die Grundlage für alle diese Überlegungen bietet der sogenannte Flächennutzungsplan. Hier werden die Leitplanken für künftiges Wohnen, Arbeiten, Handel, Bauen oder Freizeit gezogen. Der jüngste Plan dieser Art aus dem Jahr 1999 zeigt bis heute, wo man Entwicklungen richtig eingeschätzt hat und wo man womöglich falsch lag. Daher werden immer wieder Änderungen vorgenommen. Diesen neuen Flächennutzungsplan will und muss die Stadt im Dialog mit den Bürgern realisieren. Er ist die Grundlage für dann zu erstellende konkrete Bebauungspläne. Weil die Corona-Pandemie noch immer ihre Wirkung entfaltet, soll die erste Phase ab Montag, 27. September, digital beginnen und zwischen 18 und 20 Uhr live gestreamt werden. Fragen können einfach per Chat gestellt werden. Die Internetseite www.ludwigshafen-diskutiert.de bietet dafür die Plattform. Schon jetzt stehen dort Informationen zur Verfügung.

Mitarbeiter der Stadtverwaltung Ludwigshafen und das von der Stadtverwaltung beauftragte Planungsbüro Bresch.Henne.Mühlinghaus (bhm) mit Sitz in Bruchsal beantworten zwischen 18 und 20 Uhr Fragen. Mit dabei sind dann auch die Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) und Bau- und Umweltdezernent Alexander Thewalt.

Erste Beteiligung bis 12. Oktober

Nach dem digitalen Auftakt zur Bürgerbeteiligung geht es online weiter: Bis Dienstag, 12. Oktober, können Bürger Anregungen abgeben. Verwaltung und Planungsbüro setzen sich nach Angaben der Stadtverwaltung dann mit den Anregungen auseinander und geben Rückmeldung, welche Hinweise in die weitere Planung aufgenommen werden können. Für Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck handelt es sich bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplanes um einen wesentlichen Teil der Stadtentwicklung. Die Herausforderungen seien groß - die Hauptkritierien hießen Demografie, Digitalisierung, Klimakrise, Mobilitätswende und Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum.

Herausforderungen durch Zuzug

Durch den Zuzug von Flüchtlingen seit 2015 entfiel auf die Städte die Aufgabe, sich mit erheblichen Veränderungen im Bereich des Wohnungsmarktes auseinanderzusetzen. Die großen Transformationen dieser Zeit müssten sozial als auch ökologisch und ökonomisch nachhaltig gestaltet werden, so Steinruck.

Bau- und Umweltdezernent Alexander Thewalt verdeutlichte am Montag: „Der dicht besiedelte Raum in der Metropolregion ist von einer Vielzahl konkurrierender Nutzungsansprüche überlagert. Regionale Grünzüge, Landschaftsschutzgebiete, bestehende Siedlungsflächen, Wasserflächen, Rohrleitungen, Verkehrstrassen, gesetzliche Abstandsflächen und vieles mehr bestimmen den Planungsspielraum der Stadt.“ Darüber hinaus gebe es eine ganze Reihe von Konzepten, Fachplanungen und Leitbildern, die ebenfalls Ziele für die räumliche Entwicklung einer Stadt formulieren. „Die Aufgabe des Flächennutzungsplans ist es daher, die vielen Planungen, Konzepte und Leitbilder zusammenzuführen und zu prüfen, welche Flächen sie benötigen“, so Thewalt. Im Kern gehe es darum, allen Flächen eine Nutzungsfunktion zuzuordnen.

„Dies betrifft insbesondere künftige Wohnbau- und Gewerbeflächen“, erläutern Hanno Babelotzky, Abteilungsleiter im Bereich Ludwigshafener Stadtplanung und Ingenieurin Dorothee Wiesehügel vom Planungsbüro bhm. Wiesehügel, die Ludwigshafen bisher aus einer Begehung kennt, findet den Prozess in Ludwigshafen spannend, weil die Stadtteile sich nach ihrer Meinung sehr stark unterscheiden.

Im Jahr 2024 will die Verwaltung den fertigen Flächennutzungsplan 2035 dem Rat präsentieren. 350 000 Euro wendet die Stadt Ludwigshafen nach eigenen Angaben dafür auf. Der Stadtrat entscheidet am Ende. Die Struktur-und Genehmigungsdirektion Süd (SGD) muss als übergeordnete Behörde ebenfalls ihre Zustimmung geben.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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