Ludwigshafen. Einige Fans der Rhein-Neckar Löwen nehmen jede Menge auf sich, um den zweifachen deutschen Meister auch auswärts live zu sehen. Mit dem Kleinbus nach Veszprem, mit dem Zug nach Flensburg – manchem ist keine Reise zu weit. Gestern Abend gab es das Kontrastprogramm. Zum Derby bei den Eulen Ludwigshafen in der Friesenheimer Ebert-Halle fuhren die meisten Löwen-Fans ganz bequem mit einer eigens organisierten Straßenbahn, schließlich liegen die Heimspielstätten der Clubs gerade einmal zehn Kilometer auseinander.
Die Anhänger des Pokalsiegers ersparten sich so zwar die Reisestrapazen, hatten beim ersatzgeschwächten Tabellenletzten aus der unmittelbaren Nachbarschaft aber lange mit einem erhöhten Adrenalinspiegel zu kämpfen, weil beim 28:21 (13:11)-Erfolg der Löwen vor allem in der ersten Halbzeit kaum ein Unterschied zwischen dem Spitzenteam aus dem Badischen und den pfälzischen Gastgebern zu sehen war. Erst im zweiten Durchgang setzte sich der Vizemeister entscheidend ab und konnte sich dabei auch auf seinen starken Torhüter Andreas Palicka verlassen.
Magdeburg patzt
„Das war wieder so ein Spiel mit vielen Aufs und Abs. Aber in unserer gegenwärtigen Situation müssen wir zufrieden sein, wenn wir einfach die Punkte mitnehmen können“, kommentierte Kapitän Andy Schmid die Partie. Zumindest mit Blick auf die Zähler hatte der Schweizer recht, da parallel beispielsweise der SC Magdeburg zuhause gegen Göppingen patzte. Die personell gebeutelten Eulen nahmen dagegen Selbstvertrauen mit.
Die Löwen stellten dem Aufsteiger, der nach viel Verletzungspech keinen Spielmacher mehr im Kader hatte, eine 5:1-Abwehr entgegen, um den improvisierten Rückraum zusätzlich zu stören. Das ging anfangs auf. Andreas Palicka im Löwen-Tor parierte einige Distanzwürfe, beim 6:3 (12.) hatten die Badener erstmals einen Drei-Tore-Vorsprung herausgearbeitet. Eine krasse Fehlentscheidung des Gespanns Sebastian Grobe/Adrian Kinzel, die einem klaren Treffer von Bogdan Radivojevic die Anerkennung verweigerten (15.), brachte den Pokalsieger dann zum ersten Mal aus dem Tritt.
Statt 7:4 stand es plötzlich 6:5 aus Sicht der Löwen. Der Außenseiter nutzte die Aufregung, während die Gelbhemden nicht mehr ihre Linie fanden. Selbst Strafzeiten gegen die Pfälzer konnten die Löwen nicht ausnutzen – im Gegenteil. So warf beispielsweise Schmid erst den Ball zum Gegner und schloss danach überhastet ab, was ihm direkt einen Platz auf der Bank bescherte, während die Eulen aus einem 8:9-Rückstand die umjubelte 10:9-Führung machten (27.). Damit waren die Löwen auf dem Tiefpunkt der ersten 30 Minuten. Doch bis zum Halbzeitpfiff und nach dem 11:11 reagierte der Pokalsieger immerhin mit einem Doppelschlag durch Taleski und Schmids zweiten Treffer zum 13:11.
Und auch nach dem Wechsel gaben die Löwen nun den Ton an. Mit einem 3:0-Lauf schraubten sie das Ergebnis schnell auf ein beruhigendes 16:11. Die Eulen benötigten ganze sieben Minuten, bis sie beim 12:16 wieder auf der Anzeigetafel auftauchten. Doch dass selbst Fünf-Tore-Führungen zuletzt keine Sicherheit mehr gaben, kennt man inzwischen von den Löwen. So war es nicht verwunderlich, dass Ludwigshafen nach dem 18:13 (40.) plötzlich wieder auf 18:16 dran war (42.).
Doch dieses Mal behielten die Löwen kühlen Kopf und antworteten mit einer 4:0-Serie zum 22:16 (50.), die endgültig die Weichen stellte. Dabei blieben die Löwen fast zehn Minuten ohne Gegentor, dem tapfer kämpfenden Aufsteiger gingen auch aufgrund des Personalmangels nun sichtlich die Kräfte aus.
Dies nutzte nicht zuletzt Routinier Gudjon Valur Sigurdsson immer wieder mit seinen schnellen Vorstößen, am Ende war der erfahrene Isländer mit 10/3-Toren bester Werfer der Löwen, bei denen Keeper Palicka mit einem Treffer ins verwaiste Eulen-Tor zum 25:18 (55.) seine starke Leistung (15 Paraden) krönen durfte. Bis zum 28:21-Endstand taten sich beide Teams dann nicht mehr weh, auf Löwen-Seite kam noch Youngster Tim Ganz zu seinen ersten Minuten in der Bundesliga. Und ihre Fans hatten Grund zur Freude.
Eulen - RNL
- Rhein-Neckar Löwen: Palicka (1), Appelgren (n.e.) – Sigurdsson (10/3), Nielsen (1), Radivojevic – Mensah Larsen (6), Schmid (3), Petersson (2) – Guardiola, Taleski (1), Kohlbacher (1), Abutovic, Fäth (n.e.), Lipovina (n.e.), Tollbring (2/2), Ganz (n.e.).
- Eulen Ludwigshafen: Hanemann, Lenz (n.e.) – Scholz (3), Dippe (1), Falk (3) – Dietrich (2), Müller (3), Salger (2) – Haider (1), Hideg (3), Hofmann (1/1), Stüber (2).
- Strafminuten: Guardiola (2), Mensah Larsen (2), Abutovic (4) – Salger (2), Dietrich (2), Stüber (2).
- Beste Spieler: Palicka, Mensah Larsen, Sigurdsson – Hideg, Müller – Schiedsrichter: Sebastian Grobe/Adrian Kinzel (Braunschweig/Bochum)
- Zuschauer: 2350 (ausverkauft).
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