Ludwigshafen. In der Ludwigshafener Gartenstadt formiert sich Widerstand gegen ein geplantes Wohnprojekt der Immobiliengesellschaft GAG. Die Anlage mit 33 Wohneinheiten soll auf einem bislang brachliegenden Grundstück südöstlich der Eichenstraße entstehen. Naturschützer kritisieren in diesem Zusammenhang die übermäßige Versiegelung der Fläche, die das Vorhaben mit sich bringen würde. Insbesondere die Bebauung eines kleinen Wäldchens auf dem Areal sorgt dabei für Ärger. Bei einem Ortstermin, zu dem die Pollichia-Ortsgruppe Ludwigshafen-Mannheim eingeladen hatte, kamen rund 50 Interessierte, überwiegend aus der direkten Nachbarschaft.
Nach Angaben von Johannes Mazomeit, dem Vorsitzenden der Pollichia-Ortsgruppe, stehen auf dem Grundstück diverse verwilderte Obstbäume und Sträucher, im Randbereich etwa 20 alte Nadelbäume. „Es ist ein wichtiger Brutplatz für verschiedene Vogelarten und wichtiger Teil eines innerstädtischen Grünzugs, der von Rheingönheim nach Friesenheim reicht“, sagt er. Und auch wenn sich auf dem Grundstück keine streng geschützten Arten tummeln würden, so sei die Grünfläche doch definitiv erhaltenswert. „Sollte die Planung der GAG unverändert umgesetzt werden, geht dieses wertvolle Brut- und Nahrungsgebiet für vielerlei Tierarten verloren“, warnt der Geobotaniker und Umweltplaner. An seine Stelle trete eine „unsensible Bebauung, die aus den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts stammen könnte“, betont er.
Mit dem Ortstermin wollten die Naturschützer die Öffentlichkeit über das Projekt informieren, bevor die Beschlüsse dazu in den Gremien fallen und das Vorhaben „still und leise“ durchgebracht werde, wie Mazomeit sagt. Denn eine Erschließung liege in diesem Bereich bereits vor, weshalb keine Aufstellung eines Bebauungsplans notwendig sei und eine einfache Baugenehmigung genüge. Auch Ausgleichsmaßnahmen seien daher nicht erforderlich.
„Unser Ziel ist, dass bei den Plänen nochmal deutlich nachgesteuert wird“, macht Mazomeit klar. „Wir wollen Transparenz schaffen und eine Debatte anstoßen“, sagt er. Denn die Pläne seien durchaus schon recht weit gediehen.
Dabei geht es den Naturschützern nicht allein um die Fläche in der Gartenstadt. „Wir sehen das Projekt in einem Gesamtzusammenhang. Es entstehen derzeit an vielen Orten in der Stadt Neubaugebiete, und das geht zumeist auf Kosten von Freiflächen“, sagt Mazomeit. Der Flächennutzungsplan sei seit Jahren nicht aktualisiert worden, es fehle eine übergreifende Planung, die auch Grünzüge und Stadtklima ausreichend berücksichtige. „Das liegt völlig brach“, sagt er. Viele Pläne seien vollkommen veraltet, und die Grundstücke würden wahllos aus ihrem Umweltgefüge gerissen.
„Das Bauprojekt östlich der Eichenstraße ist erst der Anfang, es werden noch ganz andere Gebiete folgen“, warnt der Naturschützer. „Für uns ist das jetzt gewissermaßen ein Startschuss, um an die Öffentlichkeit zu gehen“, betont er. Wohnungsbau sei ein wichtiges Thema, gerade in Ludwigshafen, wo der Markt völlig überhitzt sei. „Aber neue Wohnprojekte müssen attraktiv und ökologisch sein“, fordert er.
Bei dem Ortstermin zuletzt seien auch einige Mitglieder des Ortsbeirats zugegen gewesen. Diese hätten sich gewundert, weshalb das Stadtteilgremium noch nicht über die Pläne informiert worden sei. Auch für die Sitzung an diesem Mittwoch steht auf der Tagesordnung nichts zu dem Vorhaben. Ortsvorsteher Andreas Rennig sagt im Gespräch mit dieser Redaktion, dass das Vorhaben noch vorgestellt werden soll, eine Abstimmung werde es jedoch nicht geben. Er betont, dass in der Gartenstadt dringend Wohnraum für Familien benötigt werde. „Viele Flächen haben wir nicht mehr“, wirbt er um Verständnis.
Eine Sprecherin der GAG sagt auf Anfrage dieser Redaktion, dass zum Zeitplan noch keine Angaben gemacht werden könnten, „da sich das Bauvorhaben noch in der Konzeptphase befindet“. Auch in den Gremien der GAG sei es noch nicht behandelt worden. Zu der geplanten Wohnanlage an der Eichenstraße sei aber bereits eine Bauvoranfrage an die städtische Bauaufsicht gestellt worden. Diese wurde nach Angaben der GAG-Sprecherin positiv beschieden. Für das Projekt werde ein „hoher energetischer Standard“ angestrebt. Und: „Selbstverständlich setzen wir alle bau-, natur- und artenschutzrechtlichen Vorgaben um“, versichert die Sprecherin.
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