Ludwigshafen. Ein 17-Jähriger ist in Ludwigshafen während des Sportunterrichts zusammengebrochen und gestorben. Wie die Staatsanwaltschaft Frankenthal und das Polizeipräsidium Rheinpfalz mitteilten, konnte der Schüler am Donnerstagmorgen trotz sofort eingeleiteter Reanimationsversuche nicht mehr gerettet werden. Der Vorfall ereignete sich gegen 9.30 Uhr in einer Vereinssporthalle im Stadtteil West.
Schüler nach Angaben der Polizei im Unterricht "einfach umgefallen"
Nach Angaben eines Polizeisprechers besuchte der Jugendliche eine der Berufsbildenden Schulen in der Chemiestadt. Um welche es sich handelt, darüber machen die Behörden mit Blick auf die Persönlichkeitsrechte des Verstorbenen sowie zum Schutz der Schulgemeinschaft keine Angaben.
Es habe sich um eine normale Sportstunde gehandelt, bei der kein Hochleistungssport wie etwa ein besonders anstrengender Hindernisparcours oder ähnliches betrieben worden sei, so der Sprecher. Ersten Erkenntnissen nach spielte die Klasse Frisbee, als der 17-Jährige „einfach umgefallen“ sei.
Die genaue Todesursache ist noch unklar. Laut Polizei soll möglichen Vorerkrankungen des Jugendlichen nun durch die Sichtung medizinischer beziehungsweise ärztlicher Unterlagen nachgegangen werden. Davon wird dann auch abhängen, ob die Staatsanwaltschaft eine Obduktion des Leichnams in der Mainzer Rechtsmedizin in Auftrag geben wird.
Todesfall beim Sportunterricht in Ludwigshafen: Notfallseelsorger betreuen Mitschüler und Lehrkräfte
„Unmittelbar nach dem Vorfall waren die Notfallseelsorge sowie die Schulseelsorge im Einsatz für die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte“, teilt Timm Kauhausen, Sprecher der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), also der zuständigen Schulaufsicht in Trier mit. Der Unterricht sei für die betroffene Klasse beendet worden.
Reinhard Herzog ist seit 15 Jahren bei der Notfallseelsorge und war an diesem Morgen an der Sporthalle im Einsatz. Auf den konkreten Fall darf er nicht eingehen, grundsätzlich sei es in solchen Situationen aber wichtig, die Betroffenen, also Angehörige oder Augenzeugen, selbst entscheiden zu lassen, ob sie reden möchten oder lieber nicht. „Meine Erfahrung zeigt, dass es gut ist, zu sprechen und gleich mit der Aufarbeitung zu beginnen“, sagt Herzog. Die Aufgabe der Notfallseelsorger, am Donnerstag waren gleich mehrere vor Ort, sei es da zu sein, zuzuhören und über das weitere Vorgehen zu informieren. „Wir bleiben so lange, bis der Schock abgeklungen ist. Das erkennt man im Gesicht der Personen, in den Augen“, berichtet Herzog.
Er selbst gebe auch immer seine Handynummer heraus und biete an, weitere Gespräche zu führen. Gebrauch werde davon nur selten gemacht. „Wir sind für den ersten Schock da. Dafür, den Zug wieder auf die Gleise zu setzen.“ Auch bei einer möglichen Trauerfeier der Schule werde die Notfallseelsorge vorsorglich wieder anwesend sein.
Schulgemeinschaft und Schulleitung stimmen nach Tod eines 17-Jährigen das weitere Vorgehen ab
Das weitere Vorgehen stimmt die Schulleitung nach Angaben der ADD in den nächsten Tagen eng mit Vertretern der Schulgemeinschaft ab. „Hierzu finden aktuell Gespräche und Abstimmungen statt“, so Kauhausen. So bestehe etwa Kontakt mit dem Schulpsychologischen Dienst des Pädagogischen Landesinstituts, der am Freitag an der Schule vor Ort sein werde. „Selbstverständlich liegt der Fokus generell darauf, das weitere Vorgehen und die konkreten weiteren Angebote auf den individuellen Bedarfen in der Schulgemeinschaft aufzubauen“, sagt er.
Um Schulen in Situationen dieser Art bestmöglich zu unterstützen, gibt es seit dem Jahr 2007 den sogenannten Krisenordner. Diese Handreichung wurde im Laufe der Jahre immer wieder aktualisiert und an die gesetzlichen Rahmenbedingungen angepasst. Sie gibt Hinweise und Empfehlungen, wie Schulen in Zusammenarbeit mit Polizei, Rettungsdiensten, Jugendämtern und der Unfallkasse auf Ausnahme- und Krisensituationen reagieren sollten.
Nach Angaben von Notfallseelsorger Reinhard Herzog gibt es an den Schulen ausreichend Expertise, solche schwierigen Zeiten zu meistern. „Sollten sie nicht mehr weiterkommen, können sie uns auch im weiteren Verlauf natürlich kontaktieren“, sagt er.
Wie der Notfallseelsorger selbst mit den tragischen Erlebnissen umgeht
Für Herzog selbst gehört der Umgang mit solch tragischen Vorfällen seit vielen Jahren zum Leben dazu. 2022 war er unter anderem nach dem Messerangriff mit zwei Toten in Oggersheim vor Ort und betreute Zeugen und Angehörige. Inzwischen kann er das erlebte Leid schnell abschütteln, wie er sagt. „Auch wir Notfallseelsorger reden ja über das Erlebte. Danach richten wir den Blick wieder nach vorne.“ Die Mitschüler des 17-Jährigen werden dafür wohl etwas mehr Zeit brauchen.
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